Christian Meinert und FV Engers: "Genießen und jeden Moment aufsaugen"
Rheinlandpokalsieg und DFB-Pokalticket mit dem FV Engers: Kapitän Christian Meinert spricht mit FUSSBALL.DE über Pokalemotionen und Wunschgegner.
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FIFA-Turnier: "Mit Barca gewinnt jeder - hätte ich auch nehmen können, aber da fehlt mir die Herausforderung."[Foto: imago images/Steffen Kuttner]
Seit einigen Monaten ist "FIFA 20" auf dem Markt. Amateurkicker und Profifußballer fiebern jährlich dem Release entgegen und verbringen fortan viele Stunden an der Konsole. Beim teaminternen Turnier der eigenen Kreisliga-Mannschaft geht es dabei mitunter heiß her. Grundsätzlich sind Gegentore stets "unverdient und lächerlich". Die neueste Ausgabe der FUSSBALL.DE-Kolumne Amateur-Alltag.
Fußball-Weisheit #87: " Dann hältst du den Controller falschrum." (Martin Harnik auf den Kommentar eines Journalisten, der schon jahrelang versuche, so ein spektakuläres Tor, wie Harnik es zuvor im Spiel gelungen war, auf der Konsole zu erzielen)
Egal ob Amateurkicker, Profi oder einfach nur Fußballfan: In vielen Wohnzimmern schütteln sich die Konsolen-Fans derzeit die Krämpfe aus den Daumen. Seit einem Monat ist die Fußball-Simulation "FIFA 20" auf dem Markt, kurz zuvor ging bereits Dauer-Konkurrent "Pro Evolution Soccer" an den Start. Die Fans fiebern schon Wochen vorher auf das Release ihres Favoriten hin, doch nicht nur Otto Normalzocker zählt diesen Countdown zuhause herunter. Auch die großen Star-Kicker können kaum erwarten, sich selbst in der Simulation steuern zu können. Doch dabei kommt nicht nur Freude auf. So teilte BVB-Flügelflitzer Jadon Sancho beispielsweise via Twitter gegen Entwickler "EA Sports" aus, da er mit seiner virtuellen Version so gar nicht einverstanden war: "Nur ein Wert von 77 in Passen?!" Der 19-Jährige sieht sich in diesem Bereich klar unter Wert dargestellt.
Man mag sich als Außenstehender denken, dass das Ganze ja nur ein Spiel sei und nicht so ernst genommen werden müsse, doch auch in mehreren Interviews legte Sancho später nach und machte damit deutlich, wie sehr das Ganze an ihm nagt. Neben dem Pass-Attribut fühlt er sich auch optisch nicht ausreichend getroffen: "EA sollte sich meine Haare nochmal genauer angucken. Ich habe einen Übergang an den Seiten, der in FIFA nicht dargestellt wurde." Eine ähnliche Kritik äußert Franck Ribéry, dessen Ebenbild im Spiel tatsächlich kaum zu identifizieren ist. Ribéry postete ein Bild von seinem Alter Ego auf Twitter und fragte die Entwickler provokant: "Wer soll das sein?"
"Digga, mit Barca gewinnt jeder! Hätte ich auch nehmen können, aber da fehlt mir die Herausforderung"
Unter solchen Beiträgen entbrennen stets heiße Debatten unter Zockern, was in jedem Fall zur niemals endenden Diskussion führt, was denn nun ein für alle Mal besser ist: FIFA oder ProEvo? So viel Kritik die Spiele dabei auch immer wieder ernten, am Ende werden sie doch gezockt – und nicht zu knapp. Der durchschnittliche Amateurkicker verbringt unzählige Stunden an der Konsole, um online gegen Leidgenossen aus der Selbsthilfegruppe der "Anonymen FIFA-Suchtis" anzutreten. Die jüngeren Nachwuchsspieler bekommen zuhause womöglich noch verzweifelte Anweisungen der Eltern: "Nun geht doch mal an die frische Luft und hängt nicht die ganze Zeit im Zimmer rum!" Doch spätestens dann, wenn die Jungs den Fernseher kurzerhand auf die Terrasse geschleppt haben und von dort aus weiterdaddeln, hissen die Erzeuger die weiße Fahne. Bei den Spielern im Männerbereich gibt es außer einer Freundin niemanden mehr, der die Zocker zumindest noch versucht, von Alternativbeschäftigungen zu überzeugen. So wird dem runden Leder nachgejagt, bis die Augen viereckig sind.
Vor allem in jüngeren Jahren nutzen viele FIFA-Fans die Möglichkeit, sich selbst als Spielfigur zu erstellen. So kann man wie die Sanchos oder Ribérys sein virtuelles Ich über den Rasen jagen - mit dem Vorteil, dass das Aussehen und die Bewertungen in der eigenen Hand sind. Würde man sich in Relation zu den echten Profis auch nur ansatzweise realistische Attribute zuordnen, so würde man auf der Eins-bis-99-Skala unter Garantie in der unteren Hälfte landen, wenn nicht gar im unteren Viertel. Doch wer will schon mit einer 24er-Gesamtbewertung über den Bildschirm stolpern? Also legt man seine Stärken kurzerhand etwas großzügiger aus und lässt bei seinen eklatanten Schwächen einfach mal Fünfe gerade sein. Das Ergebnis: Ein Topstürmer mit bescheidener 88er-Bewertung, der es problemlos mit einem Aubameyang oder Mbappé im Sprintduell aufnehmen könnte.
Natürlich beherrscht der digitale Klon von Kreisliga-B-Angreifer Marvin Schulze auch alle Spezialbewegung im Schlaf, sodass er mit schwindelerregenden Übersteigern, bei denen er sich im echten Leben sofort beide Hacken brechen würde, an den Topverteidigern der Welt vorbeiziehen kann. Auf dieser Grundlage kann sich Schulze vor der heimischen Konsole dann auch ohne schlechtes Gewissen beim BVB in den Sturm stellen und an der Seite der virtuellen Teamkollegen Reus und Hummels die Champions-League-Trophäe als Kapitän in die Höhe strecken. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.
Beim teaminternen Konsolen-Turnier der eigenen Kreisliga-Mannschaft kann Schulze sein Ebenbild allerdings nicht steuern. Hier gelten nur die aktuellen Kader aus dem "Real-Life". Doch schon vor dem Turnier entbricht mal wieder die klassische Frage: FIFA oder ProEvo? Wer glaubt, dass diese Frage unter Erwachsenen ruhig, sachlich und einigermaßen zügig beantwortet werden kann, irrt gewaltig. Es entsteht eine wahre Bundestagsdebatte mit zeitlich begrenzten und hoch emotionalen Beiträgen, die inhaltlich zwischen "FIFA hat halt mehr Lizenzen" und "ProEvo hat das geilere Gameplay" einzuordnen sind.
Wenn endlich eine Einigung besteht, geht es zur Auswahl der Teams: Jeder Turnierteilnehmer darf eine Mannschaft auswählen, wobei natürlich absolutes Expertenwissen gefragt ist: "Die Dreierspitze bei Liverpool kommt meinem Spielstil entgegen", "Real Madrid ist längst nicht mehr das FIFA-Team, das es mal war" oder "Lewandowski ist zwar stark, aber ihm fehlt es leider an Geschwindigkeit." Dann geht es endlich ins Turnier, wobei es natürlich heiß hergeht. Sicher ist, dass keiner seine Niederlage als verdient hinnimmt. Entweder war der Controller kaputt ("Da habe ich gar nicht hingedrückt, Macker!"), das berüchtigte Momentum von FIFA hat wieder zugeschlagen ("Ich schieße 15-mal aufs Tor, du nur dreimal und gewinnst das Spiel - ist klar") oder der Gegner hat eine zu starke Mannschaft gewählt ("Digga, mit Barca gewinnt jeder! Hätte ich auch nehmen können, aber da fehlt mir die Herausforderung."). Der einzige Grund, der kategorisch ausgeschlossen wird, ist das eigene Unvermögen. Der Turnierabend bleibt dennoch kurzweilig: Es fallen viele Last-Minute-Treffer, so dass man am Ende des Abends froh ist, wenn nur ein oder zwei Controller verschrottet sind, weil sie im Frust über einen "völlig unverdienten und lächerlichen" Gegentreffer quer durch den Raum geschleudert wurden.
In jeder Clique gibt es meist die ein oder zwei üblichen Verdächtigen, die die teaminterne FIFA-Krone unter sich ausfechten. Einige von ihnen träumen davon, als eSportler von einem Profiteam unter Vertrag genommen zu werden und um die großen virtuellen Titel zu spielen. Wer dabei außergewöhnliches Talent beweist, kann es sogar in die DFB-Auswahl schaffen. Kein Scherz: Die deutsche eNationalmannschaft stand gerade am Freitag bei einem Turnier in Portugal gegen Frankreich und den Gastgeber auf dem virtuellen Rasen - und sie stellt mit Mohammed "MoAuba" Harkous sogar einen frisch gebackenen Weltmeister. Bei den Jungs kann man sich bei zwei Dingen absolut sicher sein: Erstens haben sie garantiert schon einige Traumtore im Stile eines Martin Harnik auf der Konsole erzielt, und zweitens halten sie den Controller garantiert nicht falsch herum.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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