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Auf dem Schalker Mannschaftsfoto der A-Jugend für die Saison 2003/04 ist Hiannick Kamba links oben zu sehen, der blonde Manuel Neuer sitzt unten halbrechts. Heute trägt Kamba das Trikot des VfB Hüls (linkes Foto). [Foto: FUSSBALL.DE, Getty Images / Collage: FUSSBALL.DE]
Familie Kamba floh vor 20 Jahren aus dem Kongo und ließ sich im Ruhrgebiet nieder. Der talentierte Hiannick kickte bald in der Jugend-Abteilung des FC Schalke 04, in einem Team mit Manuel Neuer und Tim Hoogland. Doch dann sollten plötzlich seine Eltern abgeschoben werden ... der heute 28-Jährige, der für den VfB Hüls in der Bezirksliga Westfalen spielt, erinnert sich.
Fußball war seit jeher ein Schmelztiegel der Gesellschaft und taugte schon immer als sozialer Kitt für Menschen aus aller Welt. Wenn Deutschland im Jahr 2015 eine Million Flüchtlinge aus Krisengebieten aufnimmt, dann sind es vor allem auch die vielen ehrenamtlichen Helfer, die den von Krieg und Armut gebeutelten Menschen neue Hoffnung geben. In den mehr als 25.000 Vereinen des DFB sieht das derzeit so aus, dass keine Woche vergeht, in der Flüchtlinge mit frischen Klamotten ausgestattet im Fußballtraining ihre Sorgen wenigstens für ein paar Stunden vergessen können oder dort gleich ein ganzes Team von Spielern aus Syrien, dem Irak oder Eritrea an den Start geht.
"Ich war mit Schalkes U19 beim Pokalfinale in Berlin und erhielt einen Anruf. Meine Eltern sollten abgeschoben worden"
Hiannick Kamba hat das vor 20 Jahren so ähnlich und doch ganz anders erlebt. Der Sohn kongolesischer Eltern floh aus seiner Heimat nach Deutschland und ließ sich in Essen nieder. Der talentierte Kicker schloss sich alsbald dem FC Schalke 04 an und viel hat nicht gefehlt, dass er – wie heute der Sohn des Segenalesen Souleyman Sané, Leroy – in der Bundesliga durchgestartet wäre. Er war in einem Team mit u.a. Manuel Neuer und Tim Hoogland. Dann aber kam der Albtraum.
„Ich war mit Schalkes U19 beim Pokalfinale in Berlin und erhielt einen Anruf. Meine Eltern sollten abgeschoben worden“, erinnert sich Kamba. Als die Kambas Ende Mai 2005 bei der Essener Ausländerbehörde die Verlängerung ihre Duldung beantragten, wurden sie in Abschiebehaft genommen. Von der Straße in den Flieger nach Kinshasa. Dass dort bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten, vor denen die Kambas neun Jahre zuvor geflohen waren, schien die Behörden nicht zu interessieren. Und am 15. Juli 2005 stand dem damals 18-jährigen Sohn dasselbe bevor.
Kamba besuchte zu der Zeit die elfte Klasse der Gesamtschule Berger Feld, die Partnereinrichtung des FC Schalke 04. Weil volljährige Nicht-EU-Bürger als Fußballer nur dann eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten, wenn sie in einer Profiliga spielen, verlor Kamba plötzlich den Boden unter den Füßen. Schalke gab dem Nachwuchskicker immerhin einen Vertrag für die Oberliga-Mannschaft, womit Kambas Bleiberecht erst einmal legitimiert war.
Beeindruckend war aber vor allem die Solidarität der Schule. Schüler, Eltern und Lehrer sammelten 4.000 Euro, um dem Jungen kurzfristig den Lebensunterhalt zu sichern. Rektor Georg Altenkamp wandte sich nicht nur an die Härtefall-Kommission der Landesregierung und besorgte eine Anwältin, sondern organisierte auch noch eine Spendenaktion, damit Kamba 2007 das Abitur machen konnte. „Ohne die Schule hätte ich es nicht geschafft“, weiß er. 1.500 Schüler, alle hätten ihn unterstützt. Rassismus habe es nicht gegeben.
Seine Geschichte ist Teil der Ausstellung "Von Kuzorra bis Özil" , die noch bis zum 1. November im LWL-Industriemuseum auf Zeche Hannover in Bochum zu sehen ist, und steht als Beispiel für viele Jugendliche mit Migrationshintergrund, die Halt im Sport fanden, ohne es auf die Titelseiten geschafft zu haben. „Die Gesellschaft braucht den Fußball für die Integration“, betont der heute 28-Jährige, der inzwsichen für den Gelsenkirchener Klub VfB Hüls in der Bezirksliga spielt.
Kamba weiß schließlich, wovon er redet. Er hat nicht nur den Horror der Fast-Abschiebung und die Trennung von den geliebten Eltern durchmachen müssen, sondern als dunkelhäutiger Spieler nur all zu oft die immer noch latenter Fremdenfeindlichkeit im angeblich so toleranten Deutschland spüren. Dies auf dem Platz und außerhalb des Sports. „Rassismus ist leider fast normal“, sagt Kamba, schwächt aber mit Blick auf das verbindene Miteinander im Verein ab: „Die positiven Erfahrungen überwiegen.“
Dennoch: Erst in der vorigen Saison fand er sich ungewollt in den örtlichen Medien wieder, weil er das Opfer einer ehrabschneidenden Attacke geworden war. Im Team des Landesliga-Aufsteigers YEG Hassel , der als fast rein türkischer Klub nicht selten von deutschen Spielern angefeindet wird, geriet Kamba im Spiel gegen die Sportfreunde Stuckenbusch aus Recklinghausen mit deren Trainer Michael Pannenbecker aneinander. Kamba warf diesem rassistische Beleidigungen vor, doch konnte die Wahrheit über den Vorfall nie ganz aufgeklärt werden.
Nach 20 Jahren in Deutschland ist Kamba, der Deutsche aus dem Kongo, eben immer noch nicht so in Deutschland angekommen, wie es eigentlich selbstverständlich sein sollte. Den gerade neu angekommenen Flüchtlingen sollte seine Geschichte dennoch Mut machen, denn wer sich erfolgreich gegen solche Widerstände durchsetzt und seinen Weg findet, ist auf jeden Fall ein Vorbild.
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