50.000 Euro für 50 Fußballvereine
Die Stiftung der Nationalmannschaft will 50 Fußballklubs an der Basis mit je 1000 Euro unterstützen. Vereine können sich noch bis 13. Dezember bewerben.
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Die Bilder des Dänen Christian Eriksen, der 2021 bei der EURO mit einem Herzinfarkt auf dem Feld zusammengebrochen war, dürften vielen Fußballfans noch im Gedächtnis sein. Nicht selten liegt in solchen Fällen ein unentdeckter angeborener Herzfehler vor. Hier ist eine frühzeitige Erkennung wichtig, bestenfalls schon im Kindesalter. Im Rahmen der zweitägigen Fortbildung Fußballmedizin der DFB-Akademie am Campus in Frankfurt hat FUSSBALL.DE mit Dr. Stephan Gerling, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin an der Klinik St. Hedwig in Regensburg, gesprochen. Im Interview erklärt er, wie eine solche Diagnose gestellt werden kann und worauf es aus internistischer Sicht im Kinderfußball besonders ankommt.
FUSSBALL.DE: Herr Dr. Gerling, worum geht es in der Kindersportmedizin?
Dr. Stephan Gerling: Die Kindersportmedizin umfasst ein großes Spektrum, vom Kindergarten bis hin zum Elitesport. Das heißt, die Sportmediziner, die sich mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen, müssen ein großes Spektrum bedienen. Neben den rein orthopädischen Fragestellungen gibt es eine ganze Reihe von internistischen Fragestellungen. Die betreffen neben den Verletzungen auch die akuten Infektionen – also etwa das Thema Covid-19 mit den Problemen der Herzmuskelentzündungen. Neben diesen akuten Infektionen spielen aber auch chronische Erkrankungen, die das zentrale Nervensystem, die Lunge, das Herz oder den Magen-Darm-Trakt betreffen eine relevante Rolle.
Sie sind als Internist tätig, womit befassen Sie sich da?
"Sport ist für alle gesund, auch für Kinder mit einem angeborenen Herzfehler"
Gerling: Die Hauptaufgabe der Kindersportmediziner aus internistischer Sicht sollte sein, Risiken so früh zu erkennen, dass die Sportler*innen nicht gefährdet sind, während sie intensiv Sport treiben. Im Fokus dieser internistischen Betrachtungsweise steht das Herz, weil immer wieder vermeintlich junge, gesunde Sportler*innen ein akutes kardiales Ereignis, also einen plötzlichen Herztod erleben können, weshalb die Diagnose einer möglichen angeborenen oder erworbenen Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems essenziell ist.
Also sollten Eltern ihre Kinder lieber erst einmal zum Arzt schicken, bevor es in den Sportverein geht?
Gerling: Das würde ich so nicht sagen, nicht jeder braucht eine Untersuchung, bevor er Sport treibt. Aber wenn es um Leistungssport geht, wo ich als Sportler ja in den roten Drehzahlbereich mit der Aktivität meines Herzens komme, muss schon eine größtmögliche Sicherheit bestehen, dass keine Herzerkrankung vorliegt. Aber für die Nachwuchsleistungszentren der DFL- und DFB-Vereine gibt es ja gute Vorgaben, die müssen ihre Sportler untersuchen. Und da hat der DFB sicher bereits eine Vorbildfunktion, die wirklich bemerkenswert ist.
Kinder, die schon früh Leistungssport betreiben, sollten also vornehmlich untersucht werden?
Gerling: Wenn sie anfangen, intensiv Sport zu treiben, ja. Im Fußball ist das so mit zehn, elf Jahren der Fall, da geht es dann los. Das ist ein idealer Zeitpunkt, um abzuklären, ob angeborene oder erworbene Erkrankungen bestehen, die dann ein Risiko darstellen könnten.
Wie kann eine solche Erkrankung diagnostiziert werden?
Gerling: Hier gibt es gute internationale Leitlinien, die darauf basieren, dass man eine sorgfältige Anamnese durchführt, eine gute klinische Untersuchung durchführt und ein EKG ableitet. Bei Auffälligkeiten wird auch eine Herz-Ultraschalluntersuchung durchführt. Hier können wir heutzutage den Großteil der angeborenen oder erworbenen Erkrankungen so früh erkennen, dass Betroffene nicht in die Situation kommen müssen, während des Sports wirklich ein akutes Problem zu erleiden. Der Sport ist ein Thema, das auch bei den Kinder- und Jugendmedizinern ankommt. Die deutsche Gesellschaft für Kinderkardiologie hat jetzt ein vierköpfiges Expertenforum gegründet, wo wir Kollegen anbieten: Wenn sie ein EKG oder Bilder einer Echokardiographie haben, die sie nicht gut interpretieren können haben, können sie sich an dieses Expertenforum wenden, und wir können dann Antworten auf diese Fragen geben. Das ist ein weiteres Tool, um hochintensiven Sport für Kinder und Jugendliche sicherer zu machen. Das muss unser Ziel sein.
Im Amateurbereich könnte es sein, dass eine solche Erkrankung erst einmal nicht diagnostiziert wird, weil es keine vorgeschriebenen Untersuchungen gibt. Können dort Trainer*innen erste Anzeichen sehen?
Gerling: Ja, unbedingt! Und dann müssen sie reagieren. Meine letzten beiden Patienten, die ein solches Problem hatten, wurden von den Trainern erkannt. Die haben gemerkt, dass während des Trainings der eine Spieler viel weniger belastbar war, mehr Pausen gemacht hat, stärker außer Atem war als die anderen Gleichaltrigen. Der Trainer hat mir die Sportler dann geschickt.
Wie geht es dann weiter?
Gerling: Da gibt es bei uns in Bayern auch eine enge Kooperation mit den DFB-Koordinatoren, die dann auch den unmittelbaren Zugang zu uns Ärzten haben, dass wir uns ganz schnell kurzschließen können und da dann eben auch kurzfristige Untersuchungstermine vereinbaren können, um bei Auffälligkeiten schnell für Klarheit zu sorgen.
Worauf müssen junge Sportler*innen achten, bei denen eine solche Erkrankung diagnostiziert wurde?
Gerling: Es geht um die Intensität, mit der man Sport treibt. Sport ist für alle gesund, auch für Kinder mit einem angeborenen Herzfehler. Auch die sollen Sport machen. Vor 20, 30 Jahren hat man ihnen Sport verboten. Jetzt weiß man, dass Sport viel besser ist, wenn die Dosis der körperlichen Aktivität stimmt - angepasst an das, was das Herz leisten kann. Nur darf er oder sie sich nicht überlasten.
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