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Jannis Jäschke (links): "Es war für mich eine sehr schöne Chance, eine Partie in der 3. Liga fehlerfrei zu begleiten".[Foto: imago]
Als sich am vorigen Samstag um 14.23 Uhr der Stadionsprecher in der Brita-Arena in Wiesbaden meldet, weiß einer der 3950 Zuschauer schon Bescheid. Kurz zuvor ist in der Drittligapartie des SV Wehen Wiesbaden gegen den SV Meppen Marius Schlüwe an der Seitenlinie umgeknickt, schnell ist klar, dass der Schiedsrichter-Assistent nicht weitermachen kann, er wird von Rettungssanitätern vom Feld getragen. Auf der Tribüne macht sich ein Kollege des Verletzten gedanklich für seinen Einsatz bereit.
Jannis Jäschke (21) leitet bei den Herren Spiele bis zur Oberliga, am Abend zuvor hat er dort die Partie des Spitzenreiters Eintracht Frankfurt U21 gegen den 1. FC 1906 Erlensee geleitet, bei den Junioren wird er bereits in der Bundesliga (U 17) eingesetzt. In der 3. Liga der Männer ist er bislang nur als Zuschauer gewesen, doch nun ist er gefragt. Der Stadionsprecher hat nämlich über die Lautsprecher nach einem Schiedsrichter mit DFB-Lizenz gefragt, der jetzt einspringen könne. Jannis Jäschke hat den erforderlichen Schein - und macht sich auf den Weg in die Katakomben.
Im Interview mit FUSSBALL.DE erzählt der BWL-Student von der Berufsakademie Rhein-Main in Rödermark-Urberach, wie er diesen besonderen Samstag, 29. April, erlebt hat.
FUSSBALL.DE: Jannis, was hast du in dem Moment gedacht, als die Durchsage "Schiedsrichter gesucht" kam?
"Etliche Spieler sind zu mir gekommen und haben gesagt: 'Danke, dass Sie eingesprungen sind. Sie haben das gut gemacht!' Das hört man gerne."
Jannis Jäschke: Als sich Schiedsrichter-Assistent Marius Schlüwe verletzt hat und es klar war, dass er nicht mehr weitermachen kann, habe ich mir schon überlegt, was jetzt als nächstes kommt. In der 3. Liga wird ja kein vierter Offizieller angesetzt, also muss jemand einspringen, der über die notwendige Lizenz verfügt.
Der SV Wehen Wiesbaden wollte zunächst einen FIFA-Schiedsrichter aus Wiesbaden anrufen, aber der hätte erst ins Stadion kommen müssen, was zu lange gedauert hätte. War dir sofort klar, dass du den Job übernehmen wirst?
Jäschke: Ja, ich habe da nicht lange überlegt. Ich war mit meinem Vater im Stadion, wir wollten uns nur das Spiel ansehen, aber manchmal treten Ereignisse ein, mit denen man vorher nicht rechnet. Als die Durchsage kam, war die Entscheidung schnell gefallen.
Und, warst du sehr nervös?
Jäschke: Auf dem Weg von der Tribüne zum Spielertunnel schon. Das ist schon etwas anderes, wenn du in der 3. Liga, also im Profibereich, plötzlich deinen Mann stehen musst. Nachdem mich meine Kollegen Felix Bickel und Timon Schulz aber in der Schiedsrichterkabine in Empfang genommen haben, bist du im Tunnel, ziehst dich um, setzt das Headset auf und konzentrierst dich auf deine Aufgabe. So war es dann auch, als es nach der etwa 25-minütigen Unterbrechung auf den Platz ging.
Im Stadion war doch sicherlich ordentlich Unruhe. Konntest du das Drumherum ausblenden?
Jäschke: Ja, das habe ich nicht wirklich mitbekommen - außer, dass sich alle gefreut haben, als wir als Gespann zu dritt wieder den Platz betreten haben und die Zuschauer daher wussten: Es geht weiter!
Du hattest nicht viel zu tun und nachher gab es einhelliges Lob…
Jäschke: Das freut mich sehr! Etliche Spieler sind zu mir gekommen und haben gesagt: "Danke, dass Sie eingesprungen sind. Sie haben das gut gemacht!" Das hört man gerne. Es war für mich eine sehr schöne Chance, eine Partie in der 3. Liga fehlerfrei zu begleiten. Ich muss aber auch sagen, dass es für mich als Assistenten keine schwierige Partie war. Ich hatte nur drei oder vier Abseitsentscheidungen anzuzeigen und zwei oder drei Foulspiele.
Du hast doch jetzt sicherlich Blut geleckt und möchtest so schnell wie möglich den Sprung in den Profifußball schaffen, oder?
Jäschke: Dazu sage ich nicht nein. Ich bin mit jungen Jahren jetzt als Schiedsrichter schon weit gekommen und möchte natürlich so hoch wie möglich pfeifen. Ob und wann es in der 3. Liga – oder sogar noch höher – sein wird, davon hängen viele Faktoren ab.
Wie groß war in deinem Umfeld das Echo auf deinen bundesweit beachteten Einsatz am Samstag in Wiesbaden?
Jäschke: Dass diese Geschichte solch große Wellen schlägt, damit habe ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet. Ich habe viele Anrufe und noch mehr Nachrichten erhalten, auf meinem Instagram-Account war sehr viel los. Das hat mich schon beeindruckt, allerdings bin ich auch nicht böse darum, dass schnell wieder Normalität eingekehrt ist. Am Sonntag hatte ich einen Einsatz in der Kreisoberliga, Gelnhausen, Gieslitz gegen Altenmittlau vor ein paar Zuschauern. Viel mehr Alltag geht nicht. (lacht)
Wie bist du überhaupt zur Schiedsrichterei gekommen?
Jäschke: Ich war schon als Kind immer beim Fußball, habe früh bei der SG Nieder-Roden angefangen zu kicken, aber schon in der B-Jugend wieder aufgehört. Schon lange vorher habe ich mich tatsächlich dafür interessiert, Schiedsrichter zu werden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich erst zehn oder elf war, als wir an meinem Geburtstag in der Soccerhalle waren und ich nicht mitspielen wollte, sondern schiedsrichtern. Mit zwölf habe ich mich dann für den Lehrgang angemeldet, da war ich mit Abstand der Jüngste.
Kannst du dich noch an deinen ersten Einsatz als Spielleiter erinnern?
Jäschke: Ja, das war bei den E-Juniorinnen und sehr angenehm. Es gab kein Gemecker, sondern fairen Sport. Allerdings muss ich feststellen, dass ich bisher ohnehin sehr wenig Probleme mit Diskussionen auf dem Platz oder von außen habe. Das ist in den höheren Ligen, in denen ich jetzt pfeife, auch wenig der Fall.
Und jetzt Hand aufs Herz: Wann sehen wir dich in der Bundesliga?
Jäschke: Es wäre wirklich vermessen zu sagen, in ein paar Jahren bin ich in der Bundesliga. Dahin wollen viele Schiedsrichter, ja, ich auch, aber ich möchte mich nicht hinstellen und sagen: Ich pfeife mit meinen 21 Jahren schon in der Oberliga, jetzt habe ich als Assistent sogar schon die Erfahrung in der 3. Liga machen dürfen, also geht es immer so weiter. Ich versuche, gute Leistungen zu bringen, den Rest wird man sehen.
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