Er arbeitete als Trainer schon in Ghana, in der Türkei und sogar im Iran. Seine Heimat blieb jedoch immer Bochum. Schon seit 1981 fühlt sich der gebürtige Münsteraner Ralf Zumdick (55) "tief im Westen" heimisch. Mehr als 20 Jahre war er Torhüter, Co-Trainer und schließlich Cheftrainer bei "seinem" VfL, den er im Jahr 2000 zurück in die Bundesliga führte.
Seine Bodenständigkeit und seine Verbundenheit zu Bochum dokumentiert Zumdick, zu seiner aktiven Zeit als überaus zuverlässiger und vor allem reaktionsschneller Schlussmann mit dem Spitznamen "Katze" geadelt, jetzt auch mit seinem aktuellen Engagement. Weil beim Bochumer Westfalenligisten DJK TuS Hordel mit Carsten Blankenagel einer der beiden Trainer wegen einer hartnäckigen Virus-Infektion auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus behandelt werden muss, sprang Ralf Zumdick spontan ein und unterstützt Marcus Himmerich bei der Trainingsarbeit. "Ich habe Ralf am Montagabend angerufen, am Dienstag stand er bereits erstmals auf dem Trainingsplatz", berichtet Hordels Sportlicher Leiter Jörg Versen, dessen Onkel Dieter Versen einst ebenfalls für den VfL Bochum in der Bundesliga am Ball war, und freut sich über die prominente "Verstärkung" für den Sechstligisten. "Ralf ist in Bochum ein Idol und nimmt sich trotzdem nicht so wichtig. Wir hoffen, dass es ihm bei uns gefällt."
Das kann Ralf Zumdick nur bestätigen. "Es macht richtig Spaß, mit diesen jungen und hungrigen Burschen zu arbeiten. Sie sind wie ein Rudel junger Hunde", sagt der erfahrene Fußball-Lehrer - und denkt als ehemaliger Klassetorhüter auch mit ein wenig Schrecken an die ersten beiden Punktspiele unter seiner Regie zurück: Beim FC Brünninghausen gelang ein turbulenter 6:4-Sieg, vom 1. FC Kaan-Marienborn trennte sich der TuS 3:3. "Da fehlt es noch an der Cleverness", so Zumdick.
Schon besser lief es aus Sicht des Interimstrainers beim 2:0 im jüngsten Auswärtsspiel bei der SpVg. Holzwickede (mit dem zweitliga-erfahrenen Trainer Ingo Peter). Damit belegt Hordel in der Tabelle überraschend Platz drei und ist nur einen Zähler von Spitzenreiter ASC Dortmund entfernt, der am Sonntag zum Topspiel in Bochum-Hordel gastiert.
"Nach vielen Jahren im Ausland ist es sehr schwierig, als Trainer in Deutschland wieder Fuß zu fassen"
Schwere Rückkehr
Allerdings ist Zumdicks Zeit an der Hordeler Heide, die mit zwei Kunstrasenplätzen über eine der schönsten Sportanlagen im Revier verfügt, begrenzt. Entweder bis Carsten Blankenagel wieder zur Verfügung steht - oder bis ein Angebot aus dem Profibereich kommt. Denn g Dabei verfügt der 55-Jährige nicht nur aus seiner eigenen Profikarriere, in der er es immerhin sogar zweimal in das Aufgebot der A-Nationalmannschaft geschafft hatte, über große Erfahrung. Beim VfL Bochum war er Co-Trainer unter Klaus Toppmöller, Ernst Middendorp und Bernard Dietz, wurde dann zum Chef befördert und feierte den Bundesliga-Aufstieg. In Ghana betreute "Katze" den Spitzenclub Asante Kotoko und die Nationalmannschaft, beim Hamburger SV, bei Borussia Dortmund und bei Genclerbirligi Ankara bildete er ein Trainerteam mit Ex-Nationalspieler Thomas Doll, bei Persepolis FC im Iran arbeitete er als Technischer Leiter und Interimstrainer.
Die Familie mit Ehefrau Karin und den drei Kindern blieb während dieser Zeit immer in Bochum, wo sich die Zumdicks im Ortsteil Weitmar ihr Domizil geschaffen haben. Inzwischen sind die Töchter Jenny (28/Jura-Studentin in Berlin) und Kim (26/Studentin für Kunstgeschichte in Bonn) sowie Sohn Tom (20/Architektur-Student in Braunschweig) aus dem Haus - und auch Papa Ralf hat noch längst keine Lust, sich zur Ruhe zu setzen.
In Libyen zu Gast
In der vergangenen Saison war er noch als Trainer der VdV (Vereinigung der Vertragsfußballer) für arbeitslose Profis im Einsatz, jetzt hofft er selbst wieder auf ein Engagement im Profifußball. "Gerne wieder im Gespann mit Thomas Doll oder als alleinverantwortlicher Trainer, vielleicht auch in der 3. Liga oder Regionalliga, wenn es sich um einen ambitionierten Verein handelt", betont Ralf Zumdick.
Auch auf eine mögliche Rückkehr zum VfL Bochum hatte er gehofft, zumal mit Peter Neururer und Frank Heinemann zwei alte Zumdick-Kumpel seit einigen Monaten wieder an der Castroper Straße tätig sind. "Schade, dass es nicht geklappt hat. Trotzdem drücke ich ihnen ganz fest die Daumen, dass sie den VfL schnell wieder auf Kurs bringen. Das ist und bleibt mein Verein."