Mit Pep Guardiolas Hilfe in die Kreisklasse

Ganz ernst gemeint war das Jobangebot nicht. Aber es kam von Pep Guardiola. Wer würde sich da nicht geschmeichelt fühlen? „Ich brauche einen Assistenztrainer, dann kannst du zu mir kommen“, hatte der Meistercoach des FC Bayern München zu Michael Delikahya gesagt. Delikahya war Guardiola aufgefallen, weil er während des Trainingslagers der Bayern in Katar am Spielfeldrand stand und sich eifrig Notizen machte.

Der Bayer war schließlich nicht nur als Fan mitgereist in den Nahen Osten, sondern auch als Spielertrainer aus der A-Klasse Regensburg 4 , der 10. Liga. „Das war eine fantastische Weiterbildung für mich“, sagt Delikahya, der sich als Trainer outete, als Guardiola wissen wollte, was er da eigentlich an der Seitenlinie treibe. Mit der Ersten Mannschaft der DJK SV Lengenfeld will Delikahya in dieser Saison in die Kreisklasse aufsteigen. Da können ein paar Tipps vom Startrainer natürlich nicht schaden.

„Er ist sehr sympathisch, aber der absolute Chef auf dem Platz“

Während der zehn Tage in Katar und Saudi-Arabien fachsimpelte Delikahya mit Guardiola, aber auch mit Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer. Und schmiss nach seiner Rückkehr auf Anhieb die Vorbereitung auf die Rückrunde um. „Ich habe mich gewundert, dass die Bayern in Katar keinen Millimeter gelaufen sind. Sie haben zweimal am Tag trainiert, aber nichts ohne Ball gemacht“, sagt Delikahya. Also haben auch die Lengenfelder das Lauftraining abgeschafft. Dafür hat Delikahya, wie Vorbild Guardiola, einen Fitnesstrainer engagiert. „Das war meine wichtigste Erkenntnis. Das bringt offenbar mehr, als durch die Wildnis zu laufen. Meine Spieler fühlen sich alle fit, die Änderung ist gut angekommen. Wenn es bei den Profis funktioniert, dann im Amateurfußball allemal.“

30 Fans reisten mit

Delikahya hatte die Reise mit den Bayern auf die Arabische Halbinsel von seiner Freundin, seinem Bruder und seinen besten Freunden zum 30. Geburtstag geschenkt bekommen. Sogar sein Chef war in die Pläne eingeweiht und gab seinem Mitarbeiter frei. „Ich bin einfach in den Flieger gestiegen und mitgeflogen. Soweit kann das jeder Fan“, erzählt Delikahya. Aber sein Freund und Edelfan Stephan Ehrnsberger, der mit seinem „Neumarkt“-Plakat den Bayern rund um die Welt folgt, stellte vor Ort die entscheidenden Kontakte her. So durfte Delikahya während der Trainingseinheiten als „FC Bayern Guest“ direkt am Spielfeldrand stehen, filmte mit, flog gemeinsam mit der Mannschaft zum Testspiel ins benachbarte Saudi-Arabien und wohnte im Teamhotel. „Das war eine sehr schöne Erfahrung“, sagt Delikahya.

Während sich die weiteren 30 mitgereisten Fans nach dem Training auf die Spieler stürzten und um Autogramme und Fotos baten, hatte Delikahya nur Augen für Guardiola. „Schon zu Barcelona-Zeiten war er mein Vorbild, ich habe alle seine Bücher gelesen“, sagt der Spielertrainer. „Er ist sehr sympathisch. Aber der absolute Chef auf dem Platz.“

Am 28. März beginnt für Lengenfeld die Rückrunde mit dem Auswärtsspiel beim FC Jura 05 II. Delikahya ist mit seinem Team nach zwölf Siegen aus 17 Spielen Tabellenführer. „Wir wollen dieses Jahr hoch. Ich bin guter Dinge“, sagt der Coach. Was soll jetzt, da er Guardiolas Geheimnisse kennt, auch noch schiefgehen?