Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Seit 25 Jahren "Mr. Optik Rathenow": Ingo Kahlisch [Foto: imago]
Ingo Kahlisch ist Mr. Optik Rathenow. Trainer, Geschäftsführer, Identifikationsfigur. Und das seit 25 Jahren. Auch nach einem Schlaganfall denkt Kahlisch nicht ans Aufhören. Im Gegenteil: Er gestaltet einen Neuaufbau und freut sich auf das DFB-Pokalspiel gegen den FC St. Pauli.
Finale im Brandenburger Landespokal. 28. Mai 2014. Stadion Vogelsang in Rathenow. Regionalliga gegen Regionalliga. FSV Optik Rathenow gegen SV Babelsberg 03. An der Seitenlinie bei Optik steht Mario Schmeling. Moment mal, Mario Schmeling? Das stimmt doch was nicht. Wo ist Ingo Kahlisch?
Kahlisch ist Mr. Optik Rathenow. Trainer, Geschäftsführer, Identifikationsfigur. Wenn man an Rathenow denkt, denkt man an Kahlisch. Seit 25 Jahren ist er Coach, als Geschäftsführer steuert er auch neben dem Platz die Geschicke des Vereins. Der 58-Jährige verkörpert das Image seines Klubs wie kein Zweiter. Bodenständig, aber doch sehr erfolgreich. Erfolgreich, aber nie überheblich.
Das Pokalfinale muss sein Team ohne Kahlisch bestreiten. Nach dem Halbfinale Mitte April gegen den Eisenhüttenstädter FC Stahl hatte er ein Aneurysma, einen kleinen Schlaganfall. „Ich habe gemerkt, dass meine Wange und mein Oberschenkel ein bisschen taub wurden. Dann sind wir gleich in die Unfallstation nach Rathenow gefahren. Ich habe sehr viel Glück gehabt“, sagt Kahlisch. Was folgt, sind Intensivstation, Ruhe und Reha-Programm. An Fußball ist nicht zu denken.
"Wenn man ein paar Tage krank ist, sieht man vieles etwas anders"
Also muss Optik Rathenow die Saison 2013/2014 ohne seine Allzweckwaffe beenden. Beruhigende Erkenntnis in all dem Unglück: „Der Verein ist ordentlich aufgestellt. Das hat man gesehen, als ich eine Weile nicht da war. Da gibt es nicht nur einen Ingo Kahlisch, sondern viele Leute an der Basis, die ihre Sache sehr ordentlich machen.“ Der 1. Vorsitzende Mario Schmeling springt als Interimstrainer ein. Den Abstieg aus der Regionalliga Nordost kann er zwar nicht mehr verhindern, dafür führt er Kahlischs Weg im Pokal erfolgreich fort. Durch ein 3:1 gegen Babelsberg verteidigt Rathenow den Titel, qualifiziert sich zum zweiten Mal in Folge für den DFB-Pokal. Nach dem FSV Frankfurt im Vorjahr kommt nun mit dem FC St. Pauli ein weiterer Zweitligist ins Stadion Vogelsang.
Am Samstag um 15.30 Uhr wird sich ein Kreis schließen. Dann wird auch wieder Ingo Kahlisch an der Seitelinie stehen. Über seinen Gesundheitszustand möchte er nicht groß sprechen. „Ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Ich kann noch nicht richtig joggen. Aber ich trainiere viel und laufe schon sehr ordentlich. Schritt für Schritt wird es besser. Es gibt genug andere Menschen, denen es viel schlechter geht und damit ist das Thema abgehakt.“
„Wenn man ein paar Tage krank ist, sieht man vieles etwas anders“, sagt er und meint damit nicht etwa den Gedanken, zukünftig kürzer zu treten, sondern seine anhaltende Motivation: „Das Schönste ist es doch, mit jungen Leuten zu arbeiten. Ich finde das total geil und das macht mir richtig Spaß.“
Die Vorbereitungen auf die aktuelle Saison waren nicht immer spaßig. 14 Spieler haben den Verein nach dem Abstieg verlassen. „Wenn die Spieler nur für ein paar Euro mehr im Monat ihre Lehre oder ein duales Studium abbrechen, kann bei einigen ja nicht so viel durch die Birne gehen“, ärgert sich Kahlisch. Es blieb wenig Zeit, eine neue Mannschaft zusammenzustellen. Kahlisch konnte nicht länger nur zusehen und stieg wieder ein: „Am 12. Juli hatten wir neun Mickymäuse beim Training. Jetzt haben wir wieder einen Kader von etwa 20 Spielern.“
Es halfen die Kontakte und der gute Ruf des Vereins. „Wir bleiben bei unserem Konzept Arbeit-Studium-Schule-Beruf.“ Man suche nach leistungsorientierten Spielern, die sich eine berufliche Perspektive verschaffen und nach dem Feierabend noch trainieren wollen. Kahlisch hilft bei der Suche nach Lehrstellen durch gute Kontakte zu Ausbildungsbetrieben in der Region und im eigenen Sportgeschäft.
Aus der Not eine Tugend machen nennt man das wohl. Die finanziellen Bedingungen in Rathenow sind mit anderen Standorten im Nordostdeutschen Fußball-Verband nicht zu vergleichen. In der vergangenen Saison in der Regionalliga spielte Optik gegen Carl Zeiss Jena und 1. FC Magdeburg. Vereine wie diese ehemaligen DDR-Oberligisten träumen von der 3. Liga, in Rathenow spielen Feierabendfußballer. Nach dem sensationellen Aufstieg 2012 hielt man im Jahr darauf genauso sensationell die Klasse. Nun musste Rathenow dem Alltag Tribut zollen und wieder eine Klasse nach unten gehen.
In der Oberliga startet Rathenow einen Neuanfang. Mit Kahlisch, das ist klar. „Wir sind kein Verein, der absteigt und dann eine große Klappe hat und sofort wieder einen Durchmarsch machen will. Das ist ja bei uns gar nicht möglich. Wir wollen mal schauen, dass wir einen vernünftigen Neuaufbau machen und leistungsorientierten Amateurfußball spielen.“ Der Start verlief auch für Kahlisch überraschend gut, aus den ersten beiden Spielen holten die Rathenower sechs Punkte. „Das ist sensationell, dass wir mit diesem zusammengewürfelten Haufen zweimal gewonnen haben. Aber erst nach fünf, sechs Spielen weiß man mehr.“
Für das bevorstehende Pokalspiel ist Kahlisch vorsichtig optimistisch. Im vergangenen Jahr zwang der Außenseiter den FSV Frankfurt in die Verlängerung, unterlag am Ende mit 1:3. Diesmal sei die Ausgangssituation zwar anders, weil die Mannschaft noch nicht richtig eingespielt sei, aber „wir werden versuchen, zuhause alles zu geben und ordentlich abzuschneiden“.
In Rathenow herrscht Vorfreude. „St. Pauli ist ein geiles Los“, sagt Kahlisch: „Das ist für jeden Spieler ein absolutes Highlight. Im Verein freuen sich alle. Für einen Amateurverein ist es wichtig, dass man im eigenen Stadion spielen kann.“ Das Stadion Vogelsang ist bereits seit Wochen ausverkauft. 5000 Zuschauer. Normalerweise sind es rund 350. Und an der Seitenlinie steht Ingo Kahlisch. Wie es sich gehört.
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