FK Pirmasens: "Traditionsverein mal wieder auf der bundesweiten Bühne"
Der FK Pirmasens nimmt als Fünftligist an der ersten DFB-Pokalrunde teil. Trainer Daniel Paulus spricht mit FUSSBALL.DE über den "wichtigsten Sieg".
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Kampf ums Bleiberecht: Der FC Ottenstein setzt sich für seinen Spieler Ousman John ein.[Foto: FC Ottenstein]
Als der FC Ottenstein am 16. Juli auf seinen Social-Media-Kanälen ein Video hochlädt, in dem die Spieler der zweiten Mannschaft eine wichtige Botschaft verkünden, ahnt noch niemand im Verein im Kreis Borken, dass dieser Beitrag in den nächsten Tagen fast drei Millionen Mal angeklickt wird und ein riesiges Medienecho auslöst.
Nun könnte diese Geschichte von einem jungen Menschen erzählen, der vor den schwierigen Verhältnissen in einem westafrikanischen Land geflohen ist, dort seine Eltern verloren hat, als er 13 war und sich schließlich 16 auf den gefährlichen Weg in ein fremdes Land aufgemacht hat, um dort eine bessere Zukunft zu finden.
Dies ist auch passiert, Ousman John findet in Deutschland schnell Anschluss, wobei der Fußball der wichtigste soziale Anker ist. Er geht arbeiten, hat Freunde im Verein und spricht immer besser Deutsch - dann steht am 26. Juni frühmorgens plötzlich die Polizei vor seiner Tür. "Sind Sie Ousman John?" "Ja!" "Wir haben hier einen Abschiebebescheid für Sie. Sie haben eine halbe Stunde Zeit, Ihre Sachen zu packen."
So erzählt es Carsten Berthues, der inzwischen zum wichtigsten Ansprechpartner des jungen Kickers geworden ist. Ousman John sitzt nun seit knapp einem Monat in Abschiebehaft, in einem Gefängnis in Darmstadt. Die Chance, dass er in Deutschland bleiben kann, beziffert Carsten Berthues, vor zwei Jahren noch Trainer der ersten Mannschaft des FC Ottenstein und inzwischen ohne offizielles Amt im Klub, mit "50 zu 50".
"Ich bin täglich mit ihm in Kontakt und versuche dann immer, ihm Hoffnung zu machen, dass es positiv für ihn ausgeht"
Normalerweise wären sie viel niedriger, aber der öffentliche Druck, den der Kreisligist mit seiner Videobotschaft erzeugt hat, ist auch bei den zuständigen Behörden angekommen. Zunächst stellt der FCO bei der zuständigen Härtefallkommission des Innenministeriums Nordrhein-Westfalen einen Härtefallantrag zum Verbleib seines Spielers. Zusätzlich reichen die Ottensteiner in Sachen Ousman John eine Petition beim NRW-Landtag ein. Als das Video des Klubs viral geht, berichten immer mehr Medien über den Fall. Von der Lokalzeitung bis hin zu verschiedenen Fernsehsendern wie WDR, SAT.1 und ZDF tummeln sich nahezu täglich Reporter auf dem Sportplatz in Ahaus.
Auch Nationalspieler Robin Gosens bleibt der Kampf des FC Ottenstein um seinen Spieler Ousman John nicht verborgen. Der Profi von Inter Mailand teilt das Video des Amateurklubs auf seinen Social-Media-Kanälen, ebenso wie Schalke-Kapitän Simon Terodde, Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah und TikTok-Star Pascal "Qualle" Martin. Um weitere öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen, wird der Jungschiedsrichter am Donnerstag nach Ahaus kommen, ein Spiel der Ottensteiner D-Jugend pfeifen und dann auf TikTok erneut auf Ousman John’s Schicksal hinweisen.
Der FC Ottenstein schaltet auch die Politik ein, schließlich kommt ein ehemaliger Bundesminister aus dem Ahäuser Ortsteil - Jens Spahn. "Ich kenne Jens seit unserer Kindheit. Natürlich habe ich ihn direkt angeschrieben und darum gebeten, dass er uns hilft", berichtet Carsten Berthues. "Er hat uns geraten, schnell einen Härteantrag zu stellen."
Die Zeit läuft, für Donnerstag dieser Woche hat die Härtefallkommission des Landes NRW eine Entscheidung in Sachen Ousman John angekündigt. "Ich bin täglich mit ihm in Kontakt, entweder telefonieren wir oder schreiben uns über WhatsApp", berichtet Carsten Berthues. "Ich versuche dann natürlich immer, ihm Hoffnung zu machen, dass es positiv für ihn ausgeht."
An einen negativen Bescheid wollen sie beim FC Ottenstein nicht denken. Der Fall Ousman John zeigt schließlich exemplarisch das Dilemma der hiesigen Flüchtlingspolitik. Immer weitere Länder, aus denen meist junge Menschen geflohen sind, werden zu sicheren Herkunftsländern erklärt. Wer bis dahin keinen Aufenthaltstitel in Deutschland hat, wird rigoros abgeschoben - auch wenn die Betroffenen dort auf der Straße landen. "Wenn wir so gut integrierte, Deutsch sprechende und ausbildungswillige Geflüchtete wie Ousman John abschieben, dann verstehe ich Deutschland nicht mehr", betont Carsten Berthues.
Das Problem: Gearbeitet hat Ousman John schon, aber lediglich in einem Aushilfsjob. Eine Ausbildung hat er bisher nicht angetreten, nur die würde ihm ein Bleiberecht garantieren. Zum 1. August sollte der Gambier nun bei einem metallverarbeitenden Unternehmen in Lehre gehen, der Ausbildungsvertrag ist unterschrieben. Ob Ousman John die Stelle aber antreten kann, ist ungewiss. In der Zelle in Darmstadt kann er nur abwarten - und hoffen, dass die Entscheidung der Härtefallkommission positiv für ihn ausfällt.
Und wenn nicht? "Dann wird er am 8. August nach Gambia, wo er keine Verwandten und sonst Niemanden hat, abgeschoben", unkt Carsten Berthues. Der 8. August ist sein Geburtstag - dann wird Ousman John 21.
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