Mit 25 Toren für den Eimsbütteler TV führt Hannah Paulini nicht nur die Torschützenliste in der Frauen-Oberliga Hamburg an, sondern auch das Rennen um die Torjägerkanone für alle in der 4. Liga. Die 26-Jährige, die an einer Grundschule in Hamburg-Horn Sport und Mathematik unterrichtet, trainiert nebenbei auch noch die C-Mädchen des ETV. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Paulini über ihre Torquote.
FUSSBALL.DE: In den ersten neun Saisonspielen sind Ihnen sagenhafte 25 Tore gelungen. Warum läuft es bei Ihnen derzeit so gut, Frau Paulini?
Hannah Paulini: Wir haben als Mannschaft einfach ganz viel Spaß zusammen. Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie habe ich diesen Aspekt ganz besonders zu schätzen gelernt. Ich habe großen Bock auf Fußball und mich in den ersten Saisonspielen irgendwie in einen Lauf gespielt. (lacht) Während der langen Zwangspause in der abgebrochenen Spielzeit hatten wir außerdem bei Wind und Wetter mit unserem Trainer Dennis Tralau individuelles Training absolviert. Vor allem das permanente Abschlusstraining hat mir persönlich sehr viel gebracht.
Am zurückliegenden Spieltag ging Ihr Team beim 0:4 im Spitzenspiel gegen den Tabellenführer Hamburger SV II allerdings leer aus. Warum konnten Sie keinen weiteren Treffer verbuchen?
"Weil eine Offensivspielerin verletzungsbedingt passen musste, hatte mich unser Trainer Dennis Tralau in die vorderste Reihe beordert. Das hat sofort ganz gut geklappt"
Paulini: Es war kein gutes Spiel von uns, ich hatte so gut wie keine Torchance. Unter dem Strich war der HSV an diesem Tag besser, hat verdient gewonnen.
Wie bewerten Sie die Chancen auf die Meisterschaft nach der ersten Saisonniederlage?
Paulini: Die Saison ist noch lang. Vielleicht leistet sich der HSV mal einen Ausrutscher. Außerdem gibt es noch ein Rückspiel, das wir dann aber unbedingt gewinnen sollten.
Wie viele Treffer haben Sie sich in dieser Saison noch vorgenommen?
Paulini: Vor der Saison hatte ich mir mehr als 20 Tore vorgenommen. Die habe ich bereits jetzt schon erreicht. 40 Tore plus X sollen es jetzt schon werden.
Wo liegen Ihre Stärken und an welchen Dingen müssen Sie noch arbeiten?
Paulini: Meine Grundschnelligkeit ist eine Stärke von mir. Wenn ich den nötigen Raum habe, bin ich für meine Gegenspielerinnen nur schwer aufzuhalten. (lacht) An meiner Abschlussstärke habe ich in den vergangenen Monaten - wie gesagt - hart gearbeitet. Wenn es mal nicht so läuft, bin ich allerdings auch jemand, der zu schnell den Kopf in den Sand steckt. Ich darf nicht so schnell an mir zweifeln, muss an meiner Mentalität arbeiten.
Schielen Sie bei Ihrer derzeitigen Trefferquote bereits auf die Torjägerkanone für alle?
Paulini: Über Instagram habe ich erfahren, dass es diese Auszeichnung auch für unsere Liga gibt. Tatsächlich habe ich nachgeschaut, ob meine Konkurrentinnen zuletzt getroffen hatten. Aktuell beträgt mein Vorsprung acht Tore, aber darauf werde ich mich nicht ausruhen. Ich will in jedem Spiel möglichst mindestens einen Treffer erzielen, um der Mannschaft zu helfen. Sollte dann am Ende der Saison auch eine persönliche Auszeichnung dabei herausspringen, dann hätte ich sicherlich nichts dagegen.
Mit 26 Jahren gehören Sie bereits zu den erfahrenen Spielerinnen. Was zeichnet Ihr Team ganz besonders aus?
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Paulini: Wir halten immer zusammen und verstehen uns auch außerhalb des Platzes sehr gut. Wir supporten uns in jedem Spiel gegenseitig. Bei uns gibt es keine Grüppchenbildung. Wir sind ein großes Team und starten gemeinsame Aktionen.
Was meinen Sie konkret?
Paulini: An jedem Freitag findet nach dem Training bei uns in einer kleinen Holzhütte am Platz ein gemeinsames Abendbrot statt. Das ist eine tolle Sache. Für unsere Mädchenabteilung haben wir ein neues Gebäude bekommen, haben dort einen eigenen Raum, den wir für unsere Siege oder andere Feierlichkeiten nutzen können.
Sie trainieren auch noch die C-Mädchen, die ebenfalls in der Oberliga spielen. Wie bekommen Sie das zeitlich hin?
Paulini: Dreimal pro Woche trainiere ich ab 18 Uhr den ETV-Nachwuchs, anschließend stehen wir mit unserer Frauenmannschaft bis etwa 21.30 Uhr auf dem Platz. Beides bereitet mir sehr viel Freude.
Hinzu kommen am Wochenende ja noch die Spiele. Wie lässt sich dieses große Engagement mit Ihrer beruflichen Entwicklung unter einen Hut bringen?
Paulini: Das geht schon. (lacht) Im Rahmen meines Lehramtsstudiums schreibe ich gerade meine Masterarbeit. Gleichzeitig unterrichte ich schon an einer Grundschule in Hamburg-Horn Sport und Mathematik.
Haben Sie schon immer beim Eimsbütteler TV gespielt?
Paulini: Ich war zuvor für den SC Nienstedten auch schon in der Oberliga am Ball. Das Frauenteam des Vereins hat sich jedoch aufgelöst und ich bin 2015 zum Eimsbütteler TV gewechselt. Seitdem lebe ich auch dort. In meiner ersten Saison beim ETV sind mir lediglich zwei Treffer gelungen, aber wir sind in die Landesliga abgestiegen. In der folgenden Spielzeit konnte ich bereits 26 Tore zum Aufstieg in die Oberliga beitragen.
Bei Ihrem früheren Verein wurden Sie noch als Rechtsverteidigerin oder auf der rechten Außenbahn eingesetzt. Wer hat beim ETV Ihr Potenzial als Stürmerin erkannt?
Paulini: Weil eine Offensivspielerin verletzungsbedingt passen musste, hatte mich unser Trainer Dennis Tralau in die vorderste Reihe beordert. Das hat sofort ganz gut geklappt.
Mal mit einem Augenzwinkern gefragt: Wäre bei Ihrem Nachnamen nicht ein Wechsel zum Nachbarn FC St. Pauli ganz interessant?
Paulini: Auf gar keinen Fall! (lacht) Ich fühle mich beim Eimsbütteler TV pudelwohl. Die gute Jugendarbeit, die beim ETV in den Vordergrund gestellt und geleistet wird, würde mir beim FC St. Pauli fehlen. Außerdem bin ich kein St. Pauli-Fan. Ich finde zwar sympathisch, was den Verein ausmacht. Aber bis auf die Ähnlichkeit zu meinem Namen gibt es sonst keine Übereinstimmungen. (lacht)
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW