Fairplay auf und neben dem Platz: Der Kampf gegen Diskriminierung
Die Landesverbände haben Anlaufstellen gegen Diskriminierung und Gewalt im Fußball eingerichtet. Alain Nkem vom NFV gibt Einblicke in seine wichtige Arbeit.
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Verbands-Ehrenamtsreferent Dieter Habermann (l.) und Helge Günther (Leiter AG "Neue Wege") mit Markus Sackmann (Mitte). [Foto: BFV]
Markus Sackmann (54), ehemaliger Staatssekretär im Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialministerium, ist seit einem halben Jahr Ehrenamtsbotschafter der Bayerischen Staatsregierung. Für die Ehrenamtsorganisation des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) ein guter Grund, sich mit ihm auszutauschen. Verbands-Ehrenamtsreferent (VEAR) Dieter Habermann, Helge Günther als Leiter der Arbeitsgruppe (AG) „Neue Wege“ und Stefan Strunz von der BFV-Geschäftsstelle machten sich auf den Weg. Der Staatssekretär a.D., der seine hauptamtlichen Aufgaben wegen einer Tumorerkrankung aufgeben musste, empfing die BFV-Delegation in seinem Büro im Münchner Sozialministerium.
BFV: Herr Sackmann, vielen Dank für den freundlichen Empfang. Wie geht es Ihnen?
Sackmann: Naja, morgen stehen ärztliche Untersuchungen auf dem Programm, da bin ich schon etwas angespannt. Außerdem haben die Sechziger wieder einmal verloren, das trägt auch nicht unbedingt zu meinem Wohlbefinden bei. Mein Sohn Benedikt und ich sind fußballerisch nämlich durch und durch Blaue. Das ist auch erblich bedingt. Wie Sie vielleicht wissen, war mein Vater eine Zeit lang Präsident bei den Löwen. Aber das nur nebenbei. Eigentlich wollen Sie mit mir über das Ehrenamt reden.
BFV: Richtig. Sie sind Ehrenamtsbotschafter der Staatsregierung. Wie kam es denn zu dieser neu geschaffenen Position?
Sackmann: Nachdem ich wegen der Erkrankung meine hauptamtliche Tätigkeit aufgeben musste, sind Überlegungen angestellt worden, welche sinnvolle Aufgabe ich angesichts meines gesundheitlichen Zustandes in einem zeitlich überschaubaren Rahmen wahrnehmen könnte. Mein Nachfolger Dr. Gerhard Hopp ist dann auf die Idee mit dem Ehrenamtsbotschafter gekommen, weil er mich aus dem Sozialministerium kannte und auch von meinem ehrenamtlichen Engagement auf kommunaler Ebene wusste. Und so sause ich jetzt kreuz und quer durch Bayern, wann immer ich dazu in der Lage bin.
BFV: Das hört sich leicht und locker an, aber was genau steckt dahinter?
Sackmann: Erst einmal will ich vorausschicken, dass ich die Tätigkeit als Ehrenamtsbotschafter selbstverständlich unentgeltlich wahrnehme. Eine Aufwandsentschädigung habe ich aus Überzeugung abgelehnt. Das passt nicht zusammen! Weiterhin habe ich großen Wert darauf gelegt, einen Runden Tisch zu installieren, an dem die wichtigen politischen Entscheidungsträger und Vertreter aller gesellschaftlich relevanten Gruppierungen zusammengekommen sind und ein Grundsatzpapier zum Ehrenamt verabschiedet haben, das die Grundlage meiner Arbeit darstellt. Besonderes Augenmerk lege ich auf Pluralität. Sowohl bei der Besetzung am Runden Tisch als auch in meiner Aufgabenvielfalt. Ob es um die Aufnahme von Asylbewerbern in einen Sportverein geht, die Arbeiterwohlfahrt oder die Kriegsgräber-Fürsorge, egal, das Ehrenamt muss überall nach besten Kräften unterstützt und gefördert werden und die passenden Rahmenbedingungen erhalten. Gerne komme ich auch einmal irgendwo unangemeldet hin, um nach dem „Rechten“ zu schauen und mir die Sorgen und Nöte der Ehrenamtlichen im zwanglosen Gespräch anzuhören. Ich muss beileibe nicht immer offiziell angekündigt werden oder als Redner auftreten, der für die Staatsregierung zum Ehrenamt spricht.
BFV: Sie gelten auch als geistiger Vater der Ehrenamtskarte.
Sackmann: Ich freue mich, dass inzwischen 71 von 96 Landkreisen und kreisfreien Städten die Ehrenamtskarte Bayern eingeführt haben und einige weitere meine Signale positiv aufgenommen haben, die ich von München aus sende. Die Zahl der ausgegebenen Karten hat sich in den letzten Jahren von 50.000 auf 85.000 erhöht. Ihre Besitzer sollen in den Genuss von kleinen Annehmlichkeiten und Vergünstigungen kommen können. Das ist ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung für ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Außerdem arbeite ich daran, Wirtschaftsunternehmen und -verbände davon zu überzeugen und dafür zu gewinnen, dass der Wert bürgerschaftlichen Engagements auch bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz mehr Anerkennung findet. Wer sich einbringt, lernt dazu und ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Und diese Qualifikationen nützen auch einem Unternehmen. In diesem Sinne soll insbesondere der Bayerische Ehrenamtsnachweis eine Visitenkarte in der Arbeitswelt werden.
BFV: In großen Ballungszentren wie München und Nürnberg ist besonders viel Not am Mann, wenn es um das Ehrenamt geht. Dabei würden sich dort viel mehr Menschen engagieren, wenn sie nur wüssten, an wen sie sich wenden sollten. Was ist zu tun?
Sackmann: Es gibt inzwischen 60 Koordinierungszentren Bürgerlichen Engagements in Bayern mit hauptamtlichen Ansprechpartnern, die vom Sozialministerium bezuschusst oder teilweise finanziert werden. Sie sind Vermittler bei Fragen rund ums Ehrenamt oder halten auch Seminare ab, zum Beispiel zum Steuerrecht. Auch dieses Netz der Koordinierungsszentren soll noch weiter flächendeckend ausgebaut werden.
BFV: Welche weiteren Impulse können gesetzt werden?
Sackmann: Der Bayerische Ehrenamtskongress als bundesweiter Wissenschaftskongress mit ausgeprägtem Praxisbezug zum Ehrenamt, soll 2016 erneut und damit zum dritten Mal in Nürnberg stattfinden. Gleichzeitig ist geplant, in seinem Rahmen erstmals den Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt zu vergeben, der innovative Ideen würdigt, die direkt von der Basis des Ehrenamts kommen.
BFV: Hebt das ehrenamtliche Engagement auch ihr persönliches Wohlbefinden?
Sackmann: Auf jeden Fall. Ich habe die schönen Seiten des Ehrenamts erlebt, die weit überwiegen, aber auch die düsteren, wenn sich Menschen unrechtmäßig Vorteile verschafft haben und entsprechende Konsequenzen gezogen werden mussten. Ich muss jedoch betonen, dass dies unrühmliche Ausnahmen von der Regel sind. Mir geht das Herz auf, wenn ich engagierte Ehrenamtler treffe und mit ihnen leidenschaftlich diskutiere. Auf der Heimfahrt kommt es dann schon vor, dass mein Fahrer zu mir in positivem Sinne sagt: Das war heute wieder eine richtige Chemo-Keule!
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