Heute ist es soweit: Die erste "Übergewichtigen Fußball Liga NRW" startet. Sechs Teams mit Spielern, die mindestens 100 Kilogramm wiegen, treten gegeneinander an. Eine der Mannschaften sind die Heavy Kickers des PSV Bork aus der Kreisliga A. Im FUSSBALL.DE -Interview spricht Mike Kraus, "Urvater" der Heavy Kickers, über die besondere Idee und die Vorfreude auf den Ligastart.
FUSSBALL.DE: Bei den Heavy Kickers des PSV Bork dürfen nur Aktive mitspielen, die mindestens 100 Kilogramm wiegen. Wie kam es zu der Idee, Herr Kraus?
Mike Kraus: Ich hatte früher selbst lange Fußball gespielt, aber viel Verletzungspech. Irgendwann war ich etwas in die Jahre gekommen, nicht mehr der Fitteste, hatte aber Lust, mich wieder mehr zu bewegen. Andere Sportarten und eine normale Fußballmannschaft kamen für mich nicht mehr in Frage. Daher kam ich auf die Idee, bei Klubs nachzufragen, ob sie Interesse an einem neuen Team haben - nur für Spieler, die zu viel Gewicht auf die Waage bringen und gemeinschaftlich etwas für ihre Gesundheit tun möchten. Der PSV Bork war schnell begeistert und ließ mich das spannende Projekt starten.
Wie ist die Resonanz auf das spezielle Angebot?
"Es gibt genügend Fußballbegeisterte, die sich aufgrund ihres Körpergewichts nicht trauen, in einer normalen Fußballmannschaft zu spielen"
Kraus: Extrem groß. Wir haben aktuell mit 27 Spielern keinen freien Platz mehr im Kader und können den vielen Anfragen gar nicht gerecht werden. Auch die erhöhte Medienaufmerksamkeit macht sich bemerkbar.
Wie ist das Alters- und Gewichtsspektrum der Teammitglieder?
Kraus: Von 18 bis 50 Jahren ist alles dabei. 50 aber auch nur, weil ich selbst als ältester Spieler hin und wieder noch selbst gegen den Ball trete. (lacht) Gewichtstechnisch gibt es ja die Minimalanforderung von 100 Kilogramm. Der aktuell schwerste Spieler wiegt rund 140 Kilogramm. Nach oben hin gibt es zwar grundsätzlich keine Grenze. Aber wir schauen dennoch darauf, dass die Beteiligung am Training und an Spielen gesundheitstechnisch einwandfrei möglich ist. Ab einem bestimmten Gewicht ist es schließlich nicht mehr so einfach, sich körperlich zu betätigen.
An wie vielen Wochentagen wird trainiert?
Kraus: Wir trainieren zweimal pro Woche - montags und mittwochs. Die Gestaltung ist ähnlich wie beim Training einer normalen Fußballmannschaft. Von Lauftraining über Dribblings und Schussübungen bis hin zum Abschlussspiel ist alles dabei.
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Mittlerweile gibt es auch weitere Teams mit dem gleichen Ansatz - die Folge ist eine eigene Liga mit sechs Mannschaften, die am 16. April startet. Mit dabei sind unter anderem die "Schweren Schwerter", die "Pfundskerle" aus Menden und die "Big Boys" aus Oberhausen. Wie groß ist die Vorfreude auf den Saisonstart?
Kraus: Wie hat es eines der anderen Teams bereits treffend formuliert: Wir sind alle heiß wie Frittenfett! (lacht) Es ist schön zu sehen, dass sich schon so viele Mannschaften gebildet haben. Wir freuen uns sehr darauf, bald in einem offiziellen Wettbewerb gegen sie anzutreten. Bisher haben sich unsere Partien auf Testspiele gegen Alte Herren, zweite Mannschaften oder Frauenteams beschränkt. Dabei haben wir meist nicht allzu gut ausgesehen. (lacht) Es jetzt mit Klubs in der sprichwörtlich gleichen Gewichtsklasse aufnehmen zu können, wird sicher mehr Spaß machen.
Gibt es besondere Regeln? Werden beispielsweise Spieler mit einem Gewicht unter 100 Kilogramm kategorisch ausgeschlossen?
Kraus: Jedes Team darf maximal zwei Spieler im Team haben, die die 100-Kilo-Grenze unterschreiten. Außerdem muss sozusagen das Gleichgewicht stimmen. Das heißt: Nur ein stattlicher Bierbauch reicht nicht aus, um für unsere Liga als übergewichtig zu gelten. (lacht) Die Spieler müssen deutlich erkennbar Übergewicht haben, damit sie zugelassen werden.
Welche Ziele werden beim PSV Bork mit den Heavy Kickers verfolgt?
Kraus: Grundsätzlich wollen wir erst einmal für Übergewichtige ein Angebot schaffen, sich mehr zu bewegen. Wir möchten Leute dazu animieren, runter von der Couch und auf den Platz zu kommen. Es gibt genügend Fußballbegeisterte, die sich aufgrund ihres Körpergewichts nicht trauen, in einer normalen Fußballmannschaft zu spielen. Genau diese Menschen nehmen wir bei uns auf, um gemeinsam die Pfunde purzeln zu lassen und dabei auch noch als Team Spaß zu haben. Das ist etwas ganz anderes, als wenn man zum Beispiel alleine im Fitnessstudio dafür kämpft, das eine oder andere Kilo zu verloren. Sportlich gibt es bei uns überhaupt keinen Druck. Natürlich freuen wir uns über Siege. Aber die Enttäuschung über Niederlagen hält sich in Grenzen. Am Ende geht es vor allem um eines: Bewegung!
Glauben Sie, dass das nur der Anfang ist und auch viele weitere Klubs ein solches Angebot schaffen werden?
Kraus: Ich hoffe es sehr! Es ist eine tolle Sache und man merkt jetzt schon, dass sich immer mehr Vereine damit auseinandersetzen, eine Mannschaft für Übergewichtige zu gründen. Mit der Gründung einer eigenen Liga gibt es jetzt auch einen sportlichen Anreiz und die Möglichkeit, regelmäßig an einem Wettbewerb teilzunehmen. In Zeiten, in denen die Vereine händeringend nach neuen Mitgliedern suchen, kann dieses Angebot auch dazu führen, neue Menschen für ihren Klub zu gewinnen. Es ist also nicht nur eine Chance für die übergewichtigen Spieler, sondern auch für die Vereine. Wichtig ist nur, dass sich genügend Macher finden, die Lust haben, sich im Verein für ein solches Projekt einzusetzen. Dazu möchte ich abschließend noch einmal aufrufen. Denn es bereitet einfach große Freude.
Autor/-in: Christian Knoth/ MSPW