Er beherrscht Passagen, Kapriolen und die berühmte Piaffe genauso wie Dribblings, Pässe in die Tiefe und den Torschuss. Joao Pedro Oliveira Monteiro Moreira ist ein sportliches Multitalent, im Reiten ist er ein Profi und auf dem Fußballplatz hätte er vielleicht auch einer werden können. Weil sich der Portugiese aber irgendwann für die Pferde entschieden hat, spielt er heute nicht bei Sporting Lissabon, sondern mit dem SV Sonsbeck in der Landesliga.
Der Niederrhein ist die neue Heimat des 32-Jährigen. Mit Ehefrau Marta und der achtjährigen Tochter Constanze ist Joao Moreira von Beelitz in Brandenburg nach Xanten gezogen, weil er auf der Reitanlage Giesen in Sonsbeck eine neue Anstellung als Reittrainer gefunden hat. „Nordrhein-Westfalen ist mehr ein Pferdeland“, erklärt der Dressur-Spezialist. Und eine Fußball-Hochburg natürlich.
Aufgewachsen in Lissabon, spielt Joao Moreira als Kind und Jugendlicher bei einem der renommiertesten Klubs seines Heimatlandes: bei Sporting Lissabon. „Ich war gut am Ball, aber mit 15 oder 16 musste ich eine Entscheidung treffen: Versuche ich Profi-Fußballer zu werden oder bleibe ich beim Reiten“, erzählt er. Schon sein Vater hat edle Rösser, Joao setzt auch aufs Pferd, gewinnt in Portugal die nationalen Dressur-Meisterschaften, ehe der Ruf aus Deutschland kommt.
Im Jahr 2013 geht es nach Beelitz in Brandenburg, doch die neue Umgebung und die fremde Sprache machen ihm und seiner Marta nichts aus – zumal schon vorher von Portugal aus Kontakt zu deutschen Reitern und Ställen bestand. „Ich habe Deutschland vom ersten Tag an geliebt“, sagt Joao Moreira. „Das Wetter ist zwar anders als in Portugal und im ersten Winter in Deutschland haben wir sehr gefroren, aber die deutsche Ordnung und Disziplin schätze ich sehr.“
"Die deutsche Ordnung und Disziplin schätze ich sehr"
Er nimmt am deutschen Bundes-Championat teil und wird 2014 sogar als Ersatzreiter für die portugiesische Equipe bei den Weltreiterspielen in Caen nominiert. Dass er nebenbei auch weiter Fußball spielt, ist klar. Mit der SG Blau-Weiß Beelitz kickt Joao Moreira in der Brandenburger Kreis-Oberliga , doch nun folgt sowohl auf dem Reit- als auch auf dem Fußball-Platz ein Schritt nach vorn.
In Sonsbeck ist man begeistert von dem internationalen Zugang. „Joao ist ein sehr höflicher, zurückhaltender Mensch, angenehm im Umgang und daher sofort akzeptiert in der Mannschaft“, schwärmt SVS-Trainer Thomas von Kuczkowski. „Man muss manchmal auch ein bisschen Glück haben bei solch einer Verpflichtung. Der Trainer von Blau-Weiß Beelitz hat mich angerufen und mit Joao wärmstens empfohlen. Ich kann ihm bisher nur recht geben“, nickt „Kucze“ und führt aus: „Spielerisch bringt Joao Elemente mit, die wir bisher so in unserer Mannschaft nicht hatten: er ist technisch stark, hat ein hohes Spielverständnis und ist wegen seiner eher zierlichen Statur sehr leichtfüßig.“
Joao Moreira gibt die Blumen gerne zurück. „Der SV Sonsbeck ist ein guter Verein, von der Mannschaft bin ich sehr gut aufgenommen worden“, betont der neue „Zehner“ bei den Rot-Weißen. In den ersten Testspielen gegen den 1. FC Mönchengladbach , beim Kevelaerer SV und gegen den VSF Amern konnte sich der Portugiese mit seinen neuen Teamkollegen schon mal einspielen, ehe es an den nächsten beiden Sonntagen schon ernst wird. Zunächst geht es in der ersten Runde des Niederrheinpokals gegen den ASV Süchteln , bevor eine Woche später der Landesliga-Auftakt beim VfL Rhede steigt.
Joao Moreira will dann natürlich unbedingt dabei sein – gerät aber an Wochenenden auch mal in einen Gewissenskonflikt. Wenn wichtige Reitturniere anstehen, haben diese Priorität. Dann muss der SV Sonsbeck ohne seinen ehemaligen Sporting-Jugendspieler auskommen. Eine saubere Passage ist dem Profireiter und Amateurfußballer wichtiger als ein sauberer Pass.
Autor/-in: Heiko Buschmann