Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
Mehr lesen
Aktuell technische Probleme bei FUSSBALL.DE.
An der Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet.
Wir bitten um euer Verständnis.
Nicht nur Profis wie Walace (r.) schießen quer: Auch in der Kreisliga gibt es große Egos.[Foto: Imago (2) / Collage: FUSSBALL.DE]
Hamburgs Walace sieht sich selbst als Offensivkraft und verweigert seinem Coach fußballerisch die Gefolgschaft. Das schadet eher dem verein, als dem Profi. Auch in den Amateurligen laufen zahlreiche Spieler herum, deren Ego weit über der Mannschaft zu kreisen scheint - hier die neueste Follge der FUSSBALL.DE-Amateur-Kolumne Amateur-Alltag von Joel Grandke.
Fußball-Weisheit #15: „Kein Spieler ist größer als die Mannschaft.“ Da klimpert‘s kräftig im Phrasenschwein. Diese goldene Regel sollte eigentlich in allen Vereinen gelten – von der Bundesliga bis zur 5. Kreisklasse. Im Profi-Bereich sorgen allerdings zunehmend Querköpfe für Schlagzeilen, die mit Streiks ihren Wechsel erzwingen oder öffentlich gegen Trainer und Vorstand poltern. Damit landen wir dieser Tage direkt beim Hamburger SV. Der neue Coach Christian Titz wollte den Abstiegskampf eigentlich mit seinem Brasilianer Walace in der Innenverteidigung angehen. Der gelernte Mittelfeldspieler sieht seine Stärken aber offensiver, sodass er sich schlicht weigerte, auf dieser Position aufzulaufen. Er gehörte folglich nicht zum Kader gegen die Hertha, woraufhin er gar nicht erst ins Stadion kam und stattdessen von zuhause muntere Instagram-Fotos absetzte. Der Olympia-Sieger wurde daraufhin in die U 21-Mannschaft verbannt, bei der er schließlich das Training schwänzte. Anstatt mit der Truppe auszulaufen, verbrachte er das Wochenende in Mailand – natürlich ohne vorherige Absprache: Dolce Vita statt Abstiegskampf.
Aus eigener Erfahrung wissen wir längst: Man muss kein Profi-Kicker mit Millionenverdienst sein, um sich als etwas Besonderes anzusehen. Auch in den Amateurligen laufen zahlreiche Spieler herum, deren Ego weit über der Mannschaft zu kreisen scheint. Der spontane und unabgesprochene Kurz-Trip nach Mailand ist hier aus finanziellen Gründen zwar eher die Ausnahme, aber es gibt genügend andere Wege, um seinem Dickkopf Ausdruck zu verleihen.
Positionsgeplänkel wie beim Kollegen Walace findet auch in der Kreisliga statt. Jeder von uns kennt einen der Verteidiger, der der Meinung ist, dass seine Qualitäten zweifellos im Offensivbereich liegen würden. Er sieht sich in der Viererkette als völlig verschenkt an. Als „Ballkünstler“ bräuchte er alle Freiheiten, anstatt sich von der disziplinierten Staffelung der Viererkette einengen zu lassen. Für ihn steht außer Frage, dass er als einziger Mittelstürmer aufgestellt werden müsste. Im Notfall wäre er sogar kompromissbereit und ließe sich auf eine offensive Mittelfeldposition ein. Ein echter Teamplayer! Das Problem: Der Trainer sieht ihn weiterhin als Verteidiger. Der Plan des Spielers: Er geht solange jedem Zweikampf aus dem Weg und bewegt sich als Verteidiger einfach auf der gegnerischen Abseitslinie, bis ihn der Trainer schließlich aus der Abwehr nehmen muss. Im Normalfall wird er vom Coach dann aber nicht in den Sturm beordert, sondern direkt per Auswechslung zum Duschen.
Ist erstmal der Keil zwischen den eigenwilligen Spieler und den Trainer getrieben, geht der Streit meist an anderer Stelle weiter. Im nächsten Spiel bekommt der Kicker eine Denkpause verpasst und muss zunächst auf der Bank Platz nehmen. Soll er dann kurz vor Schluss oder bei einem deutlichen Rückstand eingewechselt werden, weigert er sich und winkt entnervt ab: „Ich habe keinen Bock mehr mich warmzumachen, wenn die Partie längst gelaufen ist…“ Wer Kleinkinder in ihrer Trotzphase für anstrengend hält, sollte erstmal Kreisliga-Spieler mit gekränktem Ego erleben: Dagegen ist die geklaute Schaufel im Sandkasten ein Witz…
Bei der Ausführung von Standardsituationen kann es ebenfalls krachen: Einer der Spieler weigert sich plötzlich, die Eckbälle zu treten, da er die aussichtsreichen Freistöße auch nicht mehr schießen darf: „Wenn jemand anderes angeblich mehr Gefühl im Fuß hat als ich, soll er doch gleich alle Standards treten. Ich bin doch kein Vorlagensklave…“ Noch größeres Konfliktpotenzial ergibt sich bei den Elfmeterschützen, wenn zwei Spieler mit besonderem Geltungsbedürfnis aufeinandertreffen. Der eine schießt schon seit Jahren die Strafstöße und beharrt auf das Gewohnheitsrecht, während der Neuzugang beteuert, dass er in seiner ganzen Karriere (inklusive Jugendbereich und Training) noch keinen einzigen Elfer vergeben hätte. Es entwickelt sich ein alberner Hahnenkampf um die Ausführung, nach dem sich die beiden Akteure über die gesamte Saison keines Blickes mehr würdigen werden.
Apropos Neuzugänge: Sollte jemand aus einer höheren Spielklasse zum Kreisligisten gewechselt sein, trägt er gern seine Vergangenheit vor sich her. In diesem Fall kommandiert er seine Mitspieler mit militärischem Befehlston auf dem Platz herum, als hätte er als ehemaliger Bezirksliga-Kicker den Fußball erfunden. Seinen genervten Mitspielern vermittelt er den Eindruck, dass sie ihm nach jedem Spiel die Füße küssen müssten – einfach aus Dank dafür, dass er sich so selbstlos aus dem Fußball-Olymp in die niederen Klassen herabgelassen hat. Während ein Walace sich womöglich aufgrund seines Olympia-Sieges zu höherem als dem Abstiegskampf mit dem HSV berufen fühlt, berichtet unser Kollege aus der Bezirksliga in der Kabine gern ungefragt über „das hohe Tempo“ und die „extreme Zweikampfhärte“ der siebthöchsten (!) Spielklasse in Deutschland. Mit dieser geballten Erfahrung ergibt sich nicht selten das Selbstverständnis, auch ohne Training unangefochtener Stammspieler zu sein. Das gilt sogar für Seniorenkicker, die damit prahlen, früher mal in der B-Jugend-Oberliga gespielt zu haben. Dort waren sie zwar Reservist, aber das Training auf dem hohen Niveau könne ihnen heute keiner mehr nehmen.
Am Ende sollte sich doch jeder das eingangs genannte Zitat vor Augen halten und sich daran erinnern, dass Fußball immer noch ein Mannschaftssport ist. Wer nur sich selbst vertraut, kann gern die Zuschauer in der Fußgängerzone mit seinen Tricks beeindrucken, aber doch bitte vom Sportplatz fernbleiben, auf dem die Gemeinschaft im Vordergrund steht. Man muss mit dem Trainer nicht immer einer Meinung sein und darf seine Unzufriedenheit auch im angemessenen Rahmen äußern, aber solange man Teil eines Teams ist, sollte sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellen. Vor allem die vermeintlich stärkeren Spieler sollten in Krisenzeiten vorangehen, anstatt die Ursachen für den Misserfolg bei den Mitspielern oder Trainern zu suchen. Der große Fußballehrer Onkel Ben aus „Spider-Man“ lehrte uns schließlich so treffend: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.“ Für Dolce Vita bleibt noch genügend Zeit im Leben.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
Lieber Fußballfreund,
du möchtest gern einen Beitrag, z.B. Musik, Fotos, Videos, Daten oder einen Zeitungsartikel (nachfolgend „Inhalte“) hochladen? Wir möchten dich an dieser Stelle gern nochmal daran erinnern, dass die Verantwortung für die von dir hochgeladenen Inhalte bei dir liegt. Bitte vergewissere dich also zunächst, ob die Inhalte unseren Vorgaben entsprechen (siehe die ausführlichen Bestimmungen unter „Community-Spielregeln“) und insbesondere ob du über die entsprechenden Nutzungsrechte an den Inhalten verfügst. Diese liegen in der Regel bei Dritten und nicht bei dir, wenn du Inhalte aus dem Internet (z.B. Fotos bekannter Personen, Videos oder Zeitungsartikel) kopierst und hochlädst.
Bitte beachte: Wenn du die Nutzungsrechte an den Inhalten nicht berücksichtigst, kann es zu kostspieligen Abmahnungen und weiteren Forderungen gegen dich kommen. Sofern wir hiermit direkt konfrontiert werden, sind wir berechtigt, deine Daten zum Zwecke der Rechtsverfolgung herauszugeben und mögliche Forderungen an dich weiter zu berechnen.