Kremer über Flut: "Vereinsleben hat gelitten"
Anne-Kathrine Kremer ist Trainerin des SC 13 Bad Neuenahr in der Frauen-Regionalliga Südwest. Mit FUSSBALL.DE spricht sie über den Fußball nach der Flut.
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In Burghausen reagierte man deutlich schneller auf den Torfall als in Madrid. Die Regionalliga-Partie konnte sogar ohne Verzögerung angepfiffen werden. [Foto: BFV-TV/Getty Images]
Burghausen ist nicht Madrid: Vor dem Spitzenspiel in der Regionalliga Bayern zwischen Tabellenführer SV Wacker Burghausen und der U 23 des FC Bayern München (1:0) fühlten sich trotzdem viele Zuschauer unweigerlich an das legendäre Champions League-Spiel Real Madrid gegen Borussia Dortmund am 1. April 1998 (2:0) zurückerinnert.
"Wir haben fast alle sofort an Madrid gedacht"
Wie damals in der spanischen Hauptstadt fiel das erste Tor in Burghausen schon vor dem Anpfiff. Im Gegensatz zum Weltklub konnte der Tabellenführer der Bayern-Staffel aber blitzschnell Ersatz für das beschädigte Gehäuse beschaffen. Nicht einmal der Anpfiff verzögerte sich. In Madrid hatte es vor 18 Jahren nicht weniger als 76 Minuten gedauert, bis die Partie in der „Königsklasse“ mit deutlicher Verspätung über die Bühne gehen konnte.
Was genau ist passiert? In Burghausen hatte das Schiedsrichtergespann um Florian Kornblum (Grabenstätt) bei der Platzbegehung frühzeitig eine Beschädigung des Tores festgestellt, vor dem sich die Gäste aus München aufwärmten. Dann ging alles ganz schnell. Johann Fuchs, der Spielbeauftragte des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), informierte per E-Mail Spielleiter Josef Janker (Zell).
Nur wenige Minuten später war das defekte Tor bereits von Wacker-Funktionären abgebaut und ein Ersatzgehäuse installiert worden. „Alle Beteiligten haben hervorragend reagiert“, lobt Janker im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Die Organisation vor Ort war exzellent. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, wenn etwas so Außergewöhnliches passiert.“
Wacker-Kapitän Christoph Burkhard, der sich mit seinen Teamkollegen auf der gegenüberliegenden Seite auf die Partie vorbereitete, hatte zunächst nicht mitbekommen, was sich vor der Westtribüne abspielte.
„Erst als unsere Platzwarte mit einem Netz und einem Tor an uns vorbeikamen, haben wir realisiert, dass etwas nicht stimmt. Ich habe mir das beschädigte Tor angesehen. Es war ein glatter Schnitt durch den Pfosten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es zu einer Erschütterung gekommen wäre“, so Burkhard, der später den entscheidenden Elfmeter zum 1:0-Endstand verwandelte, gegenüber FUSSBALL.DE . „Wir haben fast alle sofort an Madrid gedacht. Bei uns wussten aber alle sofort, was zu tun ist.“
In Madrid waren die Verantwortlichen 1998 ganz und gar nicht auf einen „Torfall“ eingestellt. Real-Fans hatten einen Schutzzaun erklommen, an dem das Tor befestigt war. Der Zaun knickte zwei Minuten vor dem geplanten Anpfiff unter der Last um und riss das Tor mit. Erst nach über einer Stunde konnte ein Ersatztor vom Trainingsgelände der Madrilenen herbeigeschafft werden.
Bis es installiert war, dauerte es eine weitere Viertelstunde. Die Zeit bis zum Anpfiff überbrückten die damaligen RTL-Reporter Günther Jauch und Marcel Reif mit einer legendären und launigen Moderation, in der sie sich die Bälle gegenseitig zuspielten. „Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan“, ist einer der bekanntesten Sätze von Reif. Für die Live-Übertragung bekamen Jauch und Reif den Bayerischen Fernsehpreis und wurden für den Adolf Grimme-Preis nominiert. Bemerkenswert: Die Moderation sahen rund zwölf Millionen Zuschauer, das folgende Spiel „nur“ sechs Millionen.
Unangenehme Folgen hatte eine ganz ähnliche Situation für den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach vor rund 45 Jahren. Am 27. Spieltag der Saison 1970/1971 hatten die „Fohlen“ den SV Werder Bremen zu Gast. Nach einem Freistoß verhedderte sich der anstürmende Borussia-Angreifer Herbert Laumen im Tornetz. Beim Versuch, sich am Netz hochzuziehen, brach der Pfosten, der damals noch aus Holz bestand. Ein Ersatz-Tor gab es nicht und so wurde die Partie in der 88. Minute abgebrochen. Am „Grünen Tisch“ wurde der Vergleich 2:0 für Bremen gewertet.
Mönchengladbach verteidigte dennoch den Meistertitel. Nach dem Vorfall schafften alle Bundesligisten Holztore ab und ersetzten sie durch Aluminium-Gehäuse. Den gebrochenen Pfosten kann man im Museum der Borussia bewundern.
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