Zum 959. Mal lief Heinz Kuptz für seine Mannschaft auf: Für die Super-Senioren (Ü 60) des VfL Grünhof-Tesperhude, die es seit 1970 gibt, war er gegen den FC Viktoria Harburg (1:0) im Einsatz. Aus dem früheren Untere-Herren-Team ist der 74-jährige Kuptz das letzte aktive Gründungsmitglied. Das Durchschnittsalter der Fußball-Opas in Grünhof, das in Geesthacht 30 Kilometer östlich von Hamburg liegt, beträgt 67,5 Jahre. "Im Schnitt sind wir in Hamburg wohl die älteste Mannschaft", schätzt Schriftführer Jakob Schmidt.
Ans Aufhören denkt die fußballverrückte Truppe nicht. Die 21 aktiven Spieler – dazu kommen 18 passive – trainieren das ganze Jahr über durch. "Man braucht auch Glück. Ich hatte zum Beispiel in all den Jahren keine größere Verletzung", sagt Rekordspieler Kuptz. 1954, kurz bevor Deutschland das erste Mal Weltmeister wurde, trat er in seinen Verein ein und durchlief von den Schülern an alle Mannschaften. Jüngst wurde er für 60 Jahre Vereinstreue ausgezeichnet.
Absprung verpasst
"Kinderbetreuung ist nicht mehr"
Den richtigen Zeitpunkt zum Abtreten haben er und seine Teamkameraden irgendwie immer verpasst. "Mit 34 und drei Meisterschaften fanden wir uns zu jung für die Alte Herren", erinnert sich Schriftführer Schmidt, der über alle Einsätze genau Buch führt. Als die Einsicht siegte, sprang 1976 beim Übergang in die höhere Altersklasse gleich der nächste Titel heraus.
Gar zwei in Folge holten die Grünhofer, als es 1988 in die Senioren ging. Nur bei den Super-Senioren (ab 1996) mussten sie sich lange gedulden. "Unsere Gegner waren meist im Schnitt zehn Jahre jünger", erklärt Schmidt. Erst 2010 – inzwischen bei den Ü-60-Jährigen – war es endlich soweit.
Der letzte Triumph liegt gar nicht lange zurück. Jüngst erhielten die Grünhofer als fairste Senioren-Mannschaft 500 Euro vom Hamburger Fußball-Verband (HFV) . "Wir haben nicht eine Gelbe Karte bekommen“, betont Dieter Baumbach, der die Auszeichnung beim HFV-Jahresempfang entgegen nahm, stolz.
Hat sich also gelohnt, dass sie sich auf die Fahnen geschrieben hatten, weniger zu meckern. Dieser Punkt fand allerdings keine Aufnahme in die offizielle Mannschaftssatzung. Punkt 6 darin ist inzwischen auch gestrichen: "Ersatzspieler sind verpflichtet, die Kinder zu betreuen." Denn: "Kinderbetreuung ist nicht mehr", schmunzelt Schriftführer Schmidt. Schließlich spielen viele der Sprösslinge inzwischen selbst gemeinsam bei den Alten Herren des Vereins. "Als wir die Untere Herren 1970 gegründet haben, um Jüngeren Platz zu machen, hatten wir alle Familien. Und uns war uns wichtig, dass die Frauen dazu gehören", erklärt Kuptz.
Knobeln, angeln, Skat
Gemeinsame Unternehmungen waren der Schlüssel dafür, dass das Grünhofer Team seit nunmehr 44 Jahren besteht. Aktive und Passive samt Anhang feiern zusammen Silvester, gehen auf Vatertagstour, zum Knobeln, Angeln oder spielen Skat. Seit 1961 besteht auch eine Freundschaft mit dem dänischen Team von Olympia Kopenhagen.
Nur die Freundschaftsspiele gegen sie gibt es seit einiger Zeit nicht mehr – die Dänen haben mit dem Fußball aufgehört. Davon sind die Fußball-Opas des VfL Grünhof-Tesperhude noch weit entfernt. "Das Ende lassen wir auf uns zukommen", sagt Kuptz. "Wir sind alle noch mit Eifer dabei."
Am Samstag steht das nächste Spiel bei der Hamburger Turnerschaft von 1816 auf dem Programm. Für Kuptz wäre es Spiel Nummer 960.