Wer sich nach Feierabend mit Eva Heinen treffen will, der muss das Eugen-Reintjes-Stadion ansteuern. An der Sportanlage des VfB Rheingold Emmerich ist sie beinahe täglich anzutreffen. "Am Donnerstag steht für mich eigentlich kein Training auf dem Programm", sagt Eva Heinen und schiebt lachend hinterher: "Das heißt aber nicht, dass ich nicht mal am Sportplatz vorbeischaue."
Ohne sie wäre das Angebot beim niederrheinischen Klub wesentlich kleiner. Eva Heinen trainiert die Frauenmannschaft der FSG Emmerich , eine Spielgemeinschaft der Klubs Rheingold und Eintracht Emmerich . Bei Kreisliga-Spielen stellt sie sich auch ins Tor und bringt durch ihre Regionalliga-Erfahrung die gegnerischen Angreiferinnen oft zur Verzweiflung.
Und dann bietet Eva Heinen auch noch Torwarttraining an: für die erste Herren-Mannschaft, für die A- und die D-Jugend sowie für die Juniorinnen. "Ich hatte mich auch mal um einen Großteil des Jugendbereichs gekümmert, doch dann bin ich etwas kürzergetreten", berichtet die 30-Jährige.
Bei Rheingold Emmerich wissen sie, was sie an Eva Heinen haben. Deshalb reichten sie für ihre Teamkollegin auch eine Bewerbung zur Amateurin des Jahres ein. "Ich wusste davon gar nichts", erzählt die Trainerin. "Umso mehr habe ich mich darüber gefreut." Die Fußballerinnen aus Emmerich wollten sich auf diese Weise bedanken. Für die Hingabe, mit der Eva Heinen ihr großes Hobby betreibt. "Ich bin schon ziemlich fußballverrückt", gibt Heinen, die die Shortlist bei den Amateuren des Jahres 2019 knapp verpasste, zu.
"Ich bin schon ziemlich fußballverrückt"
Training unter Silke Rottenberg
Im Alter von vier Jahren trug sie erstmals das Rheingold-Trikot – damals noch als Feldspielerin. In der E-Jugend fehlte der Mannschaft ein Torwart. Marco Heinen trainierte damals das Team und beschloss, seine jüngere Schwester zwischen die Pfosten zu stellen. Der Plan ging auf: Eva Heinen überzeugte als Torhüterin.
In der C-Jugend wechselte sie. Bei ihrem Stammklub gab es damals keine Mädchenmannschaft. Eva Heinen schloss sich dem SV Rees an. Sie verdiente sich damals auch einen Platz in der Niederrhein-Auswahl. Ihre Trainerin hieß: Martina Voss. Jene Frau, die als Martina Voss-Tecklenburg nun die DFB-Frauen coacht, förderte das große Talent aus Emmerich. "Von ihr habe ich sehr viel gelernt", erzählt Heinen.
Eines Abends brachte Martina Voss eine Mitspielerin vom FCR Duisburg mit zum Stützpunkttraining. Die damalige Nationaltorhüterin Silke Rottenberg machte eine Einheit mit den jungen Spielerinnen. "Sie war immer mein großes Vorbild", berichtet Eva Heinen. "Das war schon genial, unter ihr zu trainieren."
Die Emmericherin wechselte nach ihrer Zeit in Rees dann zu Fortuna Dilkrath . Im Teenageralter spielte sie in der Regionalliga. Doch nach einer Saison, die mit dem Abstieg endete, zog es sie zurück zu ihrem Stammklub. Die Fahrerei nach Dilkrath war ihr zu stressig. Zudem gab es den Beruf: Eva Heinen hatte sich zur Zahnarzthelferin ausbilden lassen.
Zu Hegering noch heute Kontakt
Die Fußballerin beschloss später, sich als Trainerin weiterzubilden. Sie belegte einen Kurs an der Sportschule Wedau, war dabei die einzige Frau neben rund 20 Männern. Am Ende hatte die Niederrheinerin ihren Torwarttrainerschein in der Tasche.
Davon profitieren die Torleute in Emmerich noch heute. Wenn im Seniorenteam ein Torwart die Nummer eins trägt, den Eva Heinen einst in der Jugend förderte, dann macht sie das froh. Die Trainerin bildet sich aber auch durch das Fußballgucken weiter. Zum Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach hat sie es zuletzt selten geschafft. Dafür geht es regelmäßig zu Borussia Bocholt .
Beim Frauen-Regionalligisten spielt auch eine alte Teamkollegin. Mit der ehemaligen Bundesligaspielerin Vanessa Martini lief Eva Heinen einst in der Niederrhein-Auswahl auf. "Sie war in meiner Fahrgemeinschaft", berichtet die Emmericherin.
Auch Marina Hegering saß damals mit im Auto, das die Talente zum Training fuhr. "Zu ihr habe ich noch immer Kontakt", sagt Eva Heinen. Die Nationalspielerin war auch im Frühjahr 2019 zu Gast, als Eva Heinen ihren 30. Geburtstag feierte. Kurz darauf flog die Abwehrspielerin der SGS Essen nach Frankreich. Bei der WM war Hegering eine feste Größe im deutschen Team.
Wenn Deutschland nun Länderspiele bestreitet, guckt Eva Heinen besonders bei Martina Voss-Tecklenburg und Marina Hegering genauer hin. Alle Partien live sehen kann Eva Heinen allerdings nicht. Trainingseinheiten in Emmerich gehen schließlich vor.