Teilzeit-Trainer Peter Rubeck, der tagsüber als kaufmännischer Angestellter in einem Krankenhaus arbeitet, thront mit Eintracht Trier an der Tabellenspitze der Regionalliga Südwest. Nun hat der frühere Zweitligaprofi seinen Vertrag bis zum Sommer 2018 verlängert - und kündigt an, ab der neuen Saison den Trainerjob in Vollzeit auszuüben. Unser Regionalliga-Interview der Woche.
"Ich werde mich ab Sommer voll auf den Fußball zu konzentrieren, weil das momentane Pensum doch zu sehr an die Substanz geht"
In seiner zweiten Saison beim Südwest-Regionalligisten Eintracht Trier ist Trainer Peter Rubeck bis jetzt so richtig durchgestartet: Nach Platz elf in der vergangenen Spielzeit thront sein Team derzeit punktgleich mit Waldhof Mannheim an der Tabellenspitze. Im Interview mit FUSSBALL.DE nennt der 54-Jährige Gründe für den Erfolg.
FUSSBALL.DE: An der Mosel träumen die Fans bereits wieder von der Rückkehr auf die nationale Fußballbühne, wo man zuletzt zwischen 2002 und 2005 in der Zweiten Bundesliga vertreten war. Können Sie die Wünsche der Anhängerschaft schon am Ende dieser Saison mit dem Aufstieg in die Dritte Liga erfüllen?
Peter Rubeck: Das wäre schön! Natürlich wollen wir jetzt so lange wie möglich oben bleiben. Meine Jungs haben im bisherigen Saisonverlauf mit super Leistungen gezeigt, zu was sie fähig sind und dass der Erfolg kein Zufall ist. Die Euphorie darf aber nicht in Druck umschlagen. Wir müssen auch immer unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten sehen. Die sind im Vergleich zu unseren direkten Konkurrenten aus Mannheim, Elversberg und Saarbrücken vergleichsweise bescheiden.
Ihre Mannschaft ist auswärts noch ungeschlagen und gewann bis auf das 1:1 im Hit bei der SV 07 Elversberg alle Partien auf des Gegners Platz: Ist es da von Vorteil, noch jeweils bei den anderen Topteams der Liga – wie etwa in Mannheim, in Saarbrücken und in Offenbach – antreten zu müssen?
Rubeck: Darum mache ich mir ehrlich gesagt keine großen Gedanken. Egal ob auswärts oder zu Hause: Wir spielen Fußball und wollen gewinnen. Unsere spielerische Qualität kam sicher bisher in dem einen oder anderen Auswärtsspiel noch besser zum Tragen.
Was sind generell die Gründe für das bisher so positive Abschneiden?
Rubeck: Wir wussten schon, dass wir eine gute Mannschaft haben. Da ist vieles mit der Saison davor nicht zu vergleichen. Nachdem ich ja vor der vergangenen Runde nur relativ wenig Planungszeit hatte, war es diesmal ganz anders – auch, weil wir inzwischen mit Heiner Semar einen sportlichen Leiter haben, der sich in Sachen Transferaktivitäten tatkräftig mit einbringt. Er hält mir in mancherlei Hinsicht den Rücken frei.
Mit ihm haben Sie bereits beim SVN Zweibrücken erfolgreich zusammen gearbeitet. Binnen sieben Jahren gelang so der Sprung von der Verbands- in die Regionalliga. Können Sie sich auch eine solch lange gemeinsame Zeit in Trier vorstellen?
Rubeck: Da mache ich mir nichts vor – vieles ist vom Erfolg abhängig. Grundsätzlich fühle ich mich in Trier und bei der Eintracht absolut wohl. Das Fußballfieber ist hier in jüngster Zeit wieder neu ausgebrochen. Die Leute hängen an diesem Traditionsverein, für den ich in den achtziger Jahren ja schon gespielt habe und von damals auch noch viele kenne.
Ihr Ex-Klub Zweibrücken ist in großen wirtschaftlichen und personellen Nöten, hat seine Mannschaft zur Winterpause aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar zurückgezogen. Wie sehr berührt Sie der Absturz?
Rubeck: Es war leider schon gegen Ende meiner Amtszeit im vorletzten Jahr klar, dass der Verein den Level nicht halten kann. Auf der Führungsebene ist zu vieles falsch gemacht worden. Insgesamt ist der SVN nicht so mitgewachsen, wie wir das seinerzeit sportlich getan haben. In der Verbandsliga Südwest werden sie nun hoffentlich nächstes Jahr zumindest Fuß fassen.
Zurück zu Eintracht Trier: Ihre Vertragsverlängerung über den Juni hinaus bis zum 30. Juni 2018 ist nun beschlossene Sache.
Rubeck: Ja. Mit meinem Arbeitgeber, den SHG-Kliniken in Völklingen, musste ich noch ein paar Details wegen meiner Beurlaubung klären. Ich werde mich ab Sommer voll auf den Fußball zu konzentrieren, weil das momentane Pensum doch zu sehr an die Substanz geht.
Aktuell gehen Sie ihrem Job als kaufmännischer Angestellter in der Klinik nach und fahren dann nach Feierabend Richtung Trier. Wie sieht ein Arbeitstag da konkret aus?
Rubeck: Im Normalfall beginnt der Tag für mich um 5.45 Uhr. Frühmorgens geht es von meinem Wohnort Gersheim östlich von Saarbrücken nach Völklingen, am späten Nachmittag dann weiter nach Trier und abends wieder zurück ins Saarland. Vor 22 Uhr bin ich selten zu Hause. Dann steht oft noch ein Videostudium zum Beispiel unseres nächsten Gegners an. Aktuell in der Wintervorbereitung sieht es anders aus. Derzeit habe ich Urlaub, wir trainieren oft zwei Mal am Tag. Manchmal schlafe ich da auch in einem Trierer Hotel.
Zur Winterpause haben Sie Florian Riedel verpflichtet. Der 25-Jährige war bis Mitte vergangenen Jahres beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag, fand dann aber auch wegen den Spätfolgen einer Schulterverletzung keinen neuen Verein. Kann Riedel die Eintracht kurzfristig verstärken?
Rubeck: Davon gehe ich aus. Er hat ja vor seiner Zeit beim FCK auch schon bei Hertha BSC Berlin gespielt, ist sehr gut ausgebildet und will es noch einmal unbedingt wissen. Die Medizinchecks, aber auch die Rückmeldung von Babelsberg 03, wo Florian im Herbst mittrainiert hat, waren allesamt positiv. Natürlich muss er noch in Sachen Wettkampf-Fitness aufholen. Ich kann ihn sowohl rechts in der Abwehr, wie auch im Mittelfeld, aber auch auf der Sechserposition einsetzen – seine Variabilität ist ein weiterer Vorteil.