Futsal: Ex-Profi Hartmann für Deutschland?

Im Alter von 17 Jahren, vier Monaten und 14 Tagen feierte Lennart Hartmann sein Bundesligadebüt. Als jüngster Hertha-Profi aller Zeiten. Nach Verletzungspech und fehlendem Vertrauen der Trainer landete der Mittelfeldspieler im Amateurfußball. Erst in der Winterpause wechselte Hartmann von TeBe Berlin zur VSG Altglienicke, für die auch der frühere Profi Kevin Pannewitz spielt. Ein Grund für den Wechsel in die zwei Klassen tiefere Berlin-Liga: Futsal. Seit etwa einem Jahr spielt der 24-Jährige gemeinsam mit Freunden beim FC Liria die moderne Form des Hallenfußballs.

"Man hat die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben"

Auftritt beim Landesauswahlturnier in Duisburg, Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft und die Nominierung für den vorläufigen Nationalmannschaftskader . Futsal und Lennart Hartmann - diese Liaison nahm in den vergangenen Wochen mächtig an Fahrt auf. Im FUSSBALL.DE -Interview spricht der 24-Jährige über den dreitägigen Sichtungslehrgang in Kaiserau, die Dreifachbelastung aus Futsal, Fußball und Jurastudium und den Traum vom Nationalteam.

FUSSBALL.DE: Fußball, Futsal, ein Jurastudium und ein Nebenjob als Model – wie lässt sich all das vereinbaren, Herr Hartmann?

Lennart Hartmann: In der Hinrunde war es schon schwer, die Uni und die Oberliga unter einen Hut zu bekommen. Durch meinen Wechsel zur VSG Altglienicke in die Berlin-Liga sollte das aber klappen. Dort trainieren wir drei bis vier Mal pro Woche. Zusammen mit dem Studium ist das also okay.

Spielte Ihre Nominierung für den vorläufigen Kader der deutschen Futsal-Nationalmannschaft eine Rolle bei der Entscheidung zum Wechsel?

Hartmann: Auf jeden Fall. Mit Fußball und Uni war mein Leben schon sehr ausgelastet. Nach meinem Wechsel werde ich fußballerisch nur noch in Berlin unterwegs sein, die weiten Auswärtsfahrten fallen weg. So habe ich mehr Zeit für die eine oder andere Trainingseinheit im Futsal.

Die es so bisher nicht gab?

Hartmann: In Berlin befindet sich der Futsal leider noch in den Anfängen. Beim FC Liria trainieren wir überhaupt nicht, sondern treffen uns nur zu den Spielen. Momentan versuchen wir zusammen mit dem Trainer der Berliner Landesauswahl etwas auf die Beine zu stellen, damit wir häufiger Futsal spielen können.    

Nationaltrainer Paul Schomann sagte, dass sich künftige Nationalspieler vier bis sechs Mal pro Woche mit Futsal beschäftigen sollten. Wären Sie bereit, einen solchen Aufwand zu betreiben?

Hartmann: Definitiv. Das Landesauswahlturnier in Duisburg und die Nominierung für den Sichtungslehrgang geben mir viel Rückenwind. Das macht Lust auf mehr. Gerade jetzt, mit der Aussicht darauf, Geschichte schreiben zu können.

Wie sind Sie überhaupt mit dem Futsal in Berührung gekommen?

Hartmann: Als ich 17 oder 18 Jahre alt war, habe ich zusammen mit Freunden in Berlins schlechtester Klasse Futsal gespielt. Aber nur ein- bis zweimal pro Jahr. Und nur zum Knödeln. Vor einem Jahr habe ich mich dann Liria angeschlossen, die in Berlin eine der besten Mannschaften sind. Dort spielen viele Kumpels wie Durim (Durim Elezi nahm ebenfalls am Sichtungslehrgang in Kaiserau teil, Anmerkung der Redaktion ), den ich von TeBe kenne. Futsal hat mich wirklich positiv überrascht.

Worin liegt für Sie der Reiz des Futsal?

Hartmann: Das schnelle Umschaltspiel. Viele Ballkontakte, viele Zweikämpfe, viele Eins-gegen-eins-Situationen. Dieses Schnelle. Im Fußball kann es auch mal passieren, dass du zwei Minuten keinen Ball bekommst. Diese Ruhepausen gibt es im Futsal nicht. Du schaltest ununterbrochen um. Das reizt mich sehr.

Passt dieses Spiel zu Ihren fußballerischen Stärken?

Hartmann: Ich habe immer schon im Zentrum gespielt, auch während meiner Zeit in der Bundesliga. Dieses ständige vor und zurück, das ist wie geschaffen für mich. Deshalb glaube ich schon, dass Futsal zu mir passt. 

Nach Ihrer gescheiterten Karriere in der Bundesliga. Wie klingt für Sie ein mögliches neues Kapitel: "Lennart Hartmann, der Futsal-Nationalspieler"?

Hartmann: Ich habe Futsal unter ganz anderen Vorstellungen begonnen. Mir ging es einfach nur um Spaß in der Halle, gemeinsam mit meinen Freunden. In Duisburg habe ich dann aber gemerkt, wie viel Spaß Futsal auf einem bestimmten Niveau macht. Und wie schon gesagt: Man hat die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben. Ich bin also hochmotiviert.

Verstärkt die Futsal-EM, die momentan in Serbien stattfindet, dieses Gefühl?

Hartmann: Ich hatte leider noch überhaupt keine Zeit, mir die Spiele anzuschauen. Im Moment schreibe ich meine Studienabschlussarbeit. Da bleibt der Fernseher aus.