Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Seinem Vater Dennis in Optik und Spielweise ähnlich: Luis Grassow vom FC Pipinsried.[Foto: imago/Lackovic]
Unterhaching, südlich von München. Es ist das Jahr 1999, als der frühere Bezirksligist in aller Munde ist. Im Schatten des großen FC Bayern und der früher ruhmreichen „Löwen“ von 1860 mischt der Klub aus der 20.000-Einwohner-Kleinstadt plötzlich die Bundesliga auf. Einer der Helden von damals: Dennis Grassow. Eineinhalb Jahrzehnte später spielt wieder ein Grassow im Sportpark, es ist Luis, der Sohn des Ex-Profis – die neueste Folge unserer Serie „Familienbande“.
Im Sommer dieses Jahres beendet Maximilian Nicu in Unterhaching seine Karriere. Der Deutsch-Rumäne, unter anderem für Hertha BSC und den SC Freiburg in der Bundesliga am Ball und im Jahr 2009 dreifacher Nationalspieler für sein Heimatland, ist 35. Für die Spielvereinigung kickt er zweimal von 1997 bis 2004 (Jugend, zweite und erste Mannschaft) sowie am Ende noch einmal von 2015 bis 2018. In Unterhaching kreuzen viele Spieler seinen Lebensweg, unter anderem der heutige Hannoveraner Trainer André Breitenreiter oder Publikumsliebling Gerhard Tremmel – sowie, mit 15 Jahren Abstand, eben auch Papa und Sohnemann Grassow. „Viele Leute sagen, dass wir uns auf dem Platz sehr ähneln, vor allem natürlich die in Unterhaching“, weiß Luis Grassow und fügt hinzu: „Auch meine Mutter erkennt mich in ihm wieder.“
"Es ist schon lustig: Im Gegensatz zu mir hatte er eigentlich nie das Ziel, Profi zu werden und hat dann doch so lange in der ersten und zweiten Bundesliga gespielt hat"
Der heute 20-Jährige wird mit sechs Jahren beim TSV Neuried angemeldet. Viele seiner Schul- und anderen Freunde kicken hier. „Mir war es wichtig, mit ihnen zusammen im Verein zu spielen, daher bin ich auch lange da geblieben und nicht schon früher zu einem größeren Klub gegangen“, berichtet Luis Grassow. Zehn Jahre spielt er für Neuried, ehe er zum ersten Mal nach Unterhaching wechselt. „Natürlich war es schon zu der Zeit mein großer Traum, Profi zu werden. Wir haben ja immer wieder mal auch gegen Gleichaltrige gespielt, die dann später zu 1860 oder den Bayern gegangen sind“, erklärt er und gibt zu: „Ich war zwar talentiert, aber sicher nicht solch ein Überflieger, dass es auch für mich der logische Weg gewesen wäre.“
In der U 17 also wagt er mit einem Kumpel den Schritt zur SpVgg Unterhaching. Dessen Eltern und seine wechseln sich mit der Fahrerei ab, wenn die keine Zeit haben, geht es mit der Bahn die etwa 20 Kilometer von Neuried nach Unterhaching. Es bleibt eine kurze Episode. Weil der Trainer häufig wechselt und der Innenverteidiger auf verschiedenen Positionen eingesetzt wird, sogar im Sturm, verlässt Luis Grassow den Junioren-Bundesligisten nach nur einem Jahr und schließt sich dem Landesligisten SV Planegg-Krailling an. Dort trifft er den wohl besten Trainer in seiner bisherigen Karriere: „Micky – er hat mich bis heute immer gefördert und auch dazu geraten, es noch einmal höher zu versuchen, so dass ich nach dem einen Jahr in Planegg noch einmal nach Unterhaching gegangen bin.“
Vorher aber stellt er sich beim Probetraining in der U 19 der Bayern vor. Einer seiner Mitspieler: Felix Götze. Nach sechswöchigem Vorspielen im Nachwuchsleistungszentrum des Deutschen Rekordmeisters verzichten die Münchner auf eine Verpflichtung und Luis Grassow wechselt also zum zweiten Mal zur Spielvereinigung Unterhaching. Erneut bleibt es bei einem einjährigen Gastspiel bei dem Klub, in dem früher sein Vater in der Bundesliga kickt. Luis Grassow hingegen findet im FC Pipinsried eine neue Heimat. „Besser hätte ich es nicht haben können. Schon beim ersten Probetraining habe ich mich richtig wohl gefühlt und die Verantwortlichen dort wohl auch überzeugt“, berichtet der Abiturient.
Das 500-Seelen-Dorf Pipinsried mit dem kleinsten Regionalligisten aller Zeiten darf sich plötzlich mit so renommierten Gegnern wie den mehrfach abgestiegenen 60ern, dem früheren Zweitligisten Schweinfurt 05 oder der Münchner Reserve messen. Der Underdog Pipinsried hält mit den Großen ganz gut mit, gewinnt auch dank des starken Innenverteidigers Luis Grassow an der Grünwalder Straße bei Bayerns U23 und bringt den „Schnüdeln“ die erste Heimniederlage der Saison bei.
Luis Grassow aber zieht erneut weiter es und will es noch einmal wissen. Er wechselt zum SSV Ulm – für sechs Wochen. Beim früheren Bundesligisten sieht er kein Land, sitzt nur auf der Tribüne und kehrt Mitte August zu seinem vorherigen Verein zurück. Als Regionalligist Ulm in der ersten Runde des DFB-Pokal sensationell den Titelverteidiger Eintracht Frankfurt aus dem Wettbewerb wirft, ist Luis Grassow schon in Pipinsried. „Persönlich war es für mich eine lehrreiche Zeit, denn ich habe mein Elternhaus hinter mir gelassen und war auf mich allein gestellt“, hebt er an, um zu verdeutlichen: „Auch sportlich war es eine wichtige Erfahrung für mich, wenn auch mit viel Frust. Zum ersten Mal in meiner Fußballer-Laufbahn habe ich gar keine Einsätze bekommen.“
Im kleinen Pipinsried läuft es für ihn besser, er wird sofort Stammspieler und entdeckt als Abwehrspieler sogar seinen Torinstinkt. Zwei Toren in der Regionalliga sowie ein im Verbandspokal stehen auf der Habenseite. Papa Dennis ist zufrieden, obwohl er seinen Sohn nie zum Fußball gedrängt hat. „Es ist schon lustig: Im Gegensatz zu mir hatte er eigentlich nie das Ziel, Profi zu werden und hat dann doch so lange in der ersten und zweiten Bundesliga gespielt hat“, nickt Luis Grassow. „Er ist sicher ein gutes Beispiel dafür, was man mit Leidenschaft und Einsatz im Sport erreichen kann.“
Heute, mit 47, kickt Dennis Grassow immer noch beziehungsweise wieder beim TSV Neuried, in der Alten Herren. Seine Trainerkarriere hat er nach einem glücklosen Engagement bei der SpVgg Weiden vor zehn Jahren aufgegeben und arbeitet heute in seiner Heimat als Haustechniker. Tochter Marie (17) kickt ebenfalls im Sportpark Neuried – und zu Hause am Familientisch wird natürlich über (fast) nichts anderes geredet als Fußball.
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