Homp mit 52: Rekordmann Schleswig-Holsteins

Tobias Homp hat den Fußball im Blut. Früher kickte der 52-Jährige für den Hamburger SV und den FC Homburg in der Bundesliga, heute ist er als Trainer der Zweitliga-Frauenmannschaft des SV Henstedt-Ulzburg, in der seine Tochter Vera spielt, am Seitenrand aktiv. Und auch in fortgeschrittenem Alter läuft Homp noch immer für die erste Mannschaft des SV auf, wenn Not am Mann ist – und das in der fünften Liga. Er hält zwar läuferisch nicht mehr mit allen Gegnern mit, macht diese Defizite jedoch durch seine enorme Erfahrung wett.

"Bei Personalnot bin ich sofort da. Das nötige Grundniveau habe ich glücklicherweise noch"

Lange ist das Karriereende des Tobias Homp nicht her. Mit 48 Jahren entschied er sich, seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Doch wer dachte, dass Homp nun nicht mehr auf, sondern nur noch als Trainer neben dem Platz aktiv sein würde, der sah sich getäuscht. Noch heute hilft er in unregelmäßigen Abständen bei der ersten Mannschaft aus, die in der Schleswig-Holstein-Liga spielt. Zuletzt war das Ende November im Spiel gegen den SV Todesfelde der Fall. „Ich habe mich vor vier Jahren trotz meines fortgeschrittenen Alters schwer getan, meine aktive Karriere zu beenden“, sagt Homp. Auch deshalb ist er noch heute ständig auf Standby. „Bei Personalnot bin ich sofort da. Das nötige Grundniveau habe ich glücklicherweise noch.“ Daran arbeitet der Ex-Profi noch immer akribisch. „Natürlich fehlt mir die Schnelligkeit etwas, aber in Sachen Erfahrung habe ich einen großen Vorteil gegenüber den jungen Spielern.“

Zwischen 1985 und 1997 lief Homp 114 Mal für den Hamburger SV und den FC Homburg in der Bundesliga auf, erzielte dabei als defensiver Mittelfeldspieler drei Tore. „Die Fähigkeiten aus der Bundesliga-Zeit kann ich auch heute noch auf dem Platz umsetzen. Vor allem die Ansprache auf dem Platz, die klaren Ansagen, sind für die Mannschaft wichtig. Ich kann das Spiel auch heute noch gut organisieren, habe die nötige Ruhe am Ball und die nötige Übersicht.“ Dass er nicht nur aushilft, um weiter Fußball spielen zu können, ist für Homp klar. „Wenn ich spiele, dann nur, wenn ich der Mannschaft helfen kann. Aufgrund der dünnen Personaldecke war das diese Saison schon einige Male der Fall.“

Beim letzten Einsatz für den SV Henstedt-Ulzburg war Homp genau 52 Jahre und 21 Tage alt. Damit ist er wohl der älteste Spieler, der in der Schleswig-Holstein-Liga aufgelaufen ist. „Mir wurde zumindest gesagt, dass vorher niemand über 50 Jahren dort gespielt hat. Am Ende geht es aber nicht um mich, das ist mir egal. Es geht um die Mannschaft, der ich helfen möchte.“ Dass Homp der SV Henstedt-Ulzburg am Herzen liegt, zeigt auch sein Engagement als Trainer der Frauenmannschaft des Vereins, die in der letzten Saison in die 2. Frauen-Bundesliga Nord aufgestiegen ist. Seit Sommer ist der 52-Jährige für den Aufsteiger verantwortlich und ist mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden. „Als Neuling stehen wir auf Platz acht der Tabelle und haben sieben Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Unser Ziel ist natürlich der Klassenerhalt, im Moment sieht es gut aus“, freut sich Homp.

Das Interesse am Frauenfußball ist beim ehemaligen Profi familienbedingt schon lange gegeben. Denn: Homps Tochter Vera spielt selber im Verein und geht als Stürmerin für den SV Henstedt-Ulzburg auf Torejagd . „Wir alle sind froh und stolz, dass die Saison bisher so gut läuft. Ich bin optimistisch, dass wir unser Ziel erreichen“, sagt Homp. Los ging die Rückrunde für den leidenschaftlichen Fußballer und sein Team bereits mit dem Spiel gegen den Tabellenführer MSV Duisburg (0:2) , nun steht das Auswärtsspiel beim FFV Leipzig an. Und bestimmt wird man den 52-Jährigen noch das ein oder andere Mal in der fünften Liga am Ball sehen.