Nach sieben Jahren Abstinenz ist der Hamburger Amateurverein FC Musa in den Spielbetrieb zurückgekehrt. Integration, Talentförderung und soziales Engagement stehen für den Klub an erster Stelle. Ex-Nationalspieler Marcell Jansen und der frühere Box-Europameister Luan Krasniqi zählen zu den Unterstützern.
Nicht nur Profivereine können sich sozial engagieren. Ein Fußballklub aus der untersten Spielklasse kann das genauso gut. Der FC Musa aus der Hamburger Kreisklasse 10 ist das beste Beispiel. Nachdem der Verein sich im Sommer 2007 aus dem Spielbetrieb abmeldete, hat Sami Musa den Club wiederbelebt. Der Sohn des Vereinsgründers Xhelil Musa ist ein aufstrebender SPD-Politiker und beruflich in den Hotel-Familienbetrieb involviert. Vor allem aber ist er ein Fußballfan mit sozialer Ader. „Es gehört zur Philosophie unseres Vereins, jedes Jahr etwas für einen guten Zweck zu tun“, sagt Sami Musa.
Für ein selbstorganisiertes Hallenturnier im Januar etwa nutzte er all seine Kontakte, um eine prominente Besetzung zusammenzubekommen. Mit Erfolg: Unter anderen waren die ehemaligen Profifußballer Marcell Jansen, Andre Golke, Altin Lala und der ehemalige Schwergewichtsboxer Luan Krasniqi mit dabei. „Mein Vater hatte immer gute Kontakte zur albanischen Fußball-Nationalmannschaft, weil sie bei uns im Hotel war. Dadurch sind viele weitere Kontakte entstanden“, erzählt Sami Musa.
Flüchtlinge trainieren umsonst
"In unserer Mannschaft zählen nicht die Nationalitäten oder der Glaube. Hier zählt der Verein. Wir sind eine Familie"
2000 Euro kamen zugunsten der Deutschen Muskelschwund Hilfe zusammen. Die Prominenten hatten zudem viel Freude an dem Benefiz-Event. „Das Besondere ist, dass wir hier zusammenkommen, um benachteiligten Menschen zu helfen. Das ist das Großartigste, was man machen kann. Ich bin gerne dabei“, sagte Krasniqi gegenüber Elbkick.tv . Jansen ergänzte: „Es macht Spaß, an ganz normalen Hallenturnieren teilzunehmen, wie man es noch aus der Jugend kennt. Hier wird auch viel für die Integration getan, wenn man sieht, wie viele Ehrenamtliche mithelfen und wie viele Kulturen aufeinandertreffen.“
Der 45-malige Nationalspieler liegt mit seiner Beobachtung richtig: Integration spielt beim FC Musa eine große Rolle. Drei Flüchtlinge trainieren hier kostenlos mit. Selbiges trifft auf viele sozial schwächer gestellte Menschen zu. „Wir sind ein multi-kultureller Verein“, sagt Musa. „In unserer Herren-Mannschaft haben wir Albaner, Kurden, Türken, Russen, Afghanen, Syrer und Portugiesen. Wir haben Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und unterschiedlicher Religion. In unserer Mannschaft zählen nicht die Nationalitäten oder der Glaube. Hier zählt der Verein. Wir sind eine Familie. Und das klappt richtig gut. Wer sich nicht daran hält, muss gehen.“ Derzeit existieren eine Herren- und eine Senioren-Mannschaft. Die Philosophie des Klubs soll später auch in den geplanten Jugendmannschaften gelten.
Talente für Albanien
Bereits jetzt spielt der Jugendfußball in der Familie Musa eine große Rolle. Vater Xhelil Musa wurde vom albanischen Fußballverband beauftragt, in Deutschland spielende Talente für die albanischen Nationalmannschaften zu finden. Der 31-jährige Sami hilft kräftig mit: „Wir beobachten viele Jugendspieler. Wenn wir ein Talent entdecken, sprechen wir mit demjenigen, um ihn in die albanische Jugendförderung hineinzubekommen. Das können zum Beispiel Deutsche oder Schweizer mit einem albanischen Ursprung sein.“
Dass der 24-jährige Taulant Xhaka, Bruder von Gladbachs Bundesliga-Star Granit Xhaka, heute für die albanische A-Nationalmannschaft spielt und möglicherweise bei der Europameisterschaft auflaufen wird, soll zum Beispiel auf das Engagement der Familie Musa zurückzuführen sein. Viele weitere Talente dürften zukünftig noch entdeckt werden. Vielleicht ja sogar beim FC Musa.