Falken auf Höhenflug: "HSV kein Konkurrent"

Der HFC Falke ist ein einzigartiges Projekt im deutschen Fußball. Der Klub wurde von ehemaligen Fans des Hamburger SV gegründet, die sich nach der Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung vom Bundesligisten abgewendet hatten. Mit den Falken machen sie seit dieser Saison eigene Sache. Das Zwischenfazit fällt positiv aus. Der junge Verein führt souverän die Hamburger Kreisklasse 5 an.

Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht Trainer Dirk Hellmann über die großen Pläne des kleinen Vereins, über treue Fans und interessierte Sponsoren.

FUSSBALL.DE: Herr Hellmann, die Falken marschieren ungeschlagen durch die Kreisklasse. Sie als Trainer müssten rundum zufrieden sein, oder?

Dirk Hellmann: Ja, wir sind richtig im Spielbetrieb angekommen. Die Mannschaft hat sich nach einigen verlorenen Testspielen in der Saisonvorbereitung blitzschnell gefunden. Die Charaktere passen gut zusammen. Das nächste Ziel ist, dass wir uns trotz unseres Verletzungspechs spielerisch weiterentwickeln.

"Bei uns gibt es kein Geld. Im Gegenteil: Die Spieler zahlen sogar Mitgliedsbeiträge"

Die einzige Pflichtspielniederlage gab es im Hamburger Pokal gegen den Oberligisten TSV Buchholz. Wurden dort Ihrer Mannschaft, die auch einige Spieler mit Oberliga-Erfahrung in ihren Reihen hat, die Grenzen aufgezeigt?

Hellmann: Das Spiel war ein Highlight. Ich war überrascht, wie gut wir gegen so einen starken Gegner bereits verteidigen. Leider konnten wir den ganz großen Wurf nicht landen. Wir sind durch einen Standard in Führung gegangen, hätten später sogar das 2:0 machen können. Letztendlich haben wir 1:2 verloren. Aber wichtig war, dass die Mannschaft gesehen hat, was sie leisten kann.

Zum ersten Pflichtspiel der Vereinsgeschichte kamen 750 Zuschauer. Wie hat sich das Interesse an den Falken bis heute entwickelt?

Hellmann: Auch hier bin ich positiv überrascht. Natürlich kamen zu den ersten Pflichtspielen auch viele, die sich unseren Verein nur aus Neugierde einmal anschauen wollten. Aber wir haben rund 300 Dauerkarten verkauft. Selbst jetzt, in der kälteren Jahreszeit, kommen viele Zuschauer. Hervorheben möchte ich das Auswärtsspiel gegen die zweite Mannschaft von Schenefeld. Obwohl diese Partie an einem Freitagabend bei Regen und Wind stattfand, kamen 650 zahlende Zuschauer. Das ist in der Kreisklasse wirklich aller Ehren wert.

Viele Fans Ihres Vereins haben sich vom Hamburger SV abgewandt, weil sie von dem ewigen Abstiegskampf und der Vereinspolitik genervt waren. Könnten Sie diese Fans wieder verlieren, wenn beim HSV Stabilität einkehrt?

Hellmann: Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich sehe keine Konkurrenzsituation. Das eine ist Profifußball, das andere ist Amateurfußball. Natürlich gibt es bei uns Fans, die sich vom HSV ganz oder teilweise abgewandt haben und nun zu uns kommen. Aber genauso haben wir viele Fans, die beiden Vereinen die Daumen drücken. Wir sind keine Alternative zum HSV, sondern etwas komplett anderes.

Das Interesse an den HFC Falken ist also unabhängig vom Hamburger SV?

Hellmann: Wenn der HSV am gleichen Tag ein Derby in Bremen oder ein Auswärtsspiel in Berlin hat, wo immer viele HSV-Fans mitreisen, mögen bei uns ein paar Zuschauer fehlen. Aber das ist nicht schlimm. Dafür kommen diese Fans eine Woche später wieder zu uns.

Viele Amateurvereine haben Probleme, Sponsoren zu finden. Das müsste bei den Falken aufgrund des Zuschauerandrangs und des öffentlichen Interesses einfacher sein, oder?

Hellmann: Bei uns melden sich gelegentlich Unternehmen, die Interesse an einer Zusammenarbeit haben. Aber viele unserer Sponsoren unterstützen uns nicht aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit, sondern weil sie die Idee gut finden. Das Thema Sponsoren wird noch wichtiger, wenn es zum Beispiel eine zweite Mannschaft oder eine Jugendmannschaft gibt, wodurch wir mehr Trainingsanzüge und Bälle benötigen.

Weitere Mannschaften sind bei den Falken also geplant?

Hellmann: Eine zweite Mannschaft ist für die kommende Saison unabdingbar. Wir brauchen einen vernünftigen Unterbau. Auch die zweite Mannschaft soll leistungsbezogen sein und ein gutes Trainerteam haben. Im Idealfall wird sie der ersten Mannschaft bei den sportlichen Aufstiegen folgen.

Sie sprechen die Aufstiege selbst an. Das erklärte Ziel des HFC Falke ist die Hamburger Oberliga. Dafür wären vier Aufstiege notwendig. Bis wann wird das gelingen?

Hellmann: Das lässt sich schwer beurteilen. Man sollte nicht in zu großen Schritten denken. Der Verein muss schließlich mitwachsen. Dazu gehört wie gesagt eine zweite Mannschaft, aber auch eine Jugendabteilung. Ab der Oberliga gibt es sogar entsprechende Voraussetzungen, die man erfüllen muss. Auch die Schiedsrichter-Abteilung muss mitwachsen. Würden wir jede Saison aufsteigen, wäre das schwierig. Dennoch werden wir uns nicht dagegen wehren, sollte uns das gelingen.

Sie waren selbst lange Amateurfußballer in Hamburg, kennen die unterschiedlichen Ligen daher sehr gut. Welche Spielklasse ist auf dem Weg zur Oberliga der größte Stolperstein?

Hellmann: Es gibt bereits jetzt in der Kreisklasse Teams, die uns das Leben schwer machen. Die wird es auch in der Kreisliga geben. Ab der Bezirksliga wird es dann sportlich sehr reizvoll. Und in der Landesliga lässt sich ohnehin kein Aufstieg planen.

Sie haben die vielen Fans und die Unterstützung der Sponsoren angesprochen. Viele Ihrer Spieler haben bereits in höheren Ligen gespielt und sind daher Aufwandsentschädigungen gewohnt. Werden auch bei den Falken ordentliche Gelder bezahlt?

Hellmann: Nein. Bei uns gibt es kein Geld. Im Gegenteil: Die Spieler zahlen sogar Mitgliedsbeiträge. Das wird auch in der kommenden Saison so bleiben. Ab der Bezirksliga wäre zu besprechen, ob wir das ändern. Aber das müsste dann auch gerecht verteilt und vorher mit den Mitgliedern besprochen werden.