Seit Sonntagmittag ist Deutschland nicht nur Weltmeister, sondern auch Weltrekordhalter im Dauerfußball. Der FC Hamburger Berg und der VfL Wallhalben spielten von Dienstag, 31. Mai, 22 Uhr, bis Sonntag, 5. Juni, 13 Uhr, ohne größere Unterbrechungen. Trotz der höchsten Niederlage der Vereinsgeschichte ist die Freude über den neuen Weltrekord auch bei Wallhalben groß: 111 Stunden Fußball!
Überlastete Muskeln, nachlassende Kräfte, Schlafmangel. Für den Weltrekord mussten die Spieler an ihre Grenzen gehen. "Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend, das merke ich an meinen Füßen", sagt Hans-Joachim Gräber, Spieler des VfL Wallhalben. Auch an seinem Teamkollegen Lukas Sprunck gingen die 111 Stunden nicht spurlos vorbei: "Es war richtig hart, aber wir haben es durchgezogen und geschafft."
"Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend, das merke ich an meinen Füßen"
Das haben sie. Mit 111 Stunden und vier Minuten haben die beiden Mannschaften den bisherigen Rekordhalter abgelöst. Dem „Guinness-Buch der Rekorde“ zufolge brachte es das schottische Team „The Craig Gowans Memorial Fund“ auf 105 Stunden. Offiziell abgelöst haben die deutschen Amateurteams die Schotten jedoch noch nicht. Zuvor muss der Rekordversuch noch ausgewertet werden. Trotz einer Unterbrechung durch ein aufziehendes Gewitter ist Michael Metzner optimistisch: "Zum Glück hatten die Jungs ein Pausenpolster aufgebaut. Dadurch blieb alles regulär", sagte Metzner, der die Ereignisse im Auftrag der Guinness-Organisation dokumentierte, im Hamburger Abendblatt .
Triathlet läuft 44 Kilometer
Bei ihrem Weltrekordversuch mussten die Vereine strenge Regeln beachten: 18 Spieler waren pro Mannschaft erlaubt, sieben mussten immer mindestens auf dem Spielfeld stehen. Statt einer Halbzeitpause konnten sich die Akteure jeweils nach drei Stunden für 15 Minuten erholen, nach jeder Stunde gab es zudem eine Pause von fünf Minuten.
Trotz nachlassender Kräfte und Blasen an den Füßen hielten die Kicker aus Hamburg und Wallhalben durch. Und ließen ihrer Freude nach dem Schlusspfiff freien Lauf. Da konnten die Gäste des VfL Wallhalben auch die deutlichste Niederlage der Vereinsgeschichte verschmerzen. 722:568 hieß es am Ende für die Gastgeber. Doch das Ergebnis stand bei dieser verrückten Aktion ohnehin nicht im Vordergrund.
Bittere Randnotiz: Ein ehrgeiziger Triathlet, der beim Spiel als Schiedsrichter ebenfalls einen Rekord aufstellen und 24 Stunden ununterbrochen auf dem Platz sein wollte, musste nach 18 Stunden die Segel streichen. Mit Blick auf die 44,09 zurückgelegten Kilometer kann jedoch auch der 59-jährige Unparteiische mächtig stolz auf seine Leistung sein. Es gab also nur Sieger am Hamburger Sternschanzenpark.
Im vergangenen Jahr war das noch anders. Zum einen, weil sich der VfL Wallhalben und der SC Winterbach bei ihrem Rekordversuch verrückterweise unentschieden (777:777) trennten. Vor allem aber, weil schon wenige Tage nach dem 75-Stunden-Spiel der Weltrekord wieder Geschichte war. Da bleibt nur zu hoffen, dass der aktuelle Weltrekord länger halten wird. Angesichts der 111 Stunden Dauerfußball eine durchaus realistische Hoffnung.