"Geld ist im Fußball doch gar nicht wichtig. Ich brauche einen Verein, in dem ich mich wohl fühle", sagt Mathias Lierhaus und trifft und trifft und trifft für Blau-Weiß Mintard. Seit dem Sommer 2013 hat der Torjäger, der zudem die E-Junioren des Klubs trainiert, mehr als 100 Tore für den Essener Bezirksligisten geschossen - trotz Sonderbewachung durch den Gegner.
Mathias Lierhaus grübelt. Der Angreifer soll seine Tore der vergangenen zweieinhalb Jahren beziffern. Keine leichte Aufgabe. „Müssten über hundert gewesen sein, oder?“, fragt Lierhaus und schaut seinen Trainer Marco Guglielmi an. Die beiden rechnen nach. Ihr Ergebnis: Es sind 107 Tore, die Lierhaus seit Sommer 2013 für Blau-Weiß Mintard geschossen hat. „Eigentlich waren es sogar noch vier mehr. Aber ein Gegner hat in der Vorsaison zurückgezogen. Deshalb wurden die Tore aus der Wertung genommen“, sagt Trainer Guglielmi.
"Er ist wendig, kopfballstark und vor allem eiskalt"
Das senkt Lierhaus‘ Quote etwas. Dennoch ist sein Wert beeindruckend. Seit Beginn der Saison 2013/2014 hat er im Schnitt 1,47 Treffer pro Meisterschaftsspiel erzielt. Zum Vergleich: Superstürmer Cristiano Ronaldo kommt im gleichen Zeitraum auf rund 1,1 Tore pro Pflichtspiel. Dem Portugiesen wird es natürlich deutlich schwerer gemacht, weil er mit Real Madrid um die spanische Meisterschaft und die Champions League spielt. Lierhaus trifft nach einer Saison in der Kreisliga A nun seit 2014 auf den Bezirksliga-Sportplätzen des Ruhrgebiets.
Allerdings glauben viele Vertreter anderer Vereine, dass der Torjäger zu Höherem berufen ist. Regelmäßig fragen Oberligisten und Regionalligisten bei Lierhaus an. Sie wollen ihn zu einem Wechsel bewegen – auch mit Aussichten auf einen kleinen Nebenverdienst. Lierhaus sagt immer ab. „Geld ist im Fußball doch gar nicht wichtig. Ich brauche einen Verein, in dem ich mich wohl fühle. Und den habe ich mit Blau-Weiß Mintard gefunden“, betont der 26-Jährige, der seit der A-Jugend für die Mülheimer spielt.
Das sind Sätze, die im Amateurfußball häufig fallen. Lierhaus nimmt man sie allerdings auch sofort ab. Er ist bei den Blau-Weißen nicht nur der Torjäger vom Dienst. Lierhaus springt auch bei der zweiten oder dritten Mannschaft in die Bresche, wenn dort Personalmangel herrscht. Zudem trainiert er Mintards E-Junioren. Da Lierhaus sich außerhalb des Platzes stark engagiert, war seine Wahl zum Kapitän der Bezirksliga-Mannschaft logisch.
Der Mann mit der Binde bekommt in den meisten Partien einen Sonderbewacher zugeteilt. „Das ist schon nervig, wenn dir ein Gegenspieler nicht von der Seite weicht“ gibt Lierhaus zu. Allerdings schafft es kaum ein Verteidiger, ihn in den Griff zu bekommen. „Er ist schließlich wendig, kopfballstark und vor allem eiskalt“, sagt Trainer Marco Guglielmi.
Lierhaus winkt bei den ganzen Komplimenten ab. „Die Leute, die mir die Bälle auflegen, sind doch genauso wichtig“, sagt er. Lierhaus glaubt, dass er weit weniger Tore erzielt hätte, wenn ihn seine Mitspieler nicht so gut in Szene setzen würden. Es spricht also vieles für eine noch lange Zukunft in Mintard. „Ich sage jetzt aber nicht, dass ich meine Laufbahn auf jeden Fall hier beende. Das ist noch so weit weg“, sagt Lierhaus.
Er denkt erst mal an die aktuelle Saison, in der Mintard den Aufstieg schaffen will. Aktuell liegt das Team auf Platz drei der Bezirksliga , der Spitzenreiter ASV Mettmann ist mit vier Punkten Vorsprung aber in Reichweite. „Wir haben uns den Aufstieg als Ziel gesetzt. Und wenn wir weniger Verletzungspech haben, bin ich auch zuversichtlich, dass wir das Ziel erreichen“, sagt Lierhaus. Er schmunzelt kurz und ergänzt: „Wenn bei mir dann vierzig Tore in der Statistik stehen, ist das umso besser.“ Derzeit führt er die Torjägerliste der Liga mit 21 Treffern an.