Ronaldo, Messi, Aubameyang, Lewandowski – diese Namen lassen Jessica Kniza kalt. Die 18-jährige Stürmerin der Damenmannschaft des SV Süptitz steckt Europas Top-Torschützen locker in die Tasche und ist momentan Deutschlands beste Torjägerin. In zwölf Saisonspielen der Leipziger Stadtliga traf sie unglaubliche 43-mal – das ergibt einen Schnitt von 3,58 Toren pro Partie. Kurios: Mit ihren zahlreichen Treffern erzielte sie mehr als die Hälfte aller Tore ihrer Mannschaft, die in der laufenden Saison insgesamt 83-mal erfolgreich war und natürlich Tabellenführer ist.
Ihr größter Vorteil: die Schnelligkeit. „Seit meinem sechsten Lebensjahr habe ich Leichtathletik gemacht, bis ich mit 14 Jahren zum Fußball gewechselt bin“, sagt Kniza. Bereits vor ihrem Tapetenwechsel kickte sie im Dorf gemeinsam mit den Jungs auf dem Bolzplatz und schaute sich einige Tricks ab. Seit vier Jahren ist Kniza nun Teil der Damenmannschaft des SV Süptitz , der etwa 20 Kilometer östlich von Leipzig zuhause ist. „Der Fußball macht mir mehr Spaß als die Leichtathletik“, sagt Kniza.
"Oft muss ich den Ball einfach nur noch über die Linie drücken"
Ihre starke Torquote kommt nicht aus dem Nichts. Bereits in den vergangenen Jahren schoss die junge Stürmerin für ihr Team Tor um Tor. „Im ersten Jahr hatte ich noch die normalen Anlaufschwierigkeiten, danach wurde es aber besser. Vor zwei Jahren habe ich etwa 70 Saisontore geschossen“, erinnert sich Kniza. „Hoffentlich kann ich diese Marke toppen.“ Die Voraussetzungen könnten aus ihrer Sicht nicht besser sein: „Alleine geht es im Fußball nie. Meine Teamkameradinnen sind einfach top, oft muss ich den Ball einfach nur noch über die Linie drücken.“ Deutschlands beste Stürmerin gibt sich ganz bescheiden.
Dass nicht nur Kniza, sondern ihre gesamte Mannschaft in diesem Jahr einen solchen Höhenflug mitmacht, hätte beim SVS niemand erwartet. Zwar hatte man bereits die letzte Saison in der Nordsachsenliga als Meister beendet und alle anderen Damenmannschaften hinter sich gelassen, doch in dieser Saison erwartete Kniza und Co. Neuland. „Die Nordsachsenliga wurde aufgelöst, so dass wir in dieser Saison in der Stadtliga Leipzig mitspielen. Das Niveau ist ungefähr gleich gut, aber ich hätte persönlich nicht erwartet, dass wir wieder so gut dabei sind“, sagt die angehende Abiturientin.
Natürlich fühlt sich Jessica Kniza beim SV Süptitz pudelwohl – wie sollte es als Toptorjägerin auch anders sein. Dennoch träumt die 18-Jährige davon, irgendwann einmal den Verein zu wechseln. „Ich würde gerne später in einer höheren Liga spielen. Vor allem, um auch einmal auf dem Großfeld spielen zu können.“ Momentan bestreitet der SVS alle Spiele auf dem Kleinfeld. Knizas Stärke, die Schnelligkeit, käme auf einem größeren Feld vielleicht noch besser zur Geltung. Noch hat die Stürmerin keinen Kontakt zu anderen Vereinen. „In den unteren Ligen ist es schwierig, auf sich aufmerksam zu machen. Die größeren Mannschaften machen sich wahrscheinlich nicht die Mühe, bei unseren Spielen zuzuschauen“, meint Kniza. Dennoch hat sie sich fest vorgenommen, den Schritt irgendwann zu wagen.
Doch erst einmal muss Kniza ihr Hauptaugenmerk auf andere Dinge legen. „Im April fangen die Abiturprüfungen an, danach würde ich gerne zur Polizei gehen“, sagt sie. „Ich glaube, dass ich die Abwechslung im Job brauche und ich will nicht nur im Büro sitzen. Einen Plan B habe ich nicht.“ Eine Abwechslung zum Fußball wird das bevorstehende Abitur mit Sicherheit darstellen. Doch ihr Plan, die eigene Rekordmarke von 70 Saisontoren zu knacken, dürfte darunter nicht leiden.