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Vater-Sohn-Gespann in der Bundesliga: Zögling Palko und Trainervater Pal Dardai[Foto: 2017 City-Press]
Pal Dardai, seines Zeichens Trainer des Bundesligisten Hertha BSC, war selbst Fußballprofi und auch Nationalspieler seines Heimatlandes Ungarn. In der Ahnenfolge hat er seinen drei Söhnen sein fußballerisches Talent mit in die Wiege gelegt. Sowohl der jüngste Spross Bence (12) als auch der vier Jahre ältere Marton (16) spielen in der Jugend des Hauptstadtklubs. Der 19-jährige Palko debütierte zuletzt sogar in der Startelf der Hertha in der Bundesliga. Nach allem, was man lesen kann, ist Pal Dardai wohl nicht vorzuwerfen, seinen Zögling gegenüber dem Rest der Mannschaft zu bevorzugen. Das kommt allerdings in den Kreisligen der Bundesrepublik häufiger vor, wie Joel Grandke in seiner aktuellen FUSSBALL.DE-Kolumne Amateur-Alltag zu berichten weiß.
Fußball-Weisheit #57: „Es ist mir völlig egal, was es wird. Hauptsache, er ist gesund.“ (Mehmet Scholl als werdender Vater)
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Mehmet Scholl scheint eher der gelassene Vatertyp zu sein. Solange der Sohn in guter Verfassung ist, kann er also werden, was er will. Wie entspannt Hertha-Coach Pal Dardai an die Geschlechterfrage seiner Kinder gegangen ist, ist uns nicht bekannt. Fakt ist aber: Der Ungar ist Vater von drei Söhnen, denen er allen sein fußballerisches Talent mit in die Wiege gelegt hat. Der Name Dardai zieht sich folglich durch die gesamte Mannschaftsbreite des Hauptstadtklubs: Der jüngste Sprössling Bence (12) kickt genau wie Bruder Marton (16) in der Hertha-Jugend. Marton debütierte bereits für die U 17-DFB-Auswahl. Der älteste Sohn Palko (19) ist ebenfalls deutscher Junioren-Nationalspieler und seit der vergangenen Saison auch Bestandteil der Profitruppe. Seinen vorläufigen Höhepunkt nahm seine Entwicklung in der vergangenen Woche, als Vater Pal ihn beim Auswärtsspiel in Bremen erstmals von Beginn an einsetzte. Ein besonderer Tag für den Youngster, woran auch die 1:3-Auswärtsniederlage nichts änderte.
Eine solche Vater-Sohn-Konstellation ist in der Bundesliga freilich selten und fand letztmalig vor über 30 Jahren statt. Sie birgt natürlich auch gewisse Risiken, schließlich ist ein besonderes Verhältnis zwischen Trainervater und Spielersohn nicht zu leugnen. Wie geht man damit um? „Auf dem Platz sehe ich ihn gar nicht als meinen Vater“, berichtet Palko. „Da ist er nur mein Trainer. Er behandelt mich auch etwas strenger als den Rest. Wenn ich im Training gefoult werde, lässt er gern weiterlaufen. Er verlangt, dass ich mehr machen muss als die anderen. Es soll ja keiner denken, dass ich nur wegen meines Vaters bei Hertha spiele.“ Der 19-Jährige bestreitet aber nicht, dass er diesbezüglich hin und wieder mal einen spaßigen Spruch der Kollegen einstecken muss.
"Mein Sohn kann ein Spiel mit einer Aktion entscheiden"
Im Amateurbereich treten solche teaminternen Familienangelegenheiten deutlich häufiger auf. Kreisliga-Vereinen steht für ihre Kader-Rekrutierung schließlich nur ein kleiner Einzugsbereich zur Verfügung. Hier liegen keine Millionen auf dem Konto, um Kicker aus anderen Teilen der Republik, geschweige denn aus dem Ausland, des Fußballs wegen anzuwerben. Vor allem in den ländlichen Gebieten gibt es die Familien, die über Generationen die Mannschaften des heimischen Dorfvereins bestücken. Ähnlich wie bei den Dardais rutschen dann auch die Söhne zu den Senioren, die seit Jahren vom Vater trainiert werden. Um das Mannschaftsgefüge intakt zu halten und möglichst nicht den kleinsten Verdacht von Vetternwirtschaft aufkommen zu lassen, ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Nicht jeder Coach beweist bei diesem Problem das richtige Händchen. Die berüchtigtste Kombination ergibt sich bei dem von Ehrgeiz getriebenen Vater, der in seinem Sohn schon seit der F-Jugend den zukünftigen Weltfußballer sehen will. Dessen früheren Jugendtrainern betete er an jedem Wochenende gebetsmühlenartig herunter, wie „offensichtlich hochbegabt“ sein Sprössling sei. Wir sprechen von dieser Art Eltern, die in jedem wilden Buntstift-Geschmiere ihres 5-jährigen Sohnes den „Strich eines zukünftigen Ausnahmekünstlers“ erkennen wollen. In der Vorschule sei er seinen Altersgenossen schon um Jahre voraus. Und wenn er dann am Mittagstisch den Löffel zu einem Kartoffelpüree-Katapult umbaut und damit brüllend durch die Gegend schießt, würde er oft nur „in seinem Schaffen missverstanden“ werden.
Aber zurück zum Fußball: Hier ergibt sich im fortgeschrittenen Alter das Problem, dass besagte Ausnahmequalitäten des „einzig legitimen Messi-Nachfolgers“ eigentlich schon sichtbare Früchte hätten tragen müssen. Es gibt immer wieder talentierte Jungs, die bis ins hohe Alter in der Kreisliga kicken. Dennoch: Wenn beim Vater an der Seitenlinie immer noch nicht angekommen ist, dass sein Sohn später wohl doch kein DFB-Ehrenspielführer mehr wird, wird es problematisch. Und bei unserem Beispiel gehen wir ja noch gutmütigerweise davon aus, dass der Trainersohn ein überdurchschnittlich veranlagter Fußball ist.
Das ist natürlich keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: Bundesweite Statistiken (Quelle möchte anonym bleiben) belegen, dass 85 Prozent aller Trainersöhne „zufällig“ die Rückennummer 10 tragen und als Spielmacher aufgestellt werden. Dieselben Statistiken zeigen auch, dass diese Kinder zu 95 Prozent kein Stück besser als der Rest der Mannschaft sind. Vielleicht bringen sie hin und wieder einen sauberen Pass in die Spitze und besitzen ein besseres Ballgefühl als die Manndecker. Dennoch sorgt ihre Stammplatzgarantie in den Teams für verständlichen Unmut. Wegen „Arbeit und so“ schaffen diese Trainersöhne es über Monate fast nie zum Training und sind daher ungefähr so laufstark wie der Torwart der Altherren-Truppe. Nicht selten müssen sie bereits vor der Halbzeit aufgrund von Wadenkrämpfen ausgewechselt werden. Ihre Väter wissen aber genau, warum sie beim nächsten Spiel wieder von Beginn an ran dürfen. „Mein Sohn kann ein Spiel mit einer Aktion entscheiden“, analysieren sie objektiv und messerscharf. Das stimmt sogar. Aber nur, wenn verlorene Laufduelle und Fehlpässe auch dazuzählen. Hat ja keiner gesagt, zu wessen Gunsten das Spiel entschieden wird…
Die Herthaner müssen sich bei dem Dardai-Clan wohl weniger Sorgen machen. Die Einsätze in den Jugend-Nationalmannschaften und die starken Leistungen auf dem höchsten Niveau, das im jugendlichen Alter gespielt werden kann, zeugen zweifellos von großem Talent. Beäugt von tausenden Fans und zig Sportjournalisten wird zuallererst Palko unter Beweis stellen müssen, dass er das Zeug zum Bundesliga-Profi hat – unabhängig von seinem Trainervater. Und bevor die Frage aufkommt: Palko trägt bei den Hertha-Profis die Rückennummer 24 und hat nach unseren Informationen noch keinen Antrag auf die Nummer 10 gestellt. Das nennen wir mal bodenständig.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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