Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
Mehr lesen
Aktuell technische Probleme bei FUSSBALL.DE.
An der Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet.
Wir bitten um euer Verständnis.
"Hast Du schon gehört....?": Gerüchte entstehen schnell und werden noch schneller verbreitet.[Foto: Getty Images]
Sommerpause ist "Saure-Gurken-Zeit". Auch im Amateurfußball schießen dann die Gerüchte ins Kraut. Joel Grandke mit seiner neuesten Ausgabe der Kolumne Amateur-Alltag.
Fußball-Weisheit #77: „Es ist nicht immer alles wahr, was stimmt.“ (Stefan Wessels zu Wechselgerüchten um seinen damaligen Mitspieler Lukas Podolski )
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Die Ferienzeit Mitte des Jahres verursacht in Redaktionen allerorts das journalistisch so gefürchtete Sommerloch. Keine Sitzungen in der Politik, viele wichtige Amtsträger sind im Urlaub und nicht für Statements erreichbar – in der warmen Jahreszeit geht es oftmals etwas ruhiger zu. Für die Journalisten bringt sie allerdings auch eine traditionelle Themenarmut mit sich. In dieser „Saure-Gurken-Zeit“ werden daher gern mal Themen hochgekocht, denen zu anderen Jahreszeiten wohl kaum ein solcher Raum gegeben werden würde. In Sportredaktionen tut sich ein solches Sommerloch ebenfalls auf, wenn in einem Jahr kein Großturnier wie eine EM oder WM stattfindet. Die Schlagzeilen sportlicher Natur halten sich nach dem Saisonende in Grenzen. Wenn sich die Spieler im Urlaub ihre wohlverdiente Erholung gönnen, Trainingsplätze und Stadien leer bleiben, dann bleiben sportliche Höhepunkte natürlich Mangelware. Da die Sportseiten trotzdem gefüllt werden müssen, wird vor allem die Gerüchteküche zum Brodeln gebracht. Bestes Beispiel ist derzeit der Transfer-Dauerbrenner rund um DFB-Flügelstürmer Leroy Sané. Seit Wochen wird beinahe täglich eine neue Wasserstandsmeldung zu dieser Personalie bekanntgegeben. Erst wollen die Bayern ihn von Manchester City loseisen, worauf das Dementi folgt, am nächsten Tag wird aber bereits wieder von einer Einigung berichtet. In den Artikeln werden „sichere Quellen aus dem Umfeld des Spielers“ zitiert, deren Einschätzungen am Ende komplett danebenliegen. Dennoch: Die Leser stürzen sich auf diese Meldungen und kommentieren in Sozialen Netzwerken wie wild, warum dieser Spieler „komplett dämlich wäre, wenn er diesen Wechsel machen würde.“ In hitzigen Diskussionen erklären andere „Experten“ über fünf Absätze, weshalb der Wechsel für alle Seiten eine Win-Win-Situation wäre.
"Wir haben zwei Jahrzehnte gemeinsam gekickt – und muss ich sowas über die Zeitung erfahren?!"
Der Amateurbereich ist mit Blick auf die mediale Aufmerksamkeit deutlich unaufgeregter. Nach einer Transfermeldung aus der Bayernliga Süd – so überraschend sie auch kommen mag – würde einem Fußballbegeisterten aus dem Friesland am Frühstückstisch wohl kaum das Marmeladenbrot aus der Hand fallen. Doch im kleinen Kreise, über die Sportseiten in den Lokalzeitungen vor Ort, ist die heimische Wechselbörse hingegen von großem Interesse für den geneigten Kreisliga-Liebhaber. Man kennt den Großteil der Akteure, die auf den Dorfsportplätzen der Region herumturnen, schließlich persönlich. Wenn nun Nachbar Jochen plötzlich vom gemeinsamen Jugendverein zu dem eigentlich verhassten Nachbarklub wechselt, dann kann diese Meldung durchaus einen bösen Anruf nach sich ziehen: „Wir haben zwei Jahrzehnte gemeinsam gekickt – und muss ich sowas über die Zeitung erfahren?!“ So eine Nummer stellen einige mit dem Schlussmachen eines Partners via WhatsApp gleich.
Was die klassische Gerüchteküche angeht, in der vor allem über ungelegte Eier gesprochen wird, fehlt vielen lokalen Sportredaktionen die Personaldecke. Natürlich kursiert im Dorf – und zwar gerade hier – viel Klatsch und Tratsch. Doch wer will diese Gerüchte hier auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen? Würde man jedem Hinweis folgen, welcher Spieler vielleicht wo hinwechseln könnte, müsste die Sportredaktion täglich eine Sonderausgabe herausbringen. Hier wird viel erzählt, wenn der Tag lang ist – und die Tage sind im Sommer bekanntermaßen am längsten.
Im Amateurfußball gibt es allerorts ohnehin die Pappenheimer, die an einem Aufmerksamkeitsdefizit zu leiden scheinen. In der Kreisliga gilt das gesprochene Wort, die Einhaltung wird schließlich auch als Ehrensache empfunden. Nicht so bei diesem Schlag Spieler: Dank ihres ordentlichen Talents lassen sie sich den gesamten Sommer über von Vereinen bequatschen, die sie zu sich holen wollen. Gegen Anfragen anderer Teams ist sicherlich nichts einzuwenden. Sich diese Anfragen als Spieler in Ruhe anzuhören, ist genauso wenig verwerflich. Problematisch wird es aber dann, wenn der Spieler sich an seiner eigenen Beliebtheit ergötzt, auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen will und nach zwei Wochen schon bei drei Teams zugesagt hat – nur um zum Saisonstart doch bei seinem alten Verein zu bleiben und von einem „unglücklichen Missverständnis“ zu sprechen.
Da in der Kreisliga in der Regel keine langfristigen Verträge abgeschlossen werden, gibt es hier angenehmerweise keine streikenden Spieler, die seit einigen Jahren leider keine Ausnahmefälle mehr sind. In der großen Medienpresse wurde in diesem Sommer viel über Sportsfreund Antoine Griezmann geschrieben, der bei Atlético trotz gültigen Vertrags kurzerhand die Arbeit niederlegte, um eine Freigabe für seinen Wechsel zum FC Barcelona zu erpressen. In der Kreisliga kann ein Spieler im Sommer durchaus aus freien Stücken den Verein wechseln. Das Instrument des Streiks wäre hier ohnehin eher unfreiwillig komisch: Ein Spieler, der ohnehin eine Trainingsbeteiligung von unter 20 Prozent aufweist, erzeugt mit einer angekündigten Arbeitsniederlegung keine allzu große Drohkulisse. Ein Streik schafft nur dann Eindruck, wenn man vorher überhaupt mal auf der Arbeit erschienen ist.
Die Vorstellung, dass lokale Sportredaktionen in Zukunft doch eine feste Rubrik mit Gerüchteküche aus der Region einführen, hat allerdings auch seinen Reiz. Die Art und Weise, wie sich die entsprechenden Gerüchte ergeben, würde auf Dorfebene durchaus für hohen Unterhaltungswert sorgen. Beispiel: „Martin Lohmann steht angeblich vor einem Wechsel von Grün-Weiß Breitenbrunn zur SpVgg Langenthonhausen. Lohmann wurde gestern in der Langenthonhausener Kneipe „Zum wiehernden Hirsch“ gesichtet, wo er den Abend verbrachte. Inhaber der Wirtschaft ist Volker Troppe, Bruder von Jörg Troppe, der bekanntermaßen die Spielvereinigung coacht. Augenzeugen sollen berichtet haben, dass Wirt Volker dem Spieler nach dem Verzehr seines Schnitzels noch zwei Runden Jägermeister ausgegeben haben soll – aufs Haus! Der Wechsel scheint somit nur noch eine Frage der Zeit zu sein.“
Wie groß die Resonanz auf die oftmals völlig aus der Luft gegriffenen Transfergerüchte ist, beweist einerseits die Leidenschaft und das riesige Interesse der Fußballfans, mit dem sie alles rund um ihren Verein verfolgen, aber andererseits auch, wie verzweifelt sie in den fußballfreien Monaten nach Meldungen rund um den Ball dürsten. Mit Blick auf den Lokalsport und -journalismus kann man wohl keiner Redaktion vorwerfen, sich an diesen größtenteils albernen Meldungen nicht zu beteiligen und Kreisliga-Spieler dadurch auch nicht wichtiger zu machen und zu etwas zu stilisieren, was sie gar nicht sind. Wir halten es da doch lieber bodenständig und vermelden die Transfers dann, wenn der Spielerpass (mit dem klassischen Bild aus der F-Jugend) in die Mappe des neuen Vereins gewandert ist. Und wenn Martin Lohmann dann tatsächlich zum Saisonauftakt im Langenthonhausener Dress aufläuft, ist uns das auch eine „Breaking News“ wert.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
Lieber Fußballfreund,
du möchtest gern einen Beitrag, z.B. Musik, Fotos, Videos, Daten oder einen Zeitungsartikel (nachfolgend „Inhalte“) hochladen? Wir möchten dich an dieser Stelle gern nochmal daran erinnern, dass die Verantwortung für die von dir hochgeladenen Inhalte bei dir liegt. Bitte vergewissere dich also zunächst, ob die Inhalte unseren Vorgaben entsprechen (siehe die ausführlichen Bestimmungen unter „Community-Spielregeln“) und insbesondere ob du über die entsprechenden Nutzungsrechte an den Inhalten verfügst. Diese liegen in der Regel bei Dritten und nicht bei dir, wenn du Inhalte aus dem Internet (z.B. Fotos bekannter Personen, Videos oder Zeitungsartikel) kopierst und hochlädst.
Bitte beachte: Wenn du die Nutzungsrechte an den Inhalten nicht berücksichtigst, kann es zu kostspieligen Abmahnungen und weiteren Forderungen gegen dich kommen. Sofern wir hiermit direkt konfrontiert werden, sind wir berechtigt, deine Daten zum Zwecke der Rechtsverfolgung herauszugeben und mögliche Forderungen an dich weiter zu berechnen.