Unumstrittener Leistungsträger, sicherer Elfmeterschütze, Oldie but Goldie, Stimmungskanone: Thorsten Müller ist aus dem Team der TSG Pfeddersheim aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar eigentlich nicht wegzudenken. Doch nach der Saison hört der Torwart auf. „Ich werde dann bald 41. Irgendwann muss man auch mal einen Schlussstrich ziehen“, sagt Müller.
„So einen wie Thorsten kannst Du zunächst überhaupt nicht ersetzen“, sagt TSG-Trainer Norbert Hess nur allzu genau. 2010 lotste er den Schlussmann vom Stadtrivalen Wormatia Worms nach Pfeddersheim. Hier avancierte Müller nicht nur zum sicheren Rückhalt, sondern erweist sich auch als sehr sicherer Elfmeterschütze – wie einst Hans Jörg Butt beim Hamburger SV und bei Bayer 04 Leverkusen.
"So einen wie Thorsten kannst Du überhaupt nicht ersetzen"
„Als wir Probleme beim Verwandeln hatten, war es meine Frau Silvia, die unserem Coach mal den heißen Tipp gegeben hat“, erinnert sich Müller lachend. Trainer Hess hörte auf die bessere Hälfte seines Keepers. Seitdem sind Strafstöße für die TSG gleichbedeutend mit Toren für die Rheinhessen.
Ein halbes Dutzend Treffer ist es bislang in der laufenden Saison, sechs weitere waren es in den beiden Spielzeiten davor. „Ich weiß ja selbst, wann es für einen Torwart schwer ist, einen Elfer zu halten“, antwortet Müller auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept. Knallhart flach und platziert in die Ecke: So hat es der 40-Jährige zwischenzeitlich sogar zum zweitbesten Torschützen gebracht. Teamkollege Kevin Gotel liegt knapp vor Müller mit sieben Saisontreffern. Auch Andreas Buch (12) hat häufiger getroffen.
Wer in der neuen Saison die Strafstöße bei der TSG schießt, steht noch nicht fest. Die Nachfolge Müllers zwischen den Pfosten ist indes geklärt. Mit Bakary Sanyang haben die TSGler einen neuen Torwart an Land gezogen. Der 21-Jährige ist in New York geboren, hat beim 1. FC Kaiserslautern die Torwartschule durchlaufen und steht momentan noch in Diensten des Ligakonkurrenten SC Hauenstein. Im Gespräch war zwischenzeitlich auch Müllers Filius Dominik (21). In Diensten von Wormatia Worms II zog er sich indes gegen Ende des vergangenen Jahres einen Kreuzbandanriss zu und fällt noch monatelang aus.
Auch der Großteil der Akteure im Pfeddersheimer Kader ist um die 20 Jahre jung. „Thorsten könnte von vielen der Vater sein, ist aber einer von ihnen. Er macht jeden Spaß mit, ist immer gut drauf und belebt auch immer wieder unsere WhatsApp-Grupp aufs Neue“, berichtet Norbert Hess und weiß auch um den schweren Verlust, der seinem Team bevorsteht.
Müller spielte einst sechs Jahre lang für Waldhof Mannheim (1992 – 1998), absolvierte am 11. Juni 1997 im Auswärtsspiel beim VfB Lübeck (2:3) auch einen Einsatz in der Zweiten Bundesliga. Als Nummer eins des damals drittklassigen SSV Jahn Regensburg duellierte er sich am 21. August 2004 mit den Bundesligastars von Werder Bremen (0:2). An dieses und weitere DFB-Pokalspiele hat der 1,94 Meter große Spezialist fürs Toreverhindern und -schießen beste Erinnerungen. Zuletzt war er hier 2013/14 mit der TSG Pfeddersheim dabei (0:2 in der ersten Runde gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth).
Fit fühle er sich noch, sagt der Torwart-Oldie, trotzdem will er dem aktiven Fußball künftig nicht mehr so viel Zeit einräumen und sich auch mehr mit seinen Hobbys Reisen und Motorradfahren beschäftigen. „Ich will einfach mal schauen, wie es sich anfühlt ohne Fußball“, so Müller. Sein Spielerpass bleibe aber vorerst bei der TSG, lässt er durchblicken. Ein Abschiedsspiel hat er sich redlich verdient: Für Freitag, 15. Juli, hat Norbert Hess ein Match gegen den Nachbarn Wormatia Worms vereinbart. Vielleicht kann Thorsten Müller dann noch einmal auf den Spuren von Hans Jörg Butt wandeln.