Für Paul Mitscherlich ging es in den vergangenen Tagen oft sehr schnell. Grund dafür war seine vorbildliche Fair Play-Geste in einem Spiel der Landesliga Brandenburg Süd, über die wir auf FUSSBALL.DE berichteten. In der Partie seines SV Germania 90 Schöneiche II beim Kolkwitzer SV 1896 trat der 33-jährige Amateurspieler zu einem Elfmeter an, den der Schiedsrichter irrtümlicherweise gepfiffen hatte. Mitscherlich spielte den Ball locker zum Torwart zurück und verzichtete auf die Chance zum wichtigen Ausgleichstreffer für sein im Abstiegskampf steckendes Team. Und deswegen wurde Mitscherlich am Montagabend in die Sendung kicker.tv – Der Talk, die live auf Eurosport gezeigt wurde, eingeladen.
Mit Ex-Nationalspieler Holger Fach, der jüngst als Sportdirektor in Darmstadt zurücktrat, Ex-FIFA-Schiedsrichter Urs Meier, Ex-Handball-Nationaltorwart Henning Fritz und kicker -Redakteur Thomas Hiete waren prominente Gäste bei Moderator Marco Hagemann zum Thema Fairplay zu Gast. Siebtliga-Kicker Mitscherlich bekam für seine Aktion großen Applaus, zog selber die Unterschiede zum Profifußball und setzte sich auch für Leipzigs Timo Werner ein, der mit seiner Schwalbe gegen Schalke für Schlagzeilen sorgte: "Timo Werner tat mir auch ein bisschen Leid. Der Junge ist 20 Jahre alt und spielt vor 50.000 Zuschauern im Spitzenspiel, mit der Chance den Vorsprung auf die Bayern zu erhöhen.“
"Ich habe drei, vier Sekunden vor dem Schuss noch überlegt, es fühlte sich aber einfach nicht richtig an"
Doch Mitscherlich hätte sich in dieser Szene über eine besondere Fair Play-Geste gefreut. „Schade, es wäre eine Riesenaktion gewesen. Ich denke, auch die Leipziger Fans hätten das honoriert.“ Doch stattdessen verwandelte Werner selbst, was Mitscherlich nicht verurteilen wollte. Immerhin ginge es dort auch um mehr als in der Landesliga.
Ex-Schiri Urs Meier brachte den Kern der Diskussion schließlich auf dem Punkt: „Fair Play ist keine Regel, Fair Play ist eine Haltung.“ Diese Haltung hat Paul Mitscherlich gezeigt: „Ich habe drei, vier Sekunden vor dem Schuss noch überlegt, es fühlte sich aber einfach nicht richtig an.“
Als Spielertrainer seines Teams würde er es auch immer wieder so machen. Obwohl einige Mitspieler nicht direkt voll auf seiner Seite waren. „Es war im Bus danach schon etwas komisch. Der eine oder andere hat vielleicht nicht mehr das Gespräch gesucht. Aber beim nächsten Training kamen dann schon die ersten Sprüche...“
Bei Schwalben seiner Spieler würde Mitscherlich durchgreifen: „Geldstrafen gibt es hier nicht, aber ich würde den Spieler am Dienstag und Donnerstag darauf ordentlich laufen lassen.“
Hier geht's zum "kicker.tv - Der Talk" mit Amateur Paul Mitscherlich:
DFB honoriert Fair Play
Ohne Fair Play geht es nicht. Fairness ist die Grundlage des Fußballs, bedeutet aber mehr als das Einhalten der 17 Fußball-Regeln. Dem sportlichen Gegner – auch in der Hitze des Wettkampfs – mit Respekt zu begegnen, seine Chancengleichheit zu wahren, das ist Fairness. Faire Prinzipien dienen als Kompass für erfolgreiches Handeln in vielen Lebenssituationen. Der Fußball kann hierfür ein Vorbild sein, insbesondere wenn bereits Kindern und Jugendlichen bei der Ausübung ihres Sports eine faire Grundeinstellung vermittelt wird.
Aus diesem Grund verleiht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) jährlich die "Fair Play-Medaille". Bereits seit 1997 zeichnet er mit dieser Verleihung besonders faire Spieler, Mannschaften und Funktionäre aus. Besonders faire Aktionen können in der Rubrik Fair ist mehr gemeldet werden.