VTA Bonn: Kein türkischer Klub ist älter

Auch wenn der Verein das 50-jährige Bestehen erst nach 51 Jahren gefeiert hat – es hat den VTA Bonn keinen Tag jünger gemacht. Und das ist gut so, denn nur der Gründung im Februar 1964 verdankt der Verein für türkische Arbeitnehmer Bonn, wie der Klub offiziell heißt, seinen Status als wohl ältester ausländisch geprägter Fußballverein Deutschlands. „Nach meinen Recherchen ist ein Klub mit zypriotischen Wurzeln in der Nachbarschaft nur ein paar Monate jünger“, erklärt der VTA-Vorsitzende Bülent Bugdaci. „Mit unserem Jubiläum wurde den Medien bewusst, dass wir etwas Besonderes sind und es wurde ausführlich über uns berichtet“, sagt er.

Den Bemühungen des Klubs tut das offenbar gut. Schließlich haben Bugdaci und seine Mitstreiter im Vorstand einiges vor rund um die Platzanlage an der Hohe Straße im Bonner Stadtteil Tannenbusch. Sportlich peilen die Verantwortlichen des VTA nach wie vor den Wiederaufstieg in die Kreisliga A an. Das hat nachvollziehbare Gründe: Als Tabellensechster hat das Team lediglich sechs Zähler Rückstand auf den Spitzenreiter der B-Liga-Staffel eins, TuS Roisdorf. Außerdem will der 120 Mitglieder zählende Klub im Sommer endlich mit dem Bau eines neuen Vereinsheims unmittelbar neben dem Kunstrasenplatz beginnen. „Das würde den Verein sicherlich aufblühen lassen“, meint Bugdaci.

Doch nicht nur das. Der Bau hätte auch ganz praktische Vorteile. Derzeit beschränken sich die Räumlichkeiten, die dem VTA exklusiv zur Verfügung stehen, auf einen kleinen Materialraum, der aus allen Nähten platzt und ein paar Schränke. „Das ist eigentlich kein Zustand“, meint der 47-Jährige, der den VTA seit 2003 führt. Noch steht die Erlaubnis der Stadt für den Bau aus. Öffentliche Aufmerksamkeit, meint Bugdaci, schade in dieser Angelegenheit bestimmt nicht. „Je mehr Leute wissen, was wir hier leisten und vorhaben, desto besser“, sagt er.

Mitten in der Trabantenstadt

"Hier geht alles etwas offener und lockerer zu, aber man hält zusammen, wenn es darauf ankommt"

Die Umgebung der Anlage zählt nicht zu den privilegierten Gegenden der Bundesstadt Bonn. Neu-Tannenbusch ist eine Trabantenstadt, die Anfang der 70er Jahre als Reaktion auf die damals herrschende Wohnungsnot entstand. Der VTA gehört dort zweifellos zu den etablierten Anlaufstellen der Bewohner.

Bugdaci kam Mitte der 90er Jahre zum VTA. Zuvor hatte er unter anderem für den 1. FC Godesberg und den SC Bad Neuenahr in der Landesliga gespielt. Im Dress des VTA erlebte er 1996 nach 13 Jahren in der B-Liga den erstmaligen Aufstieg des Vereins in die höchste Spielklasse auf Kreisebene und auch die erste Zeit in der Bezirksliga gegen Ende des Jahrhunderts. In der Saison 2011/12 spielte der VTA letztmals in der siebten Liga, dann ging es bergab. Nun soll die Trendwende her.

In der kommenden Saison will man neben den drei Seniorenteams auch wieder eine Nachwuchsmannschaft melden. Spätestens dann soll die Rückkehr in die A-Liga glücken. An der grundsätzlichen Ausrichtung des Vereins solle sich nichts ändern, betont Bugdaci. „Wir leben von unserer familiären Atmosphäre. Hier geht alles etwas offener und lockerer zu, aber man hält zusammen, wenn es darauf ankommt“, sagt er und sieht sich damit im Einklang mit den Ideen der Gründer des VTA, die nicht in erster Linie den sportlichen Erfolg im Blick hatten.

In einer Teestube im Zentrum der damaligen Bundeshauptstadt fungierte der VTA als Anlaufstelle für die türkischen Einwanderer der ersten Generation. „Man hat sich dort getroffen, ausgetauscht und gegenseitig geholfen, wenn es Probleme mit Behörden oder bei der Arbeitsstätte gab“, sagt Bugdaci über die Funktion der Räumlichkeiten an der Kölnstraße, die bis 2011 gewissermaßen ein für jedermann offenes Klubheim darstellten. Heute sind viele der Vereinsverantwortlichen selbst Arbeitgeber.

„Wir müssten uns eigentlich in Verein türkischer Arbeitgeber umbenennen“, meint der 47-Jährige, der eine Firma für Metallbau leitet. Nicht nur beruflich sind die meisten Mitglieder mitten in der deutschen Gesellschaft angekommen. Und türkische Wurzeln haben auch längst nicht mehr alle VTA-Mitglieder. „Wir sind eine Multikulti-Truppe geworden. Die Leute kommen aus vielen Nationen“, meint der Klubchef, der zum 50. Bestehen des VTA dennoch eine Feier mit türkischem Flair auf die Beine stellte. Bauchtanz-Aufführungen, orientalisches Buffet und Livemusik sorgten im Bonner Brückenforum für eine besondere Atmosphäre. „Das musste einfach sein“, sagt Bugdaci, schließlich sei der VTA in Bonn Kult und das verpflichte auch nach 51 Jahren.