In der Regionalliga Südwest rollt ab dem kommenden Wochenende wieder der Ball. Der spielende Co-Trainer Michael Fink trifft mit Verfolger Waldhof Mannheim auf den punktgleichen Spitzenreiter Eintracht Trier. Im FUSSBALL.DE-Regionalliga-Interview der Woche spricht der 34-Jährige über Willensstärke auf Amateurplätzen, seine Zeit in Istanbul und Mitspieler Hanno Balitsch.
Als letzte der fünf Regionalliga-Staffeln erwacht am Wochenende auch der Südwesten aus dem Winterschlaf. Dafür wartet der Spielplan gleich mit dem Spitzenspiel schlechthin auf. Der Tabellenzweite SV Waldhof Mannheim empfängt am Samstag (ab 14 Uhr) den punktgleichen Spitzenreiter Eintracht Trier . Die Vorfreunde bei Waldhof-Routinier Michael Fink ist groß. Der 34-Jährige ist nicht nur Spieler, sondern auch spielender Co-Trainer von Chef Kenan Kocak, der demnächst seine Ausbildung zum Fußballlehrer abschließt.
Im aktuellen FUSSBALL.DE -Regionalliga-Interview spricht Michael Fink, der unter anderem auch schon für den VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt und Arminia Bielefeld am Ball war, mit dem Journalisten Thomas Ziehn über das bevorstehende Top-Spiel, seine Zeit in der Türkei und sein Verhältnis zu Ex-Nationalspieler Hanno Balitsch .
FUSSBALL.DE: Die Winterpause war im Südwesten besonders lang. Scharren Sie schon mit den Hufen, Herr Fink?
"Eine sechswöchige Vorbereitung ist sonst eher typisch für den Sommer. Wir sind alle froh, dass es jetzt wieder um Punkte geht"
Michael Fink: Eine sechswöchige Vorbereitung ist sonst eher typisch für den Sommer. Wir sind alle froh, dass es jetzt wieder um Punkte geht. Die Vorbereitung hatten wir so gesteuert, dass sie dem Pflichtspiel-Rhythmus möglichst nahe kam. Für unsere vier Winterzugänge Freddy Mombongo-Dues, Jonas Strifler, Sebastian Gärtner und Gianluca Korte war die lange Winterpause dagegen gar nicht einmal so schlecht. So konnten sie sich optimal in die Mannschaft integrieren.
FUSSBALL.DE: Die Restrunde beginnt gleich mit einem Höhepunkt. Gegner am Samstag ist der punktgleiche Spitzenreiter Eintracht Trier. Finden Sie es gut, dass es auf Anhieb mit einem Top-Spiel los geht?
Fink: Ich habe es durchaus lieber, wenn man die Kracher gleich zu Beginn hat. Klar, man weiß nach einer Winterpause nie so genau, wo man steht. Wir können jedoch auf Anhieb ein Zeichen an die Liga senden, dass wir sofort wieder da sind. Darüber hinaus gibt es kaum etwas Schöneres, als vor einer großen Kulisse zu starten.
FUSSBALL.DE: Worauf wird es beim Kaltstart gegen Tabellenführer Trier ankommen?
Fink: Ich gehe davon aus, dass sich zeigt, wer die Vorbereitung einen Tick besser genutzt hat. Es wird die Mannschaft gewinnen, die den größeren Willen zeigt und die in der Lage ist, über die 100 Prozent hinauszugehen. Schon das Hinspiel, das wir 2:0 gewinnen konnten, war hart umkämpft. Auch diesmal wird es auf Kleinigkeiten ankommen.
FUSSBALL.DE: Welche Bedeutung hat das Duell mit Blick auf den Saisonausgang?
Fink: Da schätze ich das Spiel nicht ganz so hoch ein. Selbstverständlich wollen wir um jeden Preis gewinnen. Doch drei Punkte Vorsprung oder Rückstand sind in den restlichen Saisonpartien auf jeden Fall wettzumachen. Nicht zu unterschätzen ist aber - wie gesagt - die Signalwirkung an die Konkurrenz.
FUSSBALL.DE: Die SV 07 Elversberg hat auf Rang drei nur einen Zähler Rückstand auf das Spitzenduo. Wie schätzen Sie die Situation an der Tabellenspitze ein?
Fink: Das Rennen um die beiden ersten Plätze, die zur Teilnahme von den Aufstiegsspielen zur 3. Liga berechtigen, wird bis zum Schluss eng bleiben. Die Entscheidung wird meiner Meinung nach eher nicht in den Topspielen fallen, sondern in den Vergleichen mit den vermeintlich schwächeren Gegnern.
FUSSBALL.DE: Worauf wird es dort ankommen?
Fink: In erster Linie, die nötige Willenskraft an den Tag zu legen, ständig Einsatz zu zeigen. Teilweise treten wir auf Amateurplätzen an. Wir müssen dort aber genauso zu Werke gehen wie in einem großen Stadion. Der Kopf spielt da eine entscheidende Rolle. Je näher das Saisonende kommt, desto größer wird auch die Bedeutung der Nervenstärke.
FUSSBALL.DE: Wie können Sie der Mannschaft mit Ihrer Erfahrung helfen?
Fink: Ich sehe es als meine Aufgabe an, die jungen Spieler zu führen. Das Wort ‚Vaterfigur‘ mag ich jetzt nicht unbedingt. Aber ich möchte den anderen Spielern - gemeinsam mit meinem Mitspieler Hanno Balitsch - den Druck nehmen, damit sie sich ganz auf ihre Entwicklung konzentrieren können.
FUSSBALL.DE: Mit Balitsch ist ein ehemaliger Nationalspieler für den SV Waldhof am Ball. Wie ist Ihr Verhältnis?
Fink: Wir haben einen hervorragenden Draht zueinander, stehen auch für die gleiche Auffassung vom Fußball. Auf und neben dem Platz wollen wir Vorbilder sein.
FUSSBALL.DE: Sie waren nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Türkei für Besiktas Istanbul und Samsunspor am Ball. Wie sehr hat Sie diese Erfahrung geprägt?
Fink: Es ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Sportlich war die Zeit in der Türkei mit dem Pokalsieg und der Teilnahme an der Champions League recht erfolgreich. Auch menschlich hat mich der Aufenthalt weitergebracht. Die kulturelle Mischung ist gerade in Istanbul hoch. Ich habe in Asien gewohnt, das Stadion befindet sich dagegen auf dem europäischen Teil. In welcher Stadt gibt es das schon? Der Zusammenhalt und die Gastfreundlichkeit waren ebenfalls beeindruckend.
FUSSBALL.DE: Gibt es mit 34 Jahren Gedanken an das Karriere-Ende?
Fink: Im Moment fühle ich mich nach wie vor topfit. Ich werde definitiv in diesem und auch im nächsten Jahr noch auf dem Platz zu finden sein. Dafür mag ich den Sport zu sehr. Dass ich aktuell spielender Co-Trainer unter Kenan Kocak bin, finde ich prima. So kann ich schon einmal in den Trainerbereich reinschnuppern. Cheftrainer wäre noch nichts für mich. Dafür bin ich noch viel zu sehr Spieler. Auch nach meiner Karriere möchte ich im Fußball bleiben. Konkrete Pläne gibt es jedoch derzeit aber nicht.
FUSSBALL.DE: Also würden Sie mit Waldhof Mannheim in die 3. Liga gehen?
Fink: Das ist ein Ziel, das ich verwirklichen will. Ich bin nach Mannheim gekommen, um die Mannschaft und den Verein nach vorne zu bringen. Um aufzusteigen, muss der SVW allerdings nicht nur mindestens Zweiter werden, sondern auch die Relegation überstehen. Da wird es dann in erster Linie auf die Tagesform ankommen. Die Voraussetzungen für Drittliga-Fußball sind in Mannheim auf jeden Fall vorhanden. Es sportlich zu schaffen, ist noch einmal eine andere Nummer.
FUSSBALL.DE: Was zeichnet den Verein für Sie aus?
Fink: In den vergangenen Jahren wurden viele Positionen neu besetzt. Alle hauen sich voll rein. Das finde ich beeindruckend. Jeder ist mit Herzblut dabei und bestrebt, das Beste für den Klub herauszuholen. Diese Identifikation überträgt sich auch auf das Umfeld. So soll es sein.