Bolzplatz-Feeling und ohne Ende Fußball-Liebe
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Wenn der Bus steckenbleibt und einfach alles schief läuft: Alltag bei Auswärtsfahrten von Amateurteams. [Foto: Imago/Symbolfoto]
Wie macht die Eintracht das nur? Das Team aus Frankfurt mischt in der Auswärtstabelle der Bundesliga ganz vorne mit. Aber klar: Mit dem Luxusklassen-Reisebus oder First-Class im Flieger geht es komfortabel durch die Republik, um im Anschluss erstmal in das Nobel-Hotel in Stadionnähe einzuchecken. Aber bei uns Amateuren? Da sind Auswärtsfahrten oft von Pleiten, Pech und Pannen geprägt. Das Abenteuer nimmt häufig schon beim Treffen am heimischen Sportplatz seinen Lauf, wo sich die Mannschaft zur gemeinsamen Abfahrt versammelt. Zur verabredeten Uhrzeit steht hier nämlich maximal die Hälfte der Truppe. Buchautor und Amateurfußballer Joel Grandke berichtet uns in seiner neuen Kolumne "Amateur-Alltag", Folge 8:
Fußball-Weisheit #25: " Wir sind hierher gefahren und haben gesagt: ' Okay, wenn wir verlieren, fahren wir wieder nach Hause'. " - Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Fußball kann manchmal so einfach sein. Das wusste nicht nur Marko Rehmer, als er einem Reporter diesen erstaunlichen Plan seiner Mannschaft verriet. Würde Rehmer heute noch Spieler bei Eintracht Frankfurt spielen, seiner letzten Profi-Station, wäre er bei Auswärtsspielen nur selten mit Niederlagen konfrontiert. Die Eintracht hat sich klammheimlich zur stärksten Auswärtsmannschaft der Bundesliga gemausert. 15 Punkte aus acht Spielen bedeuten den Bestwert, zumindest bis zum heutigen Aufeinandertreffen mit dem direkten Verfolger aus München. Der kicker betitelte die Frankfurter bereits ehrfürchtig als die "Eroberer der Liga". Die Truppe fühlt sich in der Fremde also wohl und hat alles andere im Sinn, als Gastgeschenke zu verteilen. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie aufgrund ihrer zentralen Lage mit 9.800 Kilometern Strecke (Hin- und Rückweg zusammen) die durchschnittlich kürzesten Auswärtsfahrten der Liga zu absolvieren haben. Aber mal ehrlich: Besondere Reisestrapazen müssen die Profi-Kicker im Bundesliga-Alltag nicht über sich ergehen lassen. Mit dem Luxusklassen-Reisebus oder First-Class im Flieger geht es komfortabel durch die Republik, um im Anschluss erstmal in das Nobel-Hotel in Stadionnähe einzuchecken. Amateurfußballer wissen hingegen, dass echte Auswärtsfahrten oft von Pleiten, Pech und Pannen geprägt sind.
Das Abenteuer nimmt häufig schon beim Treffen am heimischen Sportplatz seinen Lauf, wo sich die Mannschaft zur gemeinsamen Abfahrt versammelt. Zur verabredeten Uhrzeit steht hier nämlich maximal die Hälfte der Truppe. Einen gewissen zeitlichen Puffer hat der erfahrene Coach zwar eingeplant, aber die meisten Kicker schöpfen diesen schon direkt vor Reisebeginn aus. Während der Warterei muss der Trainer oft kritisch die Handgelenke einiger Spieler beäugen, auf denen noch deutlich der Eintrittsstempel der Dorfdisco erkennbar ist. Die vage Hoffnung, dass tags zuvor alle einen Filmabend mit ihrer Freundin gemacht und spätestens um 23 Uhr im Bett gelegen haben, war mal wieder utopisch. „Ich glaube, ich habe eine Allergie gegen Stempelfarbe“, witzelt einer der Kicker, der an diesem bewölkten Tag nicht zufällig eine verspiegelte Sonnenbrille trägt. „Jedes Mal, wenn ich so einen Abdruck bekommen habe, geht es mir am nächsten Morgen richtig beschissen. Damit müsste ich mal zum Hausarzt gehen.“ Ob es da tatsächlich was von Ratiopharm gibt, darf angezweifelt werden.
"Jedes Mal, wenn ich so einen Abdruck bekommen habe, geht es mir am nächsten Morgen richtig beschissen. Damit müsste ich mal zum Hausarzt gehen"
Eine knappe halbe Stunde nach der vereinbarten Zeit ist die Truppe noch immer unvollständig. Keine Spur vom Keeper, der auch nicht auf seinem Handy erreichbar ist. Im dritten Versuch bekommt der Coach immerhin seine Frau über den Festnetzanschluss an die Strippe. Diese hat aber auch keinen Schimmer, wo sich ihr Mann genau herumtreibt. Sie wähnt ihn im Baumarkt, da verkaufsoffener Sonntag ist und er den ganzen Vormittag im Hobbykeller an seiner Modelleisenbahn herumgeschraubt hat. Eine Viertelstunde später ruft der Keeper selbst zurück. Er entschuldigt sich, dass im Baumarkt immer so schlechter Empfang sei. Die Erklärung für seine Abwesenheit: Er habe die Zeit des Treffens mit der Zeit des Anstoßes verwechselt. Er werde sich natürlich beeilen, es aber kaum zum rechtzeitig zum Spielbeginn schaffen.
Nun ist mal wieder Improvisationstalent gefragt. Der Trainer lässt die Seiten der Passmappe wie ein Daumenkino über den Finger sausen und hofft verzweifelt, noch irgendeine Karteileiche zu finden, die ins Tor gehen könnte. Findet sich ein Opfer, wird es per Telefonterror breitschlagen, sich schnellstmöglich zum Platz aufzumachen. Der mittlerweile 42-jährige Kollege hat noch ein Foto aus der Schulzeit in seinem Pass kleben – und genauso lang ist auch sein letzter Einsatz her. Als Mittelstürmer, wohlgemerkt. In der C-Jugend stand er allerdings mal ein Spiel aushilfsweise zwischen den Pfosten.
Ist die spontane Kadernominierung abgeschlossen, kann sich das Team endlich auf den Weg machen. Doch auch hier endet das Abenteuer nicht. Auf halber Strecke lenkt ein Mitspieler sein Auto auf den Seitenstreifen. Ausgerechnet jetzt eine unglückliche Panne, mag man denken, mehr Pech geht nicht. Doch weit gefehlt: Der Nachwuchsspieler hat lediglich die Kapazitäten seines Reservetanks überschätzt. „Ich dachte, damit komme ich noch locker hin“, erklärt er kleinlaut. Der Betreuer macht sich unterdessen auf den Weg, um Sprit von der rund fünf Kilometer entfernten Tankstelle zu holen. Währenddessen gelingt es dem Trainer immerhin, mit der Heimmannschaft und dem Schiedsrichter eine Verlegung der Anstoßzeit um 15 bis 20 Minuten zu vereinbaren. Ein feiner Zug der Gastgeber, deren Einverständnis natürlich Ehrensache ist – keiner will die Punkte geschenkt bekommen. Außerdem kennt man vergleichbare Strapazen nur zu gut aus eigener Erfahrung.
Endlich am Platz angekommen, wartet die nächste Hiobsbotschaft direkt in der Kabine: Der Trikotkoffer wurde vergessen . Bis ein genervter Bote diesen zum Platz gekarrt hätte, würde viel zu viel Zeit vergehen. Auch hierbei kommt die Heimmannschaft den verzweifelten Gästen entgegen und stellt einen alten Satz Ausweichtrikots zur Verfügung, der über gefühlt zwei Jahrzehnte nicht getragen wurde und in dem Stahlkoffer einen grenzwertigen Eigengeruch entwickelt hat. Nun heißt es aber: Augen zu, oder besser: Nase zu und durch! Das folgende Warmmachen entwickelt sich aus Zeitnot auch zum völligen Chaos. Die Spieler bolzen einfach kalt ein paar Bälle aufs Tor, sodass der Trainer am Rand nur beten kann, dass nicht noch weitere Spieler mit Zerrungen oder Muskelfaserrissen vor Anpfiff ausscheiden. Die Ansprache vor dem Spiel entfällt komplett, sodass der Coach den Spielern beim Warmschießen einfach kurz ihre Position zuruft: „Alles klar, Schiri, kann losgehen!“
Während die Bundesliga-Profis also entspannt mit ihren High-Tech-Kopfhörern bei einer ersten Platzbegehung über den Rasen schlendern, steigt das Stresslevel bei Amateurvereinen oft bis unter die Kabinendecke. Spontane Ausfälle sind an der Tagesordnung, sodass sich der Trainer frühestens beim Anpfiff sicher sein kann, wen er heute tatsächlich ins Rennen schicken kann. Wenn er während des Spiels nicht auf sein Handy schaut, klärt sich auch erst nach Abpfiff, warum sein Torwart mit Heimwerker-Leidenschaft an diesem Tag gar nicht mehr aufgekreuzt ist. Seine SMS aus der ersten Halbzeit bringt schließlich Licht ins Dunkel: „Moin Coach! Schaffe es wohl nicht zum Spiel, da meine Frau nun das Auto für den Ikea-Einkauf braucht. Ich hatte ihr das schon letzte Woche zugesagt, tut mir leid. Verdammter verkaufsoffener Sonntag..."
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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