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Was für eine Serie! Was für ein Team! Ein Traum!: Auf der Facebook-Seite des VfB Auerbach geht es hin und wieder ab - Michael Hiemisch interessiert das aber nicht besonders. Er pflegt den persönlichen Kontakt. [Foto: Imago, facebook.com/vfbauerbach / Collage: FUSSBALL.DE]
Vor heimischem Publikum ist der VfB Auerbach in der Regionalliga Nordost eine Macht. Sieben Siege am Stück gelangen der Mannschaft von VfB-Trainer Michael Hiemisch. Erst in der vergangenen Saison hatte Hiemisch den VfB im unteren Tabellendrittel übernommen und führte ihn in dieser Saison ins gesicherte Mittelfeld. Aktuell steht Auerbach in der Tabelle mit 28 Punkten auf Rang acht.
Im FUSSBALL.DE -Interview spricht der 45-jährige Michael Hiemisch mit dem Journalisten Filippos Kounelis über seine enge Verbindung zum Vogtland, das eigene „Wohnzimmer“ mit englischer Atmosphäre und seine eigenen Ziele.
"Ich habe mich für eine Trainerkarriere entschieden. Um davon leben zu können, muss ich mindestens in der Regionalliga tätig sein"
FUSSBALL.DE: Auerbach tauchte auf der Fußball-Karte bisher nicht besonders groß auf. Was macht den Verein besonders, Herr Hiemisch?
Michael Hiemisch: Der VfB Auerbach ist ein Klub, der sich seinen Erfolg Stück für Stück erarbeitet. Hier wurde ein Schritt nach dem anderen gemacht. Dadurch bleibt der Verein authentisch und bodenständig.
FUSSBALL.DE: Sie kommen aus der unmittelbaren Umgebung aus Plauen. Wie sehr sind Sie mit dem Vogtland verbunden?
Hiemisch: Ich bin in dieser Region geboren und aufgewachsen, kenne sie wie meine Westentasche. Mit der Gegend verbinde ich nicht zuletzt viele Erinnerungen aus meiner Kindheit.
FUSSBALL.DE: Was ist jetzt anders?
Hiemisch: Heute ist alles viel schnelllebiger. Die Kommunikation läuft rasant über E-Mail und die sozialen Medien. Meine Spieler rufe ich aber immer noch an. Mir ist es wichtig, den persönlichen Kontakt zu pflegen. Neuigkeiten verbreite ich nicht über eine virtuelle Gruppe. Den Facebook-Zirkus mache ich nicht mit ( Anmerkung: die Facebook-Seite des Vereins hat aktuell rund 1800 Fans, die Red.) .
FUSSBALL.DE: In der abgelaufenen Spielzeit hatten Sie den VfB im unteren Tabellendrittel übernommen und ihn in dieser Saison ins gesicherte Tabellenmittelfeld geführt. Was läuft besser?
Hiemisch: Wir beherzigen nun noch mehr die Tugenden, die den VfB ausmachen. Laufbereitschaft, Leidenschaft und der Zusammenhalt stehen dabei im Vordergrund. Jeder in Auerbach muss sich diesen Tugenden unterordnen.
FUSSBALL.DE: Wie sieht der Trainingsplan aus?
Hiemisch: Wir sind ein Amateurverein. Daher versuchen wir, eine Trainingswoche so zu gestalten, dass jeder Spieler seine Freiräume bekommt Vier Einheiten stehen auf dem Programm. Für diejenigen, die zeitlich flexibel sind, legen wir noch eine fünfte Schicht ein.
FUSSBALL.DE: Wie weit kann der Weg des VfB nach oben führen?
Hiemisch: Die Regionalliga stellt für Auerbach schon eine Herausforderung dar. Für den VfB ist die vierte Liga wie die ‚Champions League‘: Die höchste Klasse, die wir momentan erreichen können. Damit der nächste Schritt gemacht wird, muss das gesamte Umfeld stabilisiert werden. An der Infrastruktur können und müssen wir arbeiten. Den Fehler, zu viel auf einmal zu wollen, machen wir jedoch bestimmt nicht.
FUSSBALL.DE: Besonders beeindruckend ist die jüngste Serie mit sieben Siegen vor heimischem Publikum. Was macht ihr Team zu Hause so stark?
Hiemisch: Es gibt Leute, die behaupten, dass unser Spielfeld zu klein ist. Das wirkt aber nur so. Die Tribünen sind sehr nah am Rasen gebaut. Die Zuschauer können den Spielern beim Einwurf fast auf die Schulter klopfen. Unsere Spielstätte ist wie ein Wohnzimmer mit englischer Atmosphäre. Sportlich machen wir aber keinen Unterschied, ob wir zu Hause spielen oder auf fremden Plätzen.
FUSSBALL.DE: Auswärts fuhr Ihre Mannschaft nach acht Auftritten sechs Zähler ein. Was läuft in der Fremde anders?
Hiemisch: Fußball hat viel mit dem Kopf zu tun. Vielleicht geht die Mannschaft auswärts zurückhaltender ans Werk. Auf der anderen Seite läuft sie vor den eigenen Fans mit einer besonders breiten Brust auf.
FUSSBALL.DE: Demnächst stehen drei Auswärtsspiele hintereinander beim Spitzenreiter Wacker Nordhausen, Carl Zeiss Jena und im neuen Jahr beim Aufsteiger FC Schönberg auf dem Programm. Was stimmt sie positiv, dass es jetzt auch auf gegnerischen Plätzen klappt?
Hiemisch: Auf uns kommt ohne Zweifel ein schweres Programm zu. Nordhausen und Jena sind schließlich Spitzenklubs. Wir haben bislang gegen Mannschaften aus dem oberen Drittel stets verloren. In den nächsten Partien wird sich entweder zeigen, was wir noch verbessern müssen, oder, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben.
FUSSBALL.DE: Erst kürzlich haben Sie den Lehrgang für die A-Lizenz abgeschlossen. Als Klassenkameraden hatten sie unter anderem die Ex-Profis Steven Cherundolo und Moses Sichone. Waren Sie eher Streber oder Klassenclown?
Hiemisch: Weder noch. Ich war eher ein ruhiger Schüler (lacht) . Ich habe versucht, für mich das herauszufiltern, was ich für meine eigene Arbeit benötige.
FUSSBALL.DE: Welche Erfahrungen haben Sie während des Lehrgangs gesammelt?
Hiemisch: Während meiner aktiven Zeit habe ich es nicht auf die große Fußballbühne geschafft. Daher freut es mich, meine Erfahrungen mit gestandenen Profis auszutauschen. Im Fußball geht es darum, hinten Tore zu verhindern und vorne welche zu erzielen. Beim Lehrgang wurde uns vor allem gezeigt, wie man den Weg nach vorne am besten überbrückt.
FUSSBALL.DE: Welche Ziele haben Sie sich als Trainer gesteckt?
Hiemisch: Matthias Sammer hatte einmal gesagt: ‚Man soll dem Erfolg nicht hinterherhetzen. Er kommt von alleine, wenn man gut arbeitet‘. Das nehme ich mir zu Herzen. Ich will den VfB mit meiner Arbeit vorantreiben.
FUSSBALL.DE: Ihre bisherigen Stationen waren allesamt in oder in der Nähe von Plauen. Können Sie sich auch einen größeren Tapetenwechsel vorstellen?
Hiemisch: Auf jeden Fall. Ich habe mich für eine Trainerkarriere entschieden. Um davon leben zu können, muss ich mindestens in der Regionalliga tätig sein. Vor der Haustür gibt es in unserer Region aber nicht so viele Viertligisten. Daher muss ich damit rechnen, dass ich irgendwann den Ort verlassen muss. Solange das aber hier möglich ist - umso besser.
FUSSBALL.DE: In der vergangenen Saison standen Sie bis zur Winterpause beim finanziell angeschlagenen VFC Plauen unter Vertrag. Inwieweit hat Sie diese Zeit geprägt?
Hiemisch: Ich bin dem VFC sehr dankbar. Dort habe ich Fuß gefasst und mich entwickelt. Der Verein wollte viel erreichen. Das ging bis zu einem bestimmten Punkt auch gut. Wenn man hoch fliegt, kann man jedoch auch tief fallen. An einem Verein hängen immer auch Jobs und Existenzen. Die sollte man für einen Höhenflug nicht aufs Spiel setzen.
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