Beim Namen Lütkebohmert schnalzen ältere Fans des FC Schalke 04 mit der Zunge. Wehmütig erinnern sie sich an den technisch versierten Mittelfeldspieler mit den langen Jahren, der in den 70ern mit Koryphäen wie „Fallrückzieherkönig“ Klaus Fischer, „Flankengott“ Rüdiger Abramczik, den Kremers-Zwillingen Erwin und Helmut oder Klaus „Tanne“ Fichtel und Norbert Nigbur für die Gelsenkirchener auflief. Es war sicher die beste Mannschaft, die der Altmeister nach den frühen Jahren um Ernst Kuzorra und Fritz Szepan hatte. 70 Kilometer weiter nördlich spielt heute ein Lütkebohmert für den B-Ligisten VfL 45 Bocholt und viele Fußball-Fans fragen sich: Was hat der eigentlich mit „Aki“ zu tun? – Die neueste Folge unserer Serie „Familienbande“.
Marcel Lütkebohmert ist allerdings der Sohn von Hugo – und der ist gar nicht mit Herbert, dem früheren und bereits 1993 an einem Krebsleiden früh verstorbenen Schalker Strategen, verwandt. Hugo Lütkebohmert spielte von 1975 bis 1981 in der zweiten Bundesliga, absolvierte insgesamt 181 Einsätze für die Spielvereinigung Erkenschwick, Westfalia Herne und schließlich Fortuna Köln, wo er 1981 seine Karriere beendete. Weitere Vereine waren dazwischen der Wuppertaler SV und Blau-Weiß Wulfen.
Eine respektable Laufbahn, doch natürlich ist „Aki“ viel bekannter. Marcel Lütkebohmert ist das egal, er ist seinen eigenen Weg als Fußballer gegangen. Bereits als kleiner vierjähriger Junge meldet er sich bei den „Minis“ von Olympia Bocholt an. In der E-Jugend wechselt er zum Nachbarn Borussia Bocholt, ehe er als Teenager die Beschaulichkeit der Amateurklubs am Niederrhein verlässt und in der A-Jugend beim FC Schalke 04 anheuert. „Nach einem Freundschaftsspiel gegen Schalke bin ich zum Probetraining eingeladen worden“, berichtet Marcel Lütkebohmert.
Mit Schalke gegen Dortmund und Ricken
Weil sein Vater gute Beziehungen zu den „Knappen“ hat und in der Schalker Jugendabteilung jemanden kennt, wird sein Sohn im Nachwuchs des Bundesligisten angenommen. Mitte der 90er ist Schalke allerdings noch nicht der Großverein von heute. Im Schatten des alten Parkstadions gibt es noch zwei Trainingsplätze, das war‘s schon in den Zeiten vor der 190 Millionen Euro teuren WM-Arena und einem Drei-Sterne-Nachwuchsleistungszentrum. Große Spiele wie die Derbys gegen Borussia Dortmund stehen allerdings schon damals auf der Tagesordnung. „Ich kann mich an ein Spiel gegen den BVB erinnern, da hat Lars Ricken mitgespielt“, verrät Marcel Lütkebohmert.
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Aufgrund von Verletzungen packt er auf Schalke nicht den Sprung nach oben zu den Profis und kehrt nach einem Jahr im Ruhrpott nach Bocholt zurück. Er beginnt eine Lehre als Fußbodenleger und schließt sich zunächst dem VfL Rhede an, mit dem er in seinem ersten Seniorenjahr gleich den Aufstieg in die Verbandsliga feiert. Weitere Stationen sind der Oberligist 1. FC Bocholt, erneut Rhede und Westfalia Gemen, wo er gleichzeitig als Spieler und Co-Trainer fungiert.
Seit 2015 ist er nun beim VfL 45 Bocholt. Die Blau-Gelben sind ein kleiner Verein mit insgesamt zehn Teams, davon fünf Junioren. Marcel Lütkebohmert kickt eigentlich bei den Alten Herren, aber zwischendurch hilft der „Sechser“ immer wieder auch mal in der ersten Mannschaft aus. So war es in der vergangenen Saison, als die Jungs von Trainer Nils Bußhoff nicht nur den souveränen Aufstieg in die Kreisliga B schafften, sondern auch als klassentiefster Klub im Wettbewerb in den Niederrhein-Pokal einzogen. In der aktuellen Serie war er viermal „oben“ am Ball, zuletzt im November beim 1:1 gegen den FC Heelden. „Das soll auch die Ausnahme bleiben“, sagt Marcel Lütkebohmert.
Doppel-Stadtmeister
Mit seinen 39 Jahren ist er vom Alter her bei den „Oldies“ auch eigentlich richtig aufgehoben – und megaerfolgreich dazu. 2017 gewannen die alten Herren des VfL 45 die Hallen-Stadtmeisterschaften, 2018 folgte der Pokal auf dem Feld. „So kann es weiter gehen“, findet Marcel Lütkebohmert. Beim nächsten Titel wäre er dann fast 40.
Autor/-in: Heiko Buschmann