Wie ein Talent aussieht, weiß Stefan Kroos. Seit frühester Kindheit. Schließlich wuchs er mit zweien auf. Nicht gemeinsam, aber doch nah beieinander. Aus seinen Brüdern wurden Bundesligaprofis, aus einem sogar ein Weltmeister. Und aus Stefan Kroos wurde, was sonst, ein Talentspäher und Trainer. Heute ist er am DFB-Stützpunkt in seiner Heimatstadt Greifswald auf der Suche nach dem nächsten Toni Kroos. Auch wenn er sagt: „Jeder Spieler ist einzigartig. Es gibt viele, die ein Talent haben.“ Die neue Folge unserer Serie Familienbande
"Ich möchte einfach durch mein Auftreten beeindrucken und nicht durch meinen Namen"
Mit seinen jüngeren Brüdern spielte Stefan Kroos einst für den mittlerweile insolventen Greifswalder SC. Stefan, Toni und Felix, die einen gemeinsamen Vater haben, wuchsen nicht in einem Haushalt auf. Aber fast jedes Wochenende trafen sie sich zum Kicken. „Wir haben Fußballtennis oder jeder gegen jeden gespielt“, sagt Stefan. Das Können der beiden Jüngeren war damals schon offensichtlich. „Sie hatten beide ein besonderes Talent“, erinnert sich der heute 33-Jährige. „Toni war von seiner Spielintelligenz her eine Ausnahme, Felix dank seiner Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor.“ Folgerichtig spielt der 24 Jahre alte Felix Kroos mittlerweile für Werder Bremen in der Bundesliga, der ein Jahr ältere Toni wurde 2014 mit der DFB-Auswahl Weltmeister in Brasilien, gewann mit dem FC Bayern die Champions League und spielt heute für das Starensemble von Real Madrid. „In unserer Familie ging es nur um das runde Leder“, sagt Stefan Kroos. „Wir haben die Tage immer auf dem Fußballplatz verbracht.“
Funktionär beim Greifswalder FC
Es vergeht keine Woche, in der Stefan Kroos nicht auf seine berühmten Brüder, vor allem auf Toni, angesprochen wird. „Das ist keine Belastung für mich“, sagt der Trainer. „Das ist okay. Für die Profis ist das sicherlich anstrengender. Ich möchte einfach durch mein Auftreten beeindrucken und nicht durch meinen Namen.“ Vor allem beeindruckt er durch seine Arbeit auf dem Fußballplatz. In Greifswald und Umgebung sichtet er Talente aus den Jahrgängen U 8 bis U 11 in ihren Vereinen und trainiert sie zusätzlich am DFB-Stützpunkt. Außerdem ist er E-Juniorentrainer und Funktionär beim Greifswalder FC . Eine Doppelrolle, die wenig Raum für Hobbys neben dem Fußball lässt. „Es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen, aber es ist machbar“, sagt Kroos.
Mit 27 Jahren hatte der frühere Sechser in der Landesliga wegen einer Sprunggelenksverletzung mit dem aktiven Fußball aufhören müssen. Fortan stand er nur noch als Nachwuchstrainer auf dem Platz, machte seine Lizenzen, engagierte sich im Kreisverband. Drei Jahre später wurde der gelernte Schlosser und Schweißer im Kernkraftwerksservice hauptamtlicher Fußballtrainer. An jedem Wochenende ist der Vater zweier Töchter nun unterwegs, um Talente zu sichten und zu verbessern. Denn auch das liegt in der Familie - sein Vater Roland Kroos trainiert derzeit die U 23 von Hansa Rostock.
Autor/-in: Arne Leyenberg