FC Remscheid will Legat-Trubel nutzen

Der FC Remscheid erlebt derzeit turbulente Tage – dabei könnten dem Landesligisten die stürmischen Zeiten erst noch bevorstehen. Schließlich kämpft der frühere Zweitligist gegen den Abstieg – in die Bezirksliga und in die Bedeutungslosigkeit. Derzeit aber ist das Interesse am FC so groß wie noch nie. Denn der Trainer des Siebtligisten aus Westfalen ist allabendlich vor einem Millionenpublikum im Fernsehen zu sehen.

Thorsten Legat unterhält derzeit mit seinen markigen Sprüchen im RTL-Dschungelcamp die Nation. „Ich wünsche mir, dass er Dschungelkönig wird“, sagte der Remscheider Geschäftsführer Lothar Steinhauer, der Legat zum FC lockte, gerade im Interview mit der Welt . „Es bringt mir ja nichts, wenn er rausfliegt. Die Kandidaten müssen ja sowieso bis zum Schluss in Australien bleiben. Thorsten kommt am 2. Februar wieder, 19.00 Uhr ist Training.“

"Thorsten ist hier wie eine Bombe eingeschlagen"

Den Trainingsauftakt für die Rückrunde hat Legat bereits verpasst . „Ja, mein Gott, in vier Wochen ist er doch wieder da“, sagt Steinhauer. „Außerdem war unser alter Trainer in der Sommervorbereitung auch mal zwei Wochen nicht da. Wir kennen das also. Nein, Thorsten ist ein super Typ und passt zu uns.“ Während sie in Remscheid ihrem Trainer kollektiv die Daumen drücken, überlegen sie gleichzeitig, wie sie den Trubel um Thorsten Legat für ihren Verein nutzen können. „Wir denken ja drüber nach“, sagt Steinhauer. „Aber uns fehlt die Zeit. Wir sind ja keine Profis hier, haben alle nebenbei noch einen Job. Und wir wollen Thorsten nicht als Witzfigur darstellen. Warten wir mal ab, was das Dschungelcamp noch bringt. Anfragen haben wir hier ohne Ende. Bis hin zu einer Dokusoap über ein halbes Jahr.“ Der Verein will nun aktiv auf Sponsorensuche gehen.

Trainingsauftakt vor Kameras

Geschäftsführer Steinhauer verriet in der Welt , dass nach der legendären Auftaktpressekonferenz von Legat, auf der der Trainer den Namen seines neuen Vereins beständig falsch aussprach, schon Ideen zur Vermarktung aufkamen. Steinhauer: „Hier hatten schon Leute ein T-Shirt erstellt mit 'Reeemscheid' und Thorstens Konterfei. Das habe ich verboten. Mir kam das wie Verarschung vor. Trittbrettfahrer brauchen wir nicht.“ Via Facebook lud der FC mittlerweile die Moderatoren des Dschungelcamps, Sonja Zietlow und Daniel Hartwich, zum ersten Heimspiel am 13. März gegen Nievenheim ins Röntgen-Stadion ein – samt Blick hinter die Kulissen.

Auch zum Trainingsauftakt am 20. Januar hatte der FC Remscheid die Presse geladen. Kamerateams und Journalisten aus ganz Deutschland schauten vorbei, auch beim Public Viewing des Teams während des RTL-Übertragung am Abend aus Australien. „Die letzten Tage waren sehr turbulent und ereignisreich“, schrieb Torwart Pascal Königs auf Facebook, der sich in einem Appell für seinen Trainer starkmachte. Schließlich kommt der Ausflug um die Welt des früheren Profis mitten im Abstiegskampf nicht überall gut an. Legat hatte seine Teilnahme am Dschungelcamp allerdings bereits zugesagt, bevor er in Remscheid unterschrieb. „Diese Zugeständnisse mussten wir ihm machen, sonst hätten wir ihn nicht gekriegt“, sagt Geschäftsführer Steinhauer. „Wir spielen Landesliga, sind ein armer Verein, haben keine finanziellen Mittel. Thorsten ist hier wie eine Bombe eingeschlagen.“ Seit seiner Pressekonferenz sei in Remscheid „der Teufel los“. Sogar der frühere Bundesligaprofi Toni Polster habe in Remscheid angerufen, um ein Interview für das österreichische Fernsehen zu führen. „100 Zeitungen haben hier angerufen und wollten mit uns sprechen“, sagt Steinhauer.

Am 18. Februar startet Remscheid beim souveränen Tabellenführer Sportfreunde Baumberg in die Rückrunde . Zwei Punkte trennen den FC derzeit von Relegationsrang 15, zwei weitere vom rettenden 14. Platz. „Irgendwann muss das Dschungelcamp vergessen sein“, fordert deshalb Boss Steinhauer. „Wir müssen die Mannschaft darauf vorbereiten, dass sie den Klassenverbleib schafft. Dafür habe ich die alten Trainer ja rausgeschmissen und Thorsten geholt. Damit wir drinbleiben. Dafür ist Thorstens Renommee wichtig.“ Auch Keeper Königs weiß: „Das Interesse ist riesig, seitdem unser Coach ins Camp eingezogen ist, und ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich es nicht jeden Abend schaue. Jedoch darf man eines nicht vergessen, die härteste Prüfung steht unserem Coach noch bevor! Der Klassenerhalt!“ In den kommenden Wochen muss Legat mehr liefern als fernsehreife Sprüche. Sonst endet der Trubel in Remscheid am Ende noch in der Bezirksliga.