Jährliche Briefe für ein ganz besonderes Spiel. Ein Deutscher Meister verlängert als Trainer in Bahlingen. Der Bremer SV ist schon wieder Meister. Beim PSV Union Neumünster muss der Trainer gehen. Und der KFC Uerdingen setzt ein Zeichen für Toleranz und Zivilcourage. Das Wichtigste aus den Oberligen auf einen Blick.
Der FC Bayern zum Jubiläum? Der VfR Krefeld-Fischeln , Tabellensechster in der Oberliga Niederrhein , plant für 2020 den ganz großen Coup. Vorsitzender Thomas Schlösser will zum 100-jährigen Vereinsjubiläum den deutschen Rekordmeister FC Bayern München nach Krefeld holen. „Ich war zuletzt beim Spiel in der Champions League gegen Real Madrid in München und habe mein Anliegen Uli Hoeneß vorgetragen“, verrät Schlösser gegenüber FUSSBALL.DE . „Wir wollen den FC Bayern für uns begeistern“, so Schlösser, der bekennender FCB-Fan ist. Schon seit 2010 schreibt Schlösser jedes Jahr einen Brief an die Bayern. „Uns ist klar, dass die Chancen für eine Zusage nur sehr gering sind. Die gesamten Erlöse der Partie sollen aber an eine soziale Einrichtung gehen, die der FC Bayern bestimmen darf“, erklärt Schlösser.
Higl macht weiter: Seit Anfang Januar ist der frühere Bundesligaprofi Alfons Higl (52), der während seiner aktiven Laufbahn unter anderem für den 1. FC Köln und den SC Freiburg spielte, als Trainer beim Bahlinger SC in der Oberliga Baden-Württemberg . Die Zwischenbilanz kann sich nach dem spektakulären 5:4 bei der U 23 der Stuttgarter Kickers - hier geht es zum Video - sehen lassen: Unter der Regie von Higl, der 2007 als Co-Trainer von Armin Veh mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister wurde, holte der BSC aus zehn Ligapartien sieben Siege und ein Unentschieden. Außerdem stehen die Bahlinger als klassenhöchster Teilnehmer im Halbfinale um den Verbandspokal Südbaden und kämpfen am Mittwoch (ab 17.45 Uhr) beim Verbandsligisten 1. FC Rielasingen-Arlen um die Qualifikation für den Finaltag der Amateure (25. Mai). Gegner im Endspiel wäre auf jeden Fall ein Landesligist (VfR Hausen oder FC Schonach). Kein Wunder, dass es Higl nach eigener Aussage nun „leicht gefallen ist“, seinen Vertrag in Bahlingen über die Saison hinaus zu verlängern. Auch dass sein Sohn Felix als Mittelfeldspieler im BSC-Kader steht, ist für ihn kein Problem: „Felix ist total integriert in das Team, stellt sich dem Konkurrenzkampf und bekommt nichts geschenkt.“
Vierter Titel in Folge perfekt: In der Bremen-Liga hat Tabellenführer Bremer SV mit dem 6:0 bei der SG Aumund-Vegesack die vierte Meisterschaft in Folge unter Dach und Fach gebracht und wird nach Saisonende um den Aufstieg in die Regionalliga Nord spielen. Die Mannschaft von BSV-Trainer Fabrizio Muzzicato ist noch unbesiegt, hat in dieser Spielzeit erst einmal Punkte liegen gelassen (0:0 gegen den Habenhauser FV ) und vier Spieltage vor Schluss bereits 14 Zähler Vorsprung vor dem Dauerrivalen Blumenthaler SV . In dieser Saison werden die Bremer wieder eine neue Bestmarke aufstellen. Schon jetzt hat der BSV 121 Tore auf dem Konto, kann in den verbleibenden vier Spielen die Trefferquote weiter ausbauen. In den zurückliegenden drei Meisterjahren lag der Höchstwert bei 120 Treffern. Kurios: Trotz der deutlichen Überlegenheit des Meisters führt Saimir Dikollari vom Brinkumer SV mit 23 Treffern die Torschützenliste an. Mit Nils Laabs (20 Tore) und Florent Aziri und Philipp-Bruno Rockar (beide 18) folgen aber drei Angreifer des Bremer SV.
Torjäger der Konkurrenz kommt: Beim Aufsteiger DJK Ammerthal, der sich in der Bayernliga Nord nach dem jüngsten 2:1 beim FC Würzburger Kickers II keine Sorgen mehr um den Klassenverbleib machen muss (neun Punkte Vorsprung), plant Trainer Jürgen Press längst die neue Saison. Mit Angreifer Ralph Egeter (26), der mehr als ein Jahrzehnt lang für den Ligakonkurrenten SpVgg SV Weiden am Ball war, hat die DJK jetzt auch ihren ersten hochkarätigen Zugang präsentiert. Egeter bringt mit 43 Treffern in 98 Bayernliga-Partien eine starke Torquote mit nach Ammerthal. „Für uns ist das ein Top-Transfer“, unterstreicht Ammerthals Sportdirektor Tobias Rösl. In dieser Saison kam Egeter aufgrund einer langwierigen Knöchelverletzung und einer anschließenden Operation im Januar für Weiden lediglich zu fünf Einsätzen, in denen er zwei Tore markierte. „Ich hoffe, dass ich bis zur neuen Saison wieder fit bin und die DJK dann entsprechend unterstützen kann“, so Egeter.
Vier Auswärtsspiele in neun Tagen für Interimscoach: In der Oberliga Hamburg hat Hamid Derakhshan beim 7:1-Kantersieg des SC Victoria Hamburg gegen Klub Kosova ein glänzendes Debüt auf der Trainerbank gefeiert. Weil Co-Trainer Jerry Sampaney und Manager Jean-Pierre Richter beruflich verhindert waren, musste der U 19-Trainer als Interimslösung einspringen. „Hamid hat seine Sache sehr gut gemacht, man kann ihm nur ein Kompliment aussprechen“, sagt Richter im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Wir werden bis zum Saisonende den Trainerposten intern besetzen. Danach begeben wir uns auf die Suche nach einem neuen Cheftrainer.“ Hamid Derakhshan hatte bei seinem Debüt mit Marco Andre Schröder, Thiago Ludwig und Hasan Ozan Karaca gleich drei U 19-Spieler in den Kader berufen. Kurios: Aufgrund von zwei Nachholpartien muss die Victoria nun innerhalb von nur neun Tagen (26. April bis 5. Mai) vier Auswärtsspiele in Serie bestreiten.
Trainer Blank muss gehen: Die Verantwortlichen des PSV Union Neumünster haben in der Schleswig-Holstein-Liga nach der 1:6-Heimniederlage gegen den NTSV Strand 08 die Reißleine gezogen und sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Danilo Blank getrennt. Der 42-Jährige wäre nach Saisonende ohnehin zum Kreisligisten TSV Plön gewechselt. Am kommenden Sonntag (ab 14 Uhr) gegen den Heider SV werden Blanks bisheriger Co-Trainer Zbigniew Ilski und Thomas Michalowski, Coach der eigenen Reserve, auf der Bank sitzen. Die ursprünglich für Dienstag angesetzte Partie gegen den SV Todesfelde wurde auf den 10. Mai verlegt. Die SVT-Verantwortlichen stimmten der entsprechenden Bitte des personell geschwächten PSV Union zu.
Vier Schrauben für Zivilcourage: Der ehemalige Bundesligist KFC Uerdingen 05, der in der Oberliga Niederrhein mit elf Punkten Vorsprung die Tabelle anführt, unterstützt die Aktion „4 Schrauben für Zivilcourage“ der Initiative „Fussballvereine gegen RECHTS“ aus Düren und will damit ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz setzen. Wer künftig durch einen der beiden Eingänge an der Berliner Straße das Gelände des Grotenburg-Stadions betritt, wird dort auch die neu aufgestellten Schilder passieren: „Kein Platz für Rassismus und Gewalt.“
Ex-Nationalspieler Zdebel sauer: Ausgerechnet Abstiegskandidat FC Hennef 05 hat den Aufstiegshoffnungen des SV Bergisch Gladbach 09 in der Mittelrheinliga einen herben Dämpfer verpasst. Trotz der Ausfälle der gesperrten Marius Ehrenstein und Kuss Kunzika sowie von Denis Wegner (Muskelfaserriss), Kapitän Florian Schöller (Fußbruch) und im Laufe der Partie auch noch von Rachid Bouallal (Achillessehnenbeschwerden) setzte sich das Team von Trainer Sascha Glatzel in Bergisch Gladbach 1:0 durch. Da die Konkurrenz im Tabellenkeller ebenfalls punktete, blieb es allerdings beim Rückstand von acht Punkten. Bergisch Gladbachs Trainer Thomas Zdebel war bedient: „Die Hennefer hatten mehr Biss als wir und den unbedingten Willen, der uns gefehlt hat. Sie haben uns den Schneid abgekauft“, sagte der frühere polnische Nationalspieler und Ex-Bundesligaprofi (unter anderem Bayer 04 Leverkusen, VfL Bochum und 1. FC Köln).