Wäschefrau Bus: Mit Neururer fing alles an
Ihr Reich beim 1. FC Saarbrücken: So sieht es bei Johanna Bus auf der Arbeit aus. [Foto: Andreas Schlichter]
Mit Peter Neururer fing für Johanna Bus beim 1. FC Saarbrücken alles an: Seit 1992, damals spielte die erste Mannschaft unter "Peter, dem Großen" in der 2. Bundesliga, ist die 64-Jährige als Wäschefrau für den heutigen Regionalligisten im Einsatz und kümmert sich mit Hingabe um die Trikots aller Senioren- und Jugendmannschaften. Egal ob auf Thermounterwäsche, Trikots, Hosen, Stutzen: Kein Fleck ist vor Johanna Bus sicher. Denn in Sachen Wäsche ist die gelernte Textilreinigerin sehr genau.
"Man muss höllisch aufpassen, um nicht den Überblick zu verlieren"
Ihren ersten Arbeitstag an den Wäschetrommeln des 1. FC Saarbrücken hatte Johanna Bus am 2. Februar 1992. Das Arbeitsamt hatte sie gemeinsam mit zwei Mitbewerberinnen zur Saarbrücker Geschäftsstelle geschickt, um sich dort vorzustellen. „Zum Glück wurde ich dann genommen“, sagt Bus, die seitdem in Vollzeit für den Traditionsklub aus dem Saarland beschäftigt ist. Seither ist sie die gute Seele des Vereins: Nicht nur in der Wäscherei, sondern auch im Alltagsgeschäft ist Johanna Bus unverzichtbar: „Ich kann nicht Nein sagen. Ich habe mir schon früh im Leben gesagt: Mit einem ‚Ja‘ kommt man immer weiter!“ Sei es die Zusammenarbeit mit dem Betreuerteam oder auch ein Problem in der Geschäftsstelle – die 64-Jährige ist zur Stelle. Und so kommt es oft vor, dass die 40-Stunden-Arbeitswoche für Johanna Bus einfach zu kurz ist.
Die Wäscherei in der Nähe des Trainingsgeländes ist ihr alleiniges Reich. Hier wird Maschine für Maschine gewaschen, getrocknet, gefaltet. „Man muss höllisch aufpassen, um nicht den Überblick zu verlieren. Es sind so viele verschiedene Mannschaften, die man nicht durcheinander bringen darf“, erklärt Bus. In mehr als 23 Jahren ist ihr dabei – eigentlich unglaublich - noch nie ein Fehler unterlaufen: „Ich habe noch kein Trikot verhauen! Bisher wurde nichts zu heiß gewaschen und ist eingelaufen. Nichts hatte nach der Wäsche die Farbe verloren.“ Eine reife Leistung. Schließlich kommt bei der täglichen Wäsche einiges zusammen.
Allein die Wäsche einer einzigen Trainingseinheit der Ersten umfasst oft zehn Maschinen. Allein an einem Tag kommt die Wäsche des Regionalligateams von Trainer Falko Götz damit nahezu der Menge eines normalen Haushalts gleich – aus einem Monat. Hinzu kommen dann noch die Trikots aller Jugendteams von den E- bis zu den A-Junioren. Bis zum Ende der vergangenen Saison auch noch die Wäsche der zweiten Mannschaft, die inzwischen abgemeldet wurde.
Auge in Auge mit der Trommel
Die größte Herausforderung im Wasch-Alltag der Johanna Bus sind weiße Hosen, die nach Spielen bei schlechtem Wetter meist nur noch wenig mit ihrer ursprünglichen Farbe zu tun haben. „Bisher habe ich aber noch immer alles sauber bekommen“, sagt Johanna Bus, die auf insgesamt 40 Dienstjahre zurückblicken kann. Schon vor ihrer Zeit beim 1. FC Saarbrücken arbeitete sie in einer Wäscherei. Immer Auge in Auge mit der Waschtrommel. Für die erfahrene Frau ist es kein Problem, den Überblick über sechs Maschinen und vier Trockner zu behalten. Damit nichts durcheinander gerät, wird jeder Koffer der verschiedenen Mannschaften separat gewaschen. Denn, wie in einem Verein halt so üblich: „Die meisten Trikots haben die gleiche Farbe, daher muss ich gut aufpassen.“
In dieser Regionalligasaison läuft es für den 1. FC Saarbrücken recht ordentlich. Die Mannschaft des ehemaligen DDR-Nationalspielers Falko Götz ist in der Tabelle oben mit dabei und hat gute Chancen, sich für die Aufstiegsspiele zur 3. Liga zu qualifizieren. Doch egal wie die Spielzeit für den Traditionsverein ausgeht, für den sauberen Auftritt sorgt auch in Zukunft die treue Seele Johanna Bus. Trainer-Legende Peter Neururer übrigens klapperte nach seinem Job beim FCS neun weitere Stationen ab. Johanna Bus aber ist immer noch in Saarbrücken. An den Waschmaschinen.
Weitere Folgen der Serie:
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Teil 60: Anton Plattner: Tiki-Taka mit dem Altmeister
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Teil 58: Hier kommt Kurt: Auch mit 81 noch der Macher
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