Wutke: "Fair Play darf keine Floskel sein"
Elfie Wutke ist Spitzenfunktionärin im Nordostdeutschen Fußballverband. Mit FUSSBALL.DE spricht sie über die Entwicklungen im Frauen- und Mädchenfußball.
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Ein Herz für die Talentförderung: DFB-Stützpunktkoordinator Peter Wimmer. [Foto: Privat]
Bastian Schweinsteiger und Julian Weigl, die Bender-Zwillinge und Christian Träsch – entdeckt hat sie Peter Wimmer. Der DFB-Stützpunktkoordinator aus Südbayern hat konkrete Vorstellungen, wie der Weg zum Profi aussehen kann. Der 61-Jährige ist unsere FUSSBALL.de-Kultfigur der Woche.
Für Peter Wimmer ist es kein normaler Job. Es ist viel mehr, es ist eine Art Lebenseinstellung. „Ich bin seit 40 Jahren in unterschiedlicher Funktion an der Weiterentwicklung junger Spieler beteiligt und glaube, dass das meine Berufung ist“, sagt Wimmer. Junge Spieler sichten. Mehrmals pro Woche. Ihr Potenzial erkennen. Sie fördern und weiterentwickeln. Die nächsten Schritte gemeinsam planen. „Das ist ein wahnsinnig spannender Prozess, der nie endet“, sagt er.
Seit 2003 fungiert er als DFB-Stützpunktkoordinator in Südbayern. Damit gehört der 61-Jährige zu den dienstältesten seiner Zunft. Sein Ziel ist über all die Jahre gleich geblieben: Talentierten Spielern Wege aufzeigen, damit sie vielleicht mal im Profibereich ankommen. Er macht das mit Leidenschaft und Hingabe. Und immer gemeinsam mit den Eltern und den Vereinen. In sehr vielen Fällen hat das hervorragend geklappt.
Beispiel Bastian Schweinsteiger. „Ich kenne Vater Fred seit unserer gemeinsamen Jugendzeit“, sagt Wimmer. „Bei einem F-Jugendspiel haben wir uns an einem Sportplatz getroffen, da meinte sein Vater zu mir: ‚Peter, am 1. Mai musst du dir ein internationales Turnier in Kufstein ansehen.‘“ Das war 1992. Dort sah Wimmer zum ersten Mal den jungen Schweinsteiger. „Er war ein Energiebündel, mit wahnsinnig viel Kraft und Dynamik“, erzählt Wimmer, der ihn später nach Rosenheim holte.
"Jeder junge Spieler kann sich nur dann weiterentwickeln, wenn er sich auch wohlfühlt"
An eine Szene erinnert sich Wimmer besonders. Als D-Jugendspieler kickte Bastian Schweinsteiger bei den zwei Jahre älteren Jugendlichen auf dem Großfeld mit. Wimmer erzählt: „Tiefer Boden, Basti schießt, der Ball geht nicht rein. Basti probiert es wieder und wieder, erkämpft sich jedes Mal aufs Neue den Ball – steht wieder auf und trifft am Ende ins Tor. Das war unglaublich. Dieser Wille ist typisch für ihn.“ Das wurde dann auch als Profi deutlich – gekrönt vom Champions-League-Sieg mit dem FC Bayern und dem WM-Titel 2014 mit der deutschen Nationalmannschaft.
Es gibt noch weitere Beispiele: die Bender-Zwillinge Sven (Borussia Dortmund) und Lars (Bayer Leverkusen), die lange Zeit im Nachwuchs von 1860 München kickten. Oder den heutigen Wolfsburger Christian Träsch, der ebenfalls schon für Deutschland aufgelaufen ist. Oder ganz aktuell: Julian Weigl, U 21-Nationalspieler und in der Sommerpause zu Borussia Dortmund gewechselt. Auch ihn hat Wimmer in Südbayern gesichtet. Und dann gefördert. „Der Julian hatte schon als kleiner Bub einen Spielwitz und eine Übersicht – das war unfassbar“, sagt er.
Bis heute hat Wimmer, der einst für die Amateure des FC Bayern auflief, zu vielen Spielern Kontakt. Die lange und intensive Begleitung verbindet. „Sie wissen, dass ich immer ein offenes Ohr bei Problemen oder Fragen habe“, sagt Wimmer. Mit einigen ehemaligen Junioren-Nationalspielern ist er immer mal wieder in Kontakt, wenn die Karriere etwas stockt – und sie einen Ratschlag brauchen. Viele Spieler kommen auch nach der Karriere auf Wimmer zu. Weil sie zum Beispiel eine Hospitation im Trainerbereich machen möchten.
Sein Herz hängt an der Talentförderung. Er hat viel erlebt, viel gesehen, viel mitverfolgt. „Fakt ist, es gibt nicht den einen Königsweg“, sagt Wimmer. „Dafür ist jeder junge Spieler, jedes Talent unterschiedlich und man muss flexibel reagieren können.“ Im Idealfall erkenne man ein Spitzentalent mit elf, zwölf Jahren und versuche, neben den Möglichkeiten im Verein auch ein Training am DFB-Stützpunkt anzubieten. „Mit der Zeit wird sich automatisch der nächsthöhere Verein um den jungen Spieler bemühen – zumal es für ihn auch von Vorteil ist, wenn er auf einem hohen Level spielt und trainiert“, sagt der DFB-Stützpunktkoordinator. Wenn Leistung und Einstellung stimmen, folgen anschließend erste Berufungen in die Regional- oder Landesauswahl. Größere Klubs schauen zu. Der nächste Schritt ist möglich.
„Grundsätzlich ist es ganz wichtig, dass man Etappen und Pläne zusammen mit Spielern, Eltern, Vereinen und Scouts bespricht“, meint Wimmer. Seine Maxime: „Jeder junge Spieler kann sich nur dann weiterentwickeln, wenn er sich auch wohlfühlt.“ Während der eine lieber noch etwas länger heimatnah trainiert, kann für ein anderes Talent schon sehr früh der Weg zu einem Leistungszentrum richtig sein. All diese Entscheidungen müssen immer wieder für den Einzelfall reflektiert werden. Mit Wimmer, dem Talente-Entdecker.
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