Sein Herz gehört nur einem Verein: Schon als Kind jubelte Christoph Anton dem SV Eintracht Trier als Zuschauer im Stadion zu - damals noch in der 2. Bundesliga. Heute geht der 24-jährige Flügelstürmer selbst für seinen Heimatklub auf Torejagd. Mit der Eintracht mischt Anton derzeit die Regionalliga Südwest auf und will am Samstag (ab 14 Uhr) in der Partie bei Wormatia Worms die bemerkenswerte Auswärtsserie fortsetzen.
Im aktuellen FUSSBALL.DE -Regionalliga-Interview spricht Christoph Anton mit dem Journalisten Christian Knoth über die besondere Verbundenheit zu seinem Heimatverein, die Trierer Stärke in fremden Stadien, den 6:0-Kantersieg gegen Meister Kickers Offenbach und seinen großen Traum.
FUSSBALL.DE : Nach einer allenfalls mäßigen Vorsaison, die der SV Eintracht Trier auf Tabellenplatz elf beendete, steht aktuell Platz drei zu Buche. Was läuft besser, Herr Anton?
Christoph Anton: Vor Beginn der vergangenen Saison gab es einen großen Umbruch in der Mannschaft, wir mussten uns erst einmal finden. Wir hatten Probleme, die Gegner richtig unter Druck zu setzen, und konnten nicht unser Potenzial abrufen. In dieser Saison ist das anders. Wir zeigen konstant, dass unser Kader über eine enorm hohe Qualität verfügt. Besonders defensiv sind wir sehr gefestigt und bekommen nur wenige Gegentore.
"Eine bessere Werbung für Eintracht Trier konnte es nicht geben"
Die Defensivleistung ist in der Tat beeindruckend. Bereits achtmal gewann die Eintracht zu Null. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis?
Anton: Wir gehen in jede Partie mit dem Ziel, ohne Gegentor zu bleiben. Eine stabile Abwehr ist der entscheidende Faktor für den Erfolg. Wir wissen, dass wir in der Offensive zwangsläufig zu Tormöglichkeiten kommen. Dafür müssen wir nichts erzwingen und so die defensive Stabilität vernachlässigen.
Auch die Auswärtsserie der Eintracht ist bemerkenswert. Die ersten sieben Spiele vor fremder Kulisse wurden allesamt gewonnen. Was macht die Stärke in fremden Stadien aus?
Anton: Das ist schwierig zu beantworten. Ich glaube, dass wir uns von Spiel zu Spiel immer mehr Respekt erarbeitet haben und außerdem vom wachsenden Selbstvertrauen profitieren. Trotzdem möchte ich betonen, dass wir auch zu Hause bereits sehr gute Leistungen gezeigt haben. Wir können nicht nur auswärts gewinnen! (lacht)
Das stimmt. Vor allem der 6:0-Kantersieg über den aktuellen Meister Kickers Offenbach war ein eindrucksvolles Ausrufezeichen, oder?
Anton: (lacht) Die Partie gegen Offenbach war mit Abstand unser stärkstes Saisonspiel. Die Tore sind aber auch zu perfekten Zeitpunkten gefallen. Wir haben kurz vor der Pause zweimal getroffen und nach der Halbzeit direkt das 3:0 nachgelegt. Dann hat sich die Mannschaft in einen Rausch gespielt und die Torchancen eiskalt genutzt. 6:0 gegen den Meister und Titelaspiranten zu gewinnen - das war der Wahnsinn. Hinzu kam, dass es ein Livespiel im TV war. Eine bessere Werbung für Eintracht Trier konnte es nicht geben. Durch solche Spiele haben wir mit Sicherheit viele Sympathien bei den Zuschauern zurückgewonnen, die in der vergangenen Saison durch einige schwache Partien verloren gegangen waren.
Durfte nach einem solchen Spiel auch mal gefeiert werden?
Anton: Da wir uns mitten in einer englischen Woche befanden, gab es keine große Sause. Mehr als ein Bierchen war nicht drin. Wir haben den Kopf schnell auf die nächste Aufgabe gerichtet.
Wegen eines Mittelhandbruchs waren Sie selbst rund fünf Wochen außer Gefecht. Haben Sie die Verletzung mittlerweile vollständig auskuriert?
Anton: Ich bin zwar noch nicht wieder bei 100 Prozent, habe am vergangenen Spieltag beim 2:2 gegen den TSV Steinbach aber bereits mein Comeback in der Startelf gegeben. Die nächsten zwei bis drei Wochen muss ich allerdings noch eine Schiene tragen.
Sie sind jetzt 24 Jahre alt, spielen bereits seit neun Jahren in Ihrer Geburtsstadt Trier für die Eintracht. Haben Sie schon mal an einen Wechsel gedacht?
Anton: Nein, noch nie! Es war immer mein Wunsch, selbst für die Eintracht aufzulaufen. Schon als Kind war ich großer SVE-Fan, auch zu Zweitligazeiten habe ich regelmäßig im Stadion die Daumen gedrückt. Mein größter Traum ist es, mit Eintracht Trier in die 3. Liga aufzusteigen. Das wäre unglaublich - für die Stadt, den Verein und für mich.
Was macht die Stadt und den Klub für Sie so besonders?
Anton: Trier ist die älteste Stadt Deutschlands und daher mit einer riesigen Tradition verbunden. Mit der Porta Nigra, einem ehemaligen römischen Stadttor, befindet sich ein beeindruckendes Wahrzeichen bei uns. Außerdem haben wir eine wunderschöne Altstadt. Die Eintracht besitzt ebenfalls eine sehr große Tradition, war früher viele Jahre erst- und zweitklassig unterwegs und ist auch überregional eine wichtige Marke. Die Euphorie ist zurückgekehrt und der Verein ist wieder in aller Munde. Auch deshalb freue ich mich sehr auf die kommenden Wochen und Monate. Ich fühle mich einfach pudelwohl in Trier!
Können Sie sich auch vorstellen, Ihre gesamte fußballerische Laufbahn bei der Eintracht zu verbringen?
Anton: Definitiv! Sicherlich weiß man nie, was einem die Zukunft bringt und was in drei oder vier Jahren passiert. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich mir aber nicht vorstellen, dass ich Trier irgendwann einmal verlassen werde.
Am Samstag gastieren Sie mit der Eintracht bei Wormatia Worms. Folgt der achte Auswärtssieg im achten Spiel?
Anton: Das ist auf jeden Fall unser Ziel, nachdem wir gegen Steinbach in der Nachspielzeit noch den Ausgleichstreffer kassiert und damit den Sieg verspielt haben. Die Enttäuschung war sehr groß.
Allerdings standen in der Schlussphase nur noch neun Eintracht-Spieler auf dem Feld, nachdem Ihre Mannschaftskollegen Christian Telch und Benedikt Koep vom Platz geflogen waren ...
Anton: Da haben Sie Recht. Die Moral, die wir an den Tag gelegt haben, war überragend. Zumal wir bereits in Unterzahl waren, als wir den 2:1-Führungstreffer erzielten. Dennoch ist es bitter, ein solches Last-Minute-Gegentor hinnehmen zu müssen.
Trotz des Unentschiedens ist Platz zwei, der in der Regionalliga Südwest noch zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga berechtigt, gerade einmal zwei Zähler entfernt. Was ist in dieser Saison für Eintracht Trier möglich?
Anton: Wichtig ist, dass wir bescheiden bleiben. Wir wissen, dass die Saison bislang sehr positiv verläuft, haben aber nicht den Druck wie andere Mannschaften, oben mitspielen zu müssen. Der SV 07 Elversberg oder der 1. FC Saarbrücken verfügen zum Beispiel über ganz andere finanzielle Mittel und sind selbsterklärte Titelaspiranten. Dennoch möchten wir uns oben festbeißen und die Spitze so lange wie möglich im Auge behalten.