Das Sachsenpokalfinale zwischen dem Regionalliga Nordost-Aufsteiger 1. FC Lok Leipzig und dem Drittligisten Chemnitzer FC bildet so etwas wie die Ouvertüre für den Finaltag der Amateure. Aus Sicherheitsgründen wird das Duell nicht - wie die anderen 20 Verbandspokal-Endspiele - am Donnerstag, sondern bereits am Mittwoch (ab 18 Uhr, Livestream auf MDR.de) ausgetragen. Spielort ist das Bruno-Plache-Stadion in Leipzig, die sportliche Heimat des 1. FC Lok. Mehr als 6700 Tickets waren bereits im Vorverkauf abgesetzt werden.
Den Gastgebern bietet sich nach mehr als zwei Jahrzehnten die Chance, den Pokal zum zweiten Mal zu gewinnen. Im Jahr 1996 hatte die zweite Mannschaft des 1. FC Lok Leipzig, der damals noch als VfB Leipzig an den Start gegangen war, das Endspiel erreicht. Gegner war ausgerechnet die zweite Mannschaft des Chemnitzer FC. Das Duell im alten CFC-Stadion an der Gellertstraße endete 2:1 nach Verlängerung für Leipzig.
"Wir benötigen einen guten Tag und ein wenig Glück"
Lok-Trainer Heiko Scholz weiß ganz genau, wie sich ein Pokalsieg anfühlt. Der 51-jährige Ex-Profi, der Leipzig im vergangenen Sommer zurück in die 4. Liga geführt hatte, holte selbst als Profi in der DDR mit Lok Leipzig (1987/4:1 gegen Hansa Rostock) sowie später auch mit Bayer 04 Leverkusen (1993/1:0 gegen die Amateure von Hertha BSC) den nationalen Pokal. Mit Leipzig stand er 1987 sogar im Finale um den Europapokal der Pokalsieger (0:1 in Athen gegen Ajax Amsterdam). Nun will er den Traditionsverein 1. FC Lok Leipzig erstmals seit der Vereinsneugründung im Jahr 2003 in den DFB-Pokal führen.
„Wir benötigen einen guten Tag und ein wenig Glück“, sagt Ex-Nationalspieler Scholz (ein Einsatz) vor dem Finale, „dann dürfen wir möglicherweise vom Titel träumen. Für uns ist der Pokalwettbewerb nach Rang zehn in der Meisterschaft und dem Klassenverbleib ein Zubrot. Wir sind jedenfalls stolz, ein Finale gegen Chemnitz spielen zu dürfen. Um eine Überraschung zu schaffen, benötigen wir auch die Unterstützung des Publikums.“
1. FC Lokomotive Leipzig
Gründungsjahr: 2003
Mitgliederzahl: 2234
Liga-Zugehörigkeit: Regionalliga Nordost
Trainer: Heiko Scholz
Top-Torjäger: Daniel Becker (14 Saisontreffer)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Finalist im Europapokal der Pokalsieger (1987)
Weg ins Finale: FC 1910 Lößnitz (6:0), SV Einheit Kamenz (4:1), SV Oberland Spree (11:2), BSG Chemie Leipzig (1:0 n.V.), Bischofswerdaer FV (5:3 n.E.).
Kein Spieler in der 3. Liga ist erfolgreicher als Anton Fink. Nach 250 Einsätzen in der eingleisigen dritthöchsten Spielklasse stehen für den 29-jährigen Stürmer des Chemnitzer FC nicht weniger als 113 Treffer zu Buche. Marcel Ziemer vom FC Hansa Rostock mit 73 Toren sowie Zlatko Janjic vom MSV Duisburg mit 62 Treffern weisen in der „Ewigen Torschützenliste“ einen großen Rückstand auf. Nun peilt Fink mit dem CFC einen weiteren Pokalsieg an. Keine andere Mannschaft holte im Bundesland Sachsen häufiger den „Pott“ als Chemnitz (neun). An den jüngsten drei Triumphen (2012, 2014 und 2015) war Fink bereits selbst beteiligt.
Recht groß war der Rückstand des CFC (Platz acht) in der gerade abgelaufenen Saison auf die Aufstiegsränge. Der Abstand zum Tabellendritten SSV Jahn Regensburg betrug elf Punkte. Auch für den Chemnitzer Torschützen vom Dienst lief es in diesem Jahr nicht mehr optimal. Bis zur Winterpause hatte er elf Treffer erzielt, in der Rückrunde kam nur noch ein weiteres Tor hinzu.
Nach dem Pokalendspiel wird es bei den Chemnitzern, die in den vergangenen Jahren mehrfach zu den Aufstiegsanwärtern gezählt wurden, wohl einen größeren Umbruch geben. So wird die Zusammenarbeit mit Trainer Sven Köhler beendet, auch Sport-Chef Stephan Beutel geht. Dazu werden auch einige Spieler den Klub verlassen. Sie wollen sich mit einem Titel verabschieden. „Wir sind heiß“, sagt der 51-jährige Köhler vor seinem letzten Spiel als Chemnitzer Trainer.
Der Gewinn des Landespokals und die damit verbundene Qualifikation für den DFB-Pokal würde sich nicht zuletzt in der Vereinskasse des CFC positiv bemerkbar machen. Im Saisonverlauf hatte die Stadt ein Defizit in Millionen-Höhe ausgeglichen. Dennoch muss der Klub künftig sparen.
Chemnitzer FC
Gründungsjahr: 1899
Mitgliederzahl: 2122
Liga-Zugehörigkeit: 3.Liga
Trainer: Sven Köhler
Top-Torjäger: Anton Fink (zwölf Saisontreffer)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: DDR-Meister (1967), Achtelfinale im UEFA Cup (1990)
Weg ins Finale: SSV Markranstädt (8:1), ESV Lok Zwickau (8:0), FSV Budissa Bautzen (7:5 n.E.), FSV Zwickau (2:1 n.V.)