Schiedsrichter-Blog mit Thomas Diederich, Folge 39 |07.06.2015|14:00

Trainer, Schiri, Vorstand: Alles aus Liebe

Wer den Fußball liebt, ist als Spieler, Trainer, Schieds- bzw. Linienrichter (allesamt rechts) oder auch Vorstandsmitglied (links unten) tätig. Unser Schiri-Blogger Thomas Diederich (links oben) weiß, wovon er schreibt. [Foto: FUSSBALL.DE]

Weiter geht's mit unserem Schiedsrichter-Blog: Caroline Schiller vom FSV Motor Marienberg in Sachsen, Lukas Bubeck vom SV Westheim in Württemberg und Thomas Diederich vom SV Viktoria Waldlaubersheim aus dem Südwestdeutschen Fußballverband berichten regelmäßig, was sie Woche für Woche als Schiedsrichter auf und neben dem Platz erleben. In Teil 39 schreibt der äußerst umtriebige Thomas Diederich im Rahmen unserer Themenwoche Vereinsarbeit zum Thema Ehrenamt im Fußball.

"Als fußballbegeisterter Mensch bin ich nicht nur Spieler und Schiedsrichter , für mich sind auch die Ausübung eines Traineramtes im A- und B-Junioren-Leistungsbereich sowie die Vorstandsarbeit im Verein Thema. Und zwar beim SV Viktoria Waldlaubersheim in Rheinland-Pfalz, rund 15 Kilometer von Bad Kreuznach entfernt.

"Allen, die eines der vielen schönen Ehrenämter im Amateurfußball ausüben, gilt mein Dank und Respekt!"

Ich kann sagen: Das Amt des Trainers ist in der Regel wirklich zeitintensiv. Besonders im Jugendbereich nimmt es deutlich mehr Zeit in Anspruch als im Seniorenbereich. Das liegt vor allem an Kleinigkeiten wie beispielsweise der Regelung der Fahrten zu den Spielen oder der Verlässlichkeit zu Spielen und Training - hier muss man die Jungs mittlerweile deutlich öfter per WhatsApp oder Facebook an Termine erinnern als im Seniorenbereich. Hinzu kommt die Planung der Trainingseinheiten sowie die Aufarbeitung des letzten Spieltages, dann noch das Training und das Spiel an sich.

Eine übliche Trainingseinheit dauert bei mir zwischen 90 und 120 Minuten und findet dreimal die Woche statt. Zusammen mit der Vorbereitung und der Nachbereitung der Spiele, dem Ärger noch Stunden nach der Partie, wenn etwas nicht wie erwartet geklappt hat, sowie der Anreise zu Training und Spiel kommen dann schnell mal zwölf bis 15 Stunden in der Woche zusammen. Ich habe gemerkt: Ohne ein stabiles Familienumfeld, das die Begeisterung teilt und akzeptiert, ist das alles unmöglich zu leisten.

Finanzielle Entschädigungen fallen im Jugendbereich unterdurchschnittlich aus, obwohl der Anspruch hier sicherlich vergleichbar oder zum Teil sogar höher zum (zumindest unteren) Seniorenbereich ist. Klar ist: Um als Juniorencoach tätig zu sein, muss man den Sport sehr lieben und auch eine Vision haben, etwas Substanzielles aufzubauen.

Wer darüber hinaus noch Zeit hat, stellt sich auch für das eine oder andere Amt im Vorstand zur Verfügung. Wie immer ist niemand anderes da, wenn in einer Sitzung die Ämter gewählt werden, oftmals finden sich daher jedes Jahr die selben Personen in selber Funktion wieder. Ist man mal gewählt, hat man hier auch seinen Mann zu stehen und sollte das Amt vernünftig ausüben, finde ich. Es ist dann auch egal, ob man als Kassenprüfer oder Webadministrator tätig ist - zeitintensiv ist es in jedem Fall. Ohne die eigene Freizeit zu opfern, geht hier nichts. Oftmals ist man dann in den späten Abendstunden oder am Wochenende im Einsatz, wenn andere unterwegs sind und auf ihre Art Spaß haben. Das Vorstandsamt ist sicherlich eines, in dem das meiste Herzblut steckt. Als Spieler oder 'normales' Vereinsmitglied erkennt man oft gar nicht, welch harte Arbeit da hinter steckt.

Zusammenfassend möchte ich sagen: Allen, die eines der vielen schönen Ehrenämter im Amateurfußball ausüben, gilt mein Dank und Respekt! Und ebenso den Ehefrauen und -männern, den Lebenspartnern und Kindern, die uns so toll den Rücken stärken und diese Zeit für den Verein erst ermöglichen!"

Weitere Folgen des Schiri-Blogs:

Teil 38: “Das neue Schiedsrichter-Profil rundet FUSSBALL.DE ab”

Teil 37: Der Schiri ist Chef – vor allem am Saisonende

Teil 36: Wichtig für Schiedsrichterin: Schöner pfeifen

Teil 35: Beachsoccer: Regelbonus für Fallrückzieher

Teil 34: Gastfreundschaft für Schiris? Mal so, mal so

Teil 33: Fünf Stunden Aufwand für ein Spiel? Gerne!

Teil 32: Plötzlich verletzt! Wenn's dem Schiri im Oberschenkel zwickt

Teil 31: Spielbericht: So sieht der Schiri-Alltag aus

Teil 30: Behrami und die ersten Minuten

Teil 29: Was ich als Schiri vom "Batman-Jubel" halte

Teil 28: Pfeifen wie Bibi: Schiedsrichter-Vorbild Steinhaus

Teil 27: 90.+1: Wenn’s für den Schiri knifflig wird

Teil 26: Zeitstrafen: Auch im Fußball sinnvoll?

Teil 25: Schiri in der Halle: Kein leichter Job

Teil 24: Caroline Schiller: Emotionales Paar – Trainer und Schiedsrichter

Teil 23: Schwitzen für die Rückrunde

Teil 22: Schiedsrichterin trifft Sportreporter

Teil 21: Lukas Bubeck: Blick über den Tellerrand nach Indonesien

Teil 20 Caroline Schiller: Von wilden Pfeifkonzerten halte ich nichts