Der HFC Falke wurde von Fußballfans gegründet, die sich vom Bundesligisten Hamburger SV enttäuscht abgewandt haben. Nun gelang auf Anhieb die Meisterschaft in der Kreisklasse 5. Und HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer feierte mit.
"Ich habe großen Respekt vor dem Projekt dieses Vereins, der nicht mit uns in einem Konkurrenz-Verhältnis steht"
Der Meistertitel der Falken war nur noch Formsache. Selten hat ein Verein die Kreisklasse so dominiert: 26 Spiele, 25 Siege, keine Niederlage. Das beeindruckende Torverhältnis: 142:17. Am Wochenende machte die Mannschaft von Trainer Dirk Hellmann den Titel perfekt. Allerdings nicht auf dem Spielfeld, sondern am Grünen Tisch. Den Falken wurden die drei Punkte zugesprochen, weil der Gegner Nienstedten II nicht antrat . „Das war sehr schade. Der ganze Verein hätte es verdient gehabt, sportlich die Meisterschaft zu holen“, sagt Trainer Dirk Hellmann. im Gespräch mit FUSSBALL.DE .
Gefeiert wurde trotzdem. Spieler, Vereinsmitglieder und rund 100 Fans stießen darauf an, in der ersten Saison der Vereinsgeschichte den Aufstieg gepackt zu haben. Sogar Dietmar Beiersdorfer, der Vereinsvorsitzende des Hamburger SV, kam zum Gratulieren vorbei und stellte sich mit aufs Meisterfoto. Journalisten hatten ein gemeinsames Interview mit Falke-Präsidentin Tamara Dwenger und Beiersdorfer in die Wege geleitet. „Die Meisterfeier war ein guter Zeitpunkt dafür“, sagt Dwenger. „Dietmar Beiersdorfer war eineinhalb Stunden hier. Wir haben das Interview und ein paar Fotos gemacht. Danach hat er sich im Vereinsheim unter das Volk gemischt.”. Beiersdorfer sagte der Bild : „Ich habe großen Respekt vor dem Projekt dieses Vereins, der nicht mit uns in einem Konkurrenz-Verhältnis steht.“ Er kündigte an, den Falken auch zukünftig Besuche abzustatten.
500 Zuschauer im Schnitt
Beiersdorfer ist beileibe nicht der Einzige, der Sympathien für den jungen Verein hegt. Zum ersten Pflichtspiel im vergangenen Jahr kamen 750 Zuschauer. Rund 500 Besucher, unter ihnen 300 Dauerkartenbesitzer, besuchten durchschnittlich die Heimspiele. Im gesamten Hamburger Amateurfußball gibt es mit dem Traditionsverein Altona 93 nur einen Verein, der mit rund 700 Besuchern einen deutlich höheren Schnitt hat.
Die Falken konkurrieren mit Barmbek-Uhlenhorst und Eintracht Norderstedt um den zweithöchsten Zuschauerschnitt Hamburgs. Um es einmal in die richtige Relation zu setzen: Barmbek-Uhlenhorst spielt in der Oberliga und nahm diese Saison sogar am DFB-Pokal teil. Norderstedt spielt in der Regionalliga Nord. Die Falken hingegen sind in der Kreisklasse 5, also der untersten Liga des Hamburger Fußballs, aktiv.
Verkaufsschlager Fanartikel
Was die Fanartikel betrifft, sind die Falken längst auf dem Niveau eines Drittligisten. Trikot oder Schal, Pin oder Flaschenöffner, Aufnäher oder Spielplakat - kein Wunsch bleibt unerfüllt. „Wir haben bereits rund 300 Trikots verkauft. Unser Schal ist auch sehr beliebt und wurde rund 400 Mal verkauft“, sagt Tamara Dwenger. Weitere Aufstiege dürften den Karten- und Fanartikelverkauf weiter ankurbeln. Denn auch die Kreisliga soll nur eine Durchgangsstation sein. Das mittelfristige Ziel ist die Oberliga. Drei weitere Aufstiege wären dafür notwendig. Hellmann: „Unser kompletter Fokus muss erst einmal auf der Kreisliga liegen. Aber natürlich haben wir den Anspruch, auch hier direkt aufzusteigen. In der Bezirksliga wird es deutlich schwieriger.“
Große Veränderungen am Kader werden nicht vorgenommen. „Es gibt keinen Grund, die Mannschaft auszutauschen“, sagt Hellmann. Zumal der Kader bereits jetzt aus vielen erfahrenen Fußballern besteht. Linksverteidiger Christian Schümann wurde vor drei Jahren mit dem FC Elmshorn Oberliga-Meister. Torwart Dennis Verstege stammt aus dem Nachwuchs des Hamburger SV - um nur zwei Beispiele zu nennen. Einziger Wermutstropfen: Sebastian Semtner, mit 20 Toren der erfolgreichste Torjäger, wird seine Spielerkarriere beenden und als Co-Trainer einsteigen.
Es ist der Wunsch des Vereins, entstehende Lücken im Kader irgendwann mit dem eigenen Nachwuchs zu füllen. Ab der kommenden Saison gibt es eine zweite Mannschaft des HFC Falke. Es dürfte kein Problem sein, auch hier eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. „Wir bekommen allgemein sehr viele Anfragen“, sagt Hellmann. „Alleine bei dem Probetraining für die zweite Mannschaft waren 27 Spieler dabei - darunter richtig gute Kicker.“ Gut möglich also, dass es im kommenden Jahr zwei Aufstiege zu feiern gibt.