Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Zwei Koryphäen des deutschen Frauenfußballs: DFB-Direktorin Steffi Jones und Jakob Scherrers. [Foto: Heinz Eschweiler]
Es gibt Rekorde, die scheinen für die Ewigkeit. Eine Bestmarke dieser Art hält Jakob Scherrers vom SV Viktoria Rot-Weiß Waldenrath-Straeten. Seit 45 Jahren ist er Trainer der ersten Damenmannschaft des Vereins und damit der wohl dienstälteste Frauenfußballtrainer der Welt. Scherrers ist also ein mehr als würdiger Vertreter unserer Kultfiguren-Serie.
Angefangen hat die Geschichte 1969, als Jakob Scherrers von einem Benefizspiel in der Zeitung las. Im Nachbardorf wurde für die Aktion Sorgenkind gekickt. Scherrers wollte in seinem Ort Ähnliches auf die Beine stellen. Von dem Erlös sollten neue Geräte für den örtlichen Spielplatz angeschafft werden. „Ich wollte nur ein einziges Spiel machen“, erzählt er. Das Besondere daran: Es handelte sich um ein Frauenspiel. Gegen großen Widerstand und Spott stellte Scherrers die Partie auf die Beine. „Sogar der Pastor kam damals an und meinte: ‚Jakob, das hätte ich von dir nicht gedacht.’“
"Ich wollte nur ein einziges Spiel machen"
Frauenfußball war zu dieser Zeit nicht erlaubt. Die Damen gehörten an den Herd und nicht auf den Sportplatz. „Wir haben praktisch schwarz gespielt, aber das war uns egal“, sagt Scherrers. Mehr als 600 Mark kamen an Spenden zusammen. Damit schien die Sache für Scherrers erledigt. „Aber die Frauen wollten unbedingt noch einmal spielen. So ging es dann weiter“, sagt er.
Es war der Beginn einer Erfolgsstory bei der Viktoria vom Mittelrhein. Vorneweg ging Jakob Scherrers. Als Trainer, als Organisator, als Vertrauensperson. Ein echter Macher, der immer von seiner Tätigkeit überzeugt war. Er ist gerne bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren – bis heute. „Bei uns bekommt niemand auch nur einen Cent für seinen Aufwand“, betont er. Das stört Scherrers nicht und war auch nie ein Grund für ihn, übers Aufhören nachzudenken.
Anfang der 90er Jahre wäre es allerdings fast soweit gewesen. Die Mannschaft stand vor dem Aus. „Wir hatten viele Abgänge und letztlich nur noch acht Spielerinnen für die neue Saison“, erinnert sich Scherrers. Die letzte Aktion des Teams sollte ein Ausflug mit Abschiedsessen sein. Als sich eigentlich schon alle Beteiligten mit dem Ende abgefunden hatten, war es die damalige Spielerin Angelika Kosak, die unter Tränen sagte: „Mädels, lasst uns doch weitermachen. Wir haben doch immerhin noch acht Leute.“ Für Jakob Scherrers kam das völlig unverhofft. Doch es ging - und dem Trainer gelang es schließlich sogar, weitere Damen für seine Mannschaft zu begeistern und den Frauenfußball bei der Viktoria neu zu beleben.
24 Jahre lang spielte Waldenrath-Straeten in der Mittelrheinliga. In diese Zeit fiel auch das 40-jährige Jubiläum der Mädchen- und Damenabteilung im Jahr 2009. Mit einem großen Festabend feierten die Fußballerinnen sich selbst und besonders ihren Trainer Jakob Scherrers, der schon damals der dienstälteste Frauenfußballtrainer der Welt war. Ausgezeichnet wurde er für diese Ausnahmeleistung von der damaligen OK-Präsidentin der Frauen-WM 2011, Steffi Jones. Heute ist Jones Direktorin für Frauen- und Mädchenfußball beim Deutschen Fußball-Bund. An Jakob Scherrers kann sie sich gut erinnern. „Eine Mannschaft 45 Jahre lang als Trainer zu führen, ist eine einzigartige Leistung“, sagt Jones. „Ich habe allerhöchsten Respekt vor seinem Lebenswerk.“
Ein Ende seiner Trainertätigkeit ist für Scherrers noch nicht in Sicht. „Mein Ziel ist es auf jeden Fall, auch die nächsten fünf Jahre Trainer zu bleiben“, sagt er. Dann hätte er ein halbes Jahrhundert voll. Außerdem möchte er seine Mannschaft wieder in der Mittelrheinliga etablieren. Nach dem bitteren Abstieg steht seine Mannschaft aktuell in der Landesliga (Staffel 2) mit 14 Punkten nach zehn Spielen auf Platz sieben. „Wir haben viele Studentinnen in der Mannschaft, die nur freitags trainieren können“, berichtet Scherrers. Auch dieses Handicap will er in den kommenden Jahren auffangen. „Wir haben eine sehr junge Mannschaft, mit talentierten Mädels. Wir steigen wieder auf“, ist er sich sicher.
Ein ganz großes Talent musste Jakob Scherrers einst ziehen lassen. Silke Rottenberg hatte damals in den Anfängen ihrer Karriere schon alle Anmeldungen für die Viktoria unterschrieben, ehe sie sich am letzten Tag der Transferperiode doch dazu entschied, zu Grün-Weiß Brauweiler zu wechseln. Der Kontakt zur späteren Welt- und Europameisterin ist bis heute nicht abgebrochen. Das wird er wohl auch in Zukunft nicht, denn der 73-jährige Jakob Scherrers denkt noch lange nicht daran, dem Fußball den Rücken zu kehren. Auch wenn er längst einsamer Rekordhalter ist.
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Teil 10: Kurt Maus vom Euskirchener TSC
Teil 9: Helmut Hübner aus Güstrow
Teil 8: Hako Kluckert vom MFFC Wiesbaden
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Teil 6: Paul Esser von Germania Erftstadt
Teil 5: Katharina „Oma“ Fachinger von Fortuna Mönchengladbach
Teil 4: Uwe Neunsinger vom TSV Neustadt/Aisch
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