Von Köln bis Kuwait sind es 4.200 Kilometer. Eine Strecke, die Yannick Rolff jederzeit in Kauf nehmen würde, um seinen Vater zu sehen – oder Fußball zu spielen. Der Sohn des früheren 37-maligen deutschen Nationalspielers Wolfgang Rolff ist seit 15 Monaten vereinslos. Für ein gemütliches wie gut bezahltes Karriereende am Persischen Golf, wo der Vater zurzeit den kuwaitischen Klub Al Salmiya trainiert, ist er mit seinen 23 Jahren zwar zu jung, aber man weiß ja nie, wohin einen der Fußball verschlägt.
In Karlsruhe geboren und in Köln aufgewachsen, weil der Papa in den 90er Jahren beim KSC beziehungsweise beim „Effzeh“ spielte, ist Yannick Rolff Umzüge gewohnt. Zurzeit lebt er mit seiner Freundin Insa wieder am Dom, wo er auch seine beiden besten Freunde aus der Jugendzeit regelmäßig trifft, doch wenn der richtige Verein anfragt, würde er die Koffer packen und alles hinter sich lassen.
Zuletzt suchte Yannick Rolff im Camp der vertragslosen Profifußballer in Duisburg nach dem Anschluss an seine ins Stocken geratene Fußballer-Laufbahn. Das Ding mit dem Profifußball, so wie es sein Vater schon seit 35 Jahren als Spieler und Trainer lebt, hat bei ihm bisher nicht so richtig funktioniert.
In Bremen bei den Profis
"Die Kontakte meines Vaters sind schon hilfreich, er hat einen sehr guten Ruf"
In Köln fing es bei den Vorortklubs Adler Dellbrück und TuS Höhenhaus sowie bei der benachbarten SSG Bergisch Gladbach an. Mit 15 ging es mit Mama nach Bremen, wo Wolfgang Rolff ab 2004 fast ein Jahrzehnt lang als Assistent unter Thomas Schaaf arbeitete. Yannick schaffte es in die A-Junioren-Bundesliga und klopfte an die Tür zur Eliteliga der Profis. Dann hatte er ein Problem. „Wir Nachwuchsspieler durften gelegentlich bei den Profis mitmachen, das Training leitete dann mein Vater. Ich wusste nicht, wie ich ihn auf dem Platz anreden soll. Die meisten sagen Trainer, aber für mich war es ja nicht nur der Trainer, sondern auch der Vater“, erinnert sich Yannick Rolff. „Da habe ich ihn gefragt, ob ich ihn auf dem Platz ‚Papa‘ rufen kann und er fand das total in Ordnung so.“
Für den Sprung in die Bundesliga reichte es trotz oder wegen der familiären Fürsorge nicht. Über die Stationen Spielvereinigung Greuther Fürth II und Eintracht Braunschweig II landete Yannick Rolff in der Arbeitslosigkeit. Nach einem Kreuzbandriss kam für ihn 2014 das Aus in Braunschweig, erst in diesem Sommer kehrte der defensive Mittelfeldspieler auf eine ganz kleine Bühne des Fußballs zurück: das Camp der Spielergewerkschaft VdV für vertragslose Profis in Duisburg. „Ich habe dort im Juli und August für viereinhalb Wochen das Training und die Testspiele mitgemacht. Dann habe ich mir aber eine Muskelverletzung zugezogen und das Camp beendet“, berichtet Yannick Rolff.
Weil der Muskel nach plötzlich wieder ernsthafter Belastung schmerzte, zerschlugen sich zarte Möglichkeiten für einen Neuanfang bei einem richtigen Klub. „Ich hatte Anfragen aus dem Ausland, aus Dänemark und Griechenland, jeweils erste Liga, und aus der deutschen 3. Liga“, erklärt Yannick Rolff. „Ich bin auch zu einem Probetraining eingeladen worden, wollte mich aber mit meiner Muskelverletzung dort nicht zeigen, das hätte nichts gebracht. Ansonsten würde ich solche Gelegenheiten immer wahrnehmen, denn man weiß ja nie genau, was sich ergibt.“
Fußball-Management und Sportmarketing
So wartet er weiter, denn noch fühlt er sich zu jung und zu gut, um schon an einen Plan B zu denken. Den hat er nämlich schon in der Tasche, seit er in Bremen sein Abitur baute und danach ein Fernstudium in Fußball-Management abschloss. Zurzeit bildet er sich am IST-Institut in Düsseldorf im Fach Sportmarketing weiter.
Bei der Suche nach einem neuen Verein darf ruhig der prominente Name helfen, da ist sich Yannick Rolff nicht zu schade: „Die Kontakte meines Vaters sind schon hilfreich, er hat einen sehr guten Ruf. Allerdings höre ich auch gelegentlich, dass für mich nur deshalb eine Tür aufgeht, weil mein Vater der frühere Nationalspieler ist. Ich möchte aber nicht immer an ihm gemessen oder mit ihm verglichen werden, sondern mit meinen Qualitäten als Fußballer überzeugen.“
Den Sohnemann ließ Wolfgang Rolff machen, denn dass er einmal in seine Fußstapfen treten müsse, stand nicht zur Debatte. „Er war für mich ein positiver Antreiber und hätte mich nie unter Druck gesetzt, ihm nachzueifern“, nickt Yannick Rolff. Er ist dennoch auf dem Platz ein kleiner Rolff geworden, ein Arbeiter im zentralen defensiven Mittelfeld – „das sind die Gene“, lacht er.
Zuletzt in unserer Serie:
Die Sams: Nur einer kam in die Nationalelf
Simon Müller: Torjäger wie Bruder Thomas
Manager Sorg: Business-Welt statt Kreisliga
Tyra Bobic: Schön, dass Papa jetzt mehr Zeit hat
Benjamin Binz: Aus Frankfurt nicht wegzudenken
Daniel Reck: Ins Tor wollte er eigentlich nie
Autor/-in: Heiko Buschmann