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Die lange Historie des Südwest-Regionalligisten KSV Hessen Kassel ist auch eine Historie des Scheiterns. [Foto: Getty Images/imago/DFB]
Anhänger des KSV Hessen Kassel haben es definitiv nicht leicht. Unzählige Fast-Aufstiege in die Bundesliga in den 80er Jahren, zwei Konkurse in den 90ern und der anschließende Fall in die achtklassige Kreisliga A gehören zur turbulenten Historie der Hessen, die aktuell in der Regionalliga Südwest am Ball sind.
Am Freitag (ab 19 Uhr) starten die „Löwen“ bereits in ihre achte Viertliga-Saison hintereinander. Die Rot-Weißen empfangen Meister Kickers Offenbach zum offiziellen Eröffnungsspiel der Saison 2015/2016. Nach einem zehnten Rang in der vergangenen Saison strebt die Mannschaft von KSV-Trainer Matthias Mink eine bessere Platzierung an. „Wir wollen uns mit unseren Verstärkungen nicht nur auf dem Platz verbessern, sondern auch tabellarisch“, sagt Mink gegenüber FUSSBALL.DE .
"Der KSV gehört in den Profifußball. Die Regionalliga ist einfach zu wenig für das Umfeld"
Dafür sicherte sich Kassel unter anderem die Dienste von Angreifer Sylvano Comvalius, der in der abgelaufenen Spielzeit noch für den Drittligisten SG Dynamo Dresden am Ball war. Auch Tim Welker, der zuletzt zum Kader des Bundesliga-Absteigers SC Paderborn 07 gehörte, läuft ab sofort für die „Löwen“ auf.
Ob der im Jahr 1945 gegründete Traditionsverein an die Saison 2012/2013 anknüpfen kann? Mit 70 Punkten hatte sich der KSV damals die Meisterschaft in der Südwest-Staffel gesichert, trat in der Aufstiegsrunde gegen den Nord-Vertreter und heutigen Drittligisten Holstein Kiel an. Durch zwei Niederlagen (0:2 und 1:2) verpasste der KSV den Sprung in die 3. Liga und ließ bei seinen Fans schmerzhafte Erinnerungen wach werden.
Während der erfolgreichsten Zeit des KSV Hessen war Peter Cestonaro, aktuell Trainer des Liga-Konkurrenten TSV Steinbach, der Torjäger und Erfolgsgarant. Von Januar 1983 bis Juni 1986 stürmte der heute 61-Jährige für Kassel. In vier aufeinanderfolgenden Spielzeiten verpassten die damals zweitklassigen „Löwen“ jeweils ganz knapp den Aufstieg in die Bundesliga.
Zusammen mit Peter Cestonaro blickt FUSSBALL.DE zurück in die Zeit, die für tausende KSV-Fans zum Trauma wurde. „Es war sehr schade für die Region. Der Verein wurde dreimal in Folge Vierter und schrammte immer wieder knapp am Oberhaus vorbei. Für das kleine Kassel wäre der Aufstieg sensationell gewesen“, erinnert sich Cestonaro, der zuvor auch für den jetzigen Bundesliga-Aufsteiger SV Darmstadt 98 im Einsatz war.
1985 gestaltete sich das Saisonende besonders dramatisch. Aus den letzten beiden Partien benötigte Kassel nur noch zwei Zähler zum Aufstieg. Am vorletzten Spieltag trennte sich der DFB-Pokal-Viertelfinalist von 1991 vor bemerkenswerten 23.000 Zuschauern im Kasseler Auestadion 2:2 vom direkten Konkurrenten Hannover 96. Der KSV ging als Tabellenführer in das Saisonfinale und trat beim 1. FC Nürnberg an, der ebenfalls zu den Aufstiegsaspiranten gehörte. Nach einer 0:2-Auswärtsniederlage rutschte der KSV noch vom ersten auf den vierten Platz ab. Nürnberg wurde Meister, die Konkurrenz aus Hannover und Saarbrücken sicherte sich jeweils mit einem Sieg den zweiten und den dritten Aufstiegsplatz.
„Ich habe das Saisonfinale 1985 noch heute vor Augen. Wir waren so nah dran“, sagt Cestonaro. Warum es damals nicht für den ersehnten Sprung in das Oberhaus reichte? „Wir hatten im Saisonendspurt großes Verletzungspech. Damals konnte man Ausfälle von Stammspielern nicht so leicht kompensieren, wie es heutzutage meistens der Fall ist. Der Kader war sehr dünn, die Verletzungen trafen uns schwer“, so Cestonaro. Dass auch der Kopf eine entscheidende Rolle gespielt haben könnte, weil bereits in den beiden Jahren zuvor der Aufstieg jeweils auf der Zielgeraden verpasst worden war, verneint Cestonaro entschieden.
Nachdem die „Löwen“ 1986 noch einmal oben mitspielen konnten und die Saison auf dem fünften Platz beendeten, mussten aus finanziellen Gründen einige Leistungsträger abgegeben werden. Dazu gehörte auch Peter Cestonaro, der von diesem Zeitpunkt an noch drei Jahre für seinen Heimatklub und damaligen Oberligisten SV Haiger am Ball war.
Der KSV blieb nicht mehr konkurrenzfähig, stieg nach sieben Jahren Zweitklassigkeit ab. Zwei Jahre später feierten die Rot-Weißen - unter anderem mit Angreifer Dieter Hecking (aktuell Trainer des VfL Wolfsburg) - noch einmal die Oberliga-Meisterschaft und die Rückkehr in die 2. Bundesliga. Es folgte aber der erneute Abstieg in den Amateurfußball, aus dem der Verein bis heute nicht mehr zurückkehren konnte.
Die finanziellen Probleme in Kassel wurden in der Folgezeit immer größer. Sportlich landete der KSV zwar in der damals drittklassigen Oberliga immer im oberen Tabellendrittel. Wirtschaftlich folgte 1993 aber der erste von zwei Konkursen. Mit der Ausgliederung der Fußballabteilung als FC Hessen Kassel wurde die sportliche Existenz in der Drittklassigkeit zwar zunächst einmal gerettet. Für den Hauptverein mit seinen 23 Amateurabteilungen bedeutete es aber das Aus (Schuldenlast von 2,5 Millionen D-Mark).
Nach weiteren vier Jahren in finanzieller Not, in denen teilweise Gehälter nicht gezahlt werden konnten und die Geschäftsstelle zwangsgeräumt wurde, folgte der zweite Konkurs, der mit Schulden in Höhe von 1,8 Millionen D-Mark den Absturz in die achtklassige Kreisliga A zur Folge hatte. Seitdem läuft Kassel wieder als KSV Hessen auf. Mit einer aus Ex-Profis und eigenen Talenten zusammengestellten Mannschaft stieg der neu gegründete KSV - getragen von seiner treuen Fans und einer unglaublichen Euphorie - viermal in Serie auf und fand sich damit in der Oberliga wieder. 2006 schafften die „Löwen“ den Sprung in die Regionalliga.
Heute, neun Jahre später, hat sich die finanzielle Lage stabilisiert. In Kassel sehnen sich die Fans nach einer Rückkehr in den Profifußball. „Da gehört der KSV auch hin. Die Regionalliga ist einfach zu wenig für das Umfeld. Ich wünsche mir für meinen Ex-Verein, dass er zeitnah den Aufstieg in die 3. Liga realisieren kann“, sagt Cestonaro.
Erst vor wenigen Monaten war der ehemalige Stürmer bei einer Partie der Hessen im Auestadion zu Gast. „Am letzten Spieltag war ich mit meiner Frau beim 1:0 gegen Kickers Offenbach vor Ort. Wir haben einige ehemalige Mitspieler von mir getroffen. Zum Beispiel sind mir der ehemalige Torwart Hans Wulf oder auch Mittelfeldspieler Karl Bönisch über den Weg gelaufen, als wir schauen wollten, wo wir früher gewohnt haben. Es ist schön, wenn man sich nach so vielen Jahren mal wieder sieht“, sagt Cestonaro.
Ein Höhepunkt der kommenden Saison steht für den KSV Hessen Kassel bereits am Sonntag, 9. August, ab 18.30 Uhr auf dem Programm. Die Mannschaft von Trainer Matthias Mink empfängt in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals den Bundesligisten und ehemaligen Zweitliga-Rivalen Hannover 96. Ermöglicht wurde diese Begegnung durch den Gewinn des Hessenpokals. Im Finale hatten sich die „Löwen“ gegen den Verbandsligisten VfB 1900 Gießen mit 2:1 durchgesetzt.
Im Spiel gegen Hannover könnten die Rot-Weißen nun Revanche für den verpassten Zweitliga-Aufstieg im Jahr 1985 nehmen. „Das wäre ein fairer Ausgleich“, sagt Peter Cestonaro schmunzelnd.
Nur wenige Tage später gastiert auch der frühere Top-Torjäger im Kasseler Auestadion, das noch heute fast 19.000 Zuschauern Platz bietet. Am dritten Spieltag der Regionalliga Südwest tritt Cestonaro als Trainer des Aufsteigers TSV Steinbach beim KSV an. „Das ist eine sehr schöne Geschichte. Ich freue mich sehr darauf, mit Kassel die Klingen zu kreuzen.“
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