Als sich die Frauen des MFFC Wiesbaden als FUSSBALL.DE-Team des Jahres bewarben, wussten sie auch mit einem Video zu beeindrucken. Es zeigt eine Bildergalerie mit Mannschaftsfotos, Spielszenen und Momenten aus dem Vereinsleben. Dieses Video hat es jetzt bis nach Afrika geschafft. Bei ihrem Auslandsaufenthalt in Uganda zeigte MFFC-Spielerin Katharina Thierolf es afrikanischen Kindern, um Sie zum Fußballspielen zu motivieren.
Von Wiesbaden nach Uganda. Katharina Thierolf hat sich auf eine weite Reise begeben. Nicht die geschätzten 60 Kilometer auf der A66 nach „Hessisch-Uganda“, wie die Hessen die Stadt Hanau liebevoll nennen. Sondern etwa 6.000 Kilometer per Flug nach Kampala, die Hauptstadt Ugandas. Normalerweise spielt sie in der Abwehr des MFFC Wiesbaden und studiert Landschaftsarchitektur an der Hochschule Geisenheim. Für drei Wochen ist Thierolf in eine andere Welt eingetaucht. Mit der Power Minds Youth Organization reiste sie nach Uganda, um dort ein Entwicklungshilfeprojekt für Kinder und Jugendliche zu unterstützen.
Power Minds Youth Organization ist eine Organisation, die für Bildung, Aufklärung, Umweltschutz, Hygiene, Suchtprävention und Familienberatung sensibilisieren will, und engagiert sich vor allem auch für sinnvolle Freizeitbeschäftigungen für Kinder und Jugendliche. In Jugendzentren nahe Ugandas Hauptstadt Kampala wird getanzt, getrommelt, Volleyball und Netball gespielt. „Aber die größte Leidenschaft ist auch hier wie fast überall der Fußball“, berichtet Thierolf.
Deutsches Fußball-Knowhow in Uganda
"Fußball macht stark, Fußball motiviert, Fußball bewirkt mit ganz wenig ganz viel"
“Fußball macht stark, Fußball motiviert, Fußball bewirkt mit ganz wenig ganz viel.“ So schreibt es Thierolf in Ihrem Reisebericht. „Nach 1 ½ Stunden sind die Gesichter der Kinder und Jugendlichen gänzlich verändert. Der Sport und der Spaß lassen sie für eine Zeit lang alles um sich herum vergessen und neuen Mut und Motivation schöpfen.“
Ihr Begleiter Franz-Andreas Keil ist Trainer der 2. Mannschaft des SV Heftrich, Katharina Thierolf Spielerin beim MFFC Wiesbaden – kein Wunder, dass die beiden den Schwerpunkt ihrer Arbeit auch auf den Fußball gelegt haben. Hier haben sie die größten Erfahrungen und können am meisten helfen. „Wir haben versucht zu vermitteln, was wir in unseren eigenen Vereinen gelernt haben: Gemeinsam ist man stark!“ Deutsches Fußball-Knowhow in Uganda.
Im Gepäck: Ein Trikotsatz des MFFC Wiesbaden
Dabei geht es nicht um Taktik und Technik, sondern um grundlegende Dinge. „Die Jugendlichen spielen hier auf einem abgewetzten Platz mit einem selbstgebastelten Holztor, oft barfuß oder in Badelatschen“, berichtet Thierolf. Sie hat versucht, Struktur hineinzubringen und logistische Probleme zu lösen. „Es ist sehr schwierig, an Material und Ausrüstung für Training und Spiele zu kommen.“ Also brachte „Katha“ aus Deutschland einen Trikotsatz des MFFC Wiesbaden und ein paar Schuhe mit. „Das war für die Jungs so etwas Besonderes, dass sie auch mit Schuhgröße 41 einen Schuh mit Größe 38 angezogen haben“, berichtet Thierolf. Und dass die Damenhosen für die 17-jährigen Jungs teilweise etwas knapp waren, störte nicht. Sofort wurden sie mit Stolz getragen.
Für die leidenschaftliche Fußballerin war es besonders wichtig, auch die Mädchen für den Fußball zu begeistern. „Das Rollenbild, dass Mädchen nicht Fußball spielen können, sitzt noch sehr tief und einige Interessentinnen sind zu schüchtern um mitzumachen“, sagt Thierolf. Als Motivation zeigte sie das FUSSBALL.DE -Video. Und landete einen Volltreffer. „Die Mädchen haben sich riesig gefreut, das Video zu sehen und waren beeindruckt von der Professionalität. Eine Torfrau hat sich daraufhin gleich zum Training gemeldet.“
Tauschbörse für ausrangierte Kleidung geplant
Drei Wochen in Uganda, das soll noch nicht alles für Katharina Thierolf gewesen sein. Sie will sich auch in Zukunft sozial engagieren. Auch wenn sie in Kampala gute Freunde gefunden habe, wolle sie sich zukünftig lieber regional kümmern. „Man muss schauen, was man im eigenen Umfeld tun kann“, sagt die Studentin, „auch hier gibt es viele Kinder, die Unterstützung brauchen“. Eine Idee ist, im Verein eine Tauschbörse einzurichten, bei der Mitglieder ausrangierte Schuhe und Kleidungsstücke tauschen können. „In jedem Verein gibt es Leute, die sich nicht immer neue Schuhe kaufen können. Denen möchte ich helfen.“
Beim MFFC Wiesbaden ist sie erst seit Januar 2014. Aber schon fest integriert. Im Sommer wurde die Abwehrspielerin aus der zweiten in die erste Mannschaft hochgezogen und war in den Vorbereitungsspielen gesetzt. Dann brach sie sich das Sprunggelenk und musste lange aussetzen. „In einer Woche fange ich endlich wieder mit dem Lauftraining an“, sagt Thierolf ehrgeizig, „zur Rückrunde will ich wieder richtig fit sein“. Bis dahin unterstützt sie das Team moralisch. Morgen geht es gegen den SV Zellhausen darum, die Negativserie von drei Niederlagen am Stück zu beenden. Und darum, Spaß am Fußball zu haben.
Bisher über das Team des Jahres
Teil 10: Die Pokalsiegerinnen des MFFC wollen mehr
Teil 9: ”Schiri Heimer: „Wer mehr redet, hat weniger Schreibarbeit“
Teil 8: Engagiert, fröhlich, frech: Kultfigur Hako Kluckert
Teil 7: Fit für die Zukunft: MFFC baut Vereinsheim
Teil 6: Wiesbadener Wochen der Wahrheit
Teil 5: Video: Wiesbadener Wahnsinn
Teil 4: Trainer Ronny Boretti im Interview
Teil 3: Das MFFC-Team stellt sich vor
Teil 2: Eine Saison wie die Profis
Teil 1: Die Gewinner sind…