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Unentschieden in München: Der Wattenscheider Marek Lesniak grätscht Mazinho ab. [Foto: imago]
Es braucht nur zwei Worte, um das Grinsen bei Eduard Buckmaier anzuknipsen: Bayern München. Sofort gehen die Mundwinkel nach oben, und Buckmaier beginnt zu erzählen. „Die Bayern haben wir früher so richtig geärgert und denen auch mal das Oktoberfest verdorben“, sagt der 49-Jährige im Gespräch mit FUSSBALL.DE.
Mit „wir“ meint Buckmaier die Fußballer der SG Wattenscheid 09 zu Beginn der Neunzigerjahre. Damals mischte der Bochumer Stadtteilklub die Bundesliga auf. Vier Spielzeiten lang war Wattenscheid oben mit dabei. In diesem Zeitraum gab es zwei Siege gegen die Bayern, die den Münchnern jeweils die Meisterschaft vermasselten. Dazu kamen zwei Remis in München. Eben zur Wiesn-Zeit.
An eine Partie im April 1993 denkt Buckmaier besonders gerne zurück. Wattenscheid erwartete großen Besuch und musste mal wieder umziehen. Raus aus dem Lohrheidestadion, rein ins Ruhrstadion. Ein Heimspiel an der fremden Castroper Straße. Adresse des VfL Bochums, Wattenscheids unbeliebter Nachbar. An diesem Abend fühlten sich die Schwarz-Weißen dort wohl. Sie verspürten keinen Respekt vor den Weltmeistern Lothar Matthäus, Olaf Thon und Raimond Aumann oder vor dem brasilianischen Star-Verteidiger Jorginho.
Wattenscheid führte den Gegner vor, gewann durch Tore von Ali Ibrahim und Marek Lesniak mit 2:0. Buckmaier hat die Szenen von damals noch genau vor Augen. „Da gab es eine Kombination von uns, da ging der Ball über zwanzig Stationen“, sagte der ehemalige Mittelfeldspieler, der beim legendären Sieg von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz stand. Münchens Manager Uli Hoeneß, der Wattenscheid nach deren Aufstieg als „das Schlimmste, was der Bundesliga passieren kann“, bezeichnete, saß sprachlos auf der Bank.
Als Buckmaier mit seinem Team die Bayern düpierte, war Sohn Nico gerade fünf Monate alt. Heute trägt er das Wattenscheider Trikot. Nach einem Intermezzo beim KFC Uerdingen ist Nico Buckmaier im Sommer in die Lohrheide zurückgekehrt. Sein Ziel: Mithelfen, Wattenscheid in der Regionalliga zu etablieren. „Diese Klasse mit den ganzen Traditionsvereinen hat seinen Reiz und deshalb wollen wir sie länger halten“, sagt der 22-Jährige.
Die Geschichten aus Wattenscheids Bundesliga-Zeit sind für Sohn Buckmaier weit weg. Trotzdem hört er sie sich gerne an. Der Vater hat die Anekdoten alle auf Lager. Die vom Bundesliga-Aufstieg erzählt Eduard Buckmaier besonders gerne. „Wir waren einfach dran. Und als es drauf ankam, da haben wir den Spitzenreiter Hertha BSC in der Lohrheide in Grund und Boden gespielt“, sagt der Ex-Profi, der 75 Bundesliga-Partien absolvierte. Das Spiel gegen die Berliner war noch nicht abgepfiffen, da standen die Bierwagen schon auf der Tartanbahn. Trainer Hannes Bongartz tanzte auf der Bank. Die Wattenscheider Party konnte beginnen.
Wenn sie in der Bundesliga später etwas zu feiern hatten, gingen die Profis nicht etwa in die Nobeldisco. Dann ließen sie in Wattenscheid die Puppen tanzen – in Kneipen mit den Namen „Eule“ oder „Zwiebel“. Dort war zumeist die komplette Mannschaft vertreten. Vom routinierten Torjäger Souleymane Sane bis zum aufstrebenden Mittelfeldstrategen Thorsten Fink.
Doch nach dem Abstieg 1994 war die Wattenscheider Party zu Ende. „Zu Bundesliga-Zeiten wurde hier versäumt, die nötigen Strukturen für die Zeit danach zu schaffen“, erklärt Eduard Buckmaier. So trainierte die Wattenscheider Jugend noch bis nach der Jahrtausendwende vornehmlich auf Asche. Dort reiften zwar Hamit und Halil Altintop zu Bundesliga-Stars. Ansonsten hatte Wattenscheid gegenüber den Talentschmieden im Ruhrgebiet einen großen Nachteil. „Der Alte hat es zudem versäumt, mehr Sponsoren ins Boot zu holen“, sagt Eduard Buckmaier.
„Der Alte“, das war Klaus Steilmann. Der Spitzname zeugt nicht von geringer Wertschätzung. Er ist vielmehr ein Synonym für Patriarch. Ein solcher war Steilmann. Der Textilunternehmer pumpte einen Teil seines Privatvermögens in den Verein. Steilmann lockte bereits 1974 den argentinischen Nationalspieler Carlos Babington nach Wattenscheid – ein erfolgloser Coup. Erst 16 Jahre später zahlte sich Steilmanns Engagement mit dem Bundesliga-Aufstieg aus. Nach seinem Abschied begannen die Turbulenzen und der weitere Niedergang. Den Abstieg in die sechstklassige Verbandsliga erlebte der langjährige Mäzen nicht mehr. Steilmann starb Ende 2009.
Wattenscheid tingelte eine Zeitlang über die Dörfer. 1. FC Kaan-Marienborn, SuS Langscheid-Enkhausen – so hießen die Gegner des einstigen Bayern-Schrecks. Einige treue Fans nahmen auch die Touren in die Provinz auf sich. Nach zwei Aufstiegen in Folge konnten sie immerhin wieder Regionalliga-Fußball erleben. Wattenscheid spielt nun seine dritte Saison in dieser Spielklasse. Turbulenzen gibt es immer noch, so gab es die Lizenz zuletzt erst im zweiten Anlauf.
Nico Buckmaier hat das nicht abgeschreckt. Ihn überzeugte allein das Konzept von Wattenscheids Trainer Farat Toku. Dieses beinhaltet keine Aufstiegspläne. Im Gegenteil. Toku will mit Wattenscheid nur die Klasse halten. „Wenn wir dabei auch mal einen Aufstiegsanwärter wie Rot-Weiss Essen oder Viktoria Köln schlagen würden, wäre das schon klasse“, sagt Nico Buckmaier. Er könnte die Familientradition als Favoritenschreck fortführen.
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