Er trägt einen, mit Verlaub, Allerweltsnamen und spielt, Entschuldigung, Allerweltsfußball. Aber Simon Müller ist nicht nur bereits gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München aufgelaufen, er hat auch den WM-Pokal in Händen gehalten, er hat es in das Fachblatt für Teenager-Träume, die Bravo, geschafft und er stand für einen Werbespot mit dem brasilianischen Superstar Neymar vor der Kamera. Simon Müller ist eben der Bruder eines anderen Allerweltsnamens, von Thomas Müller. Und der spielt keinen Allerweltsfußball, sondern ist einer der besten Kicker Deutschlands. Unsere neue Folge der Serie "Familienbande".
Als Thomas Müller im vergangenen Jahr im Maracana die goldene WM-Trophäe in den Nachthimmel über Rio de Janeiro reckte, jubelte ihm Simon Müller von der Tribüne aus zu. Die Brüder, einst Rivalen im heimischen Garten und im Keller des Elternhauses, gibt es beinahe nur im Doppelpack. Auch wenn der große Bruder in der Allianz Arena in München für die Bayern aufläuft, ist Dauerkarteninhaber Simon live dabei. Außer er steht gerade selbst auf dem Fußballplatz. Für den TSV Pähl aus dem Kreis Zugspitze, den Heimatverein der Müllers, läuft der 22 Jahre alte Simon noch immer in der A-Klasse 5, der zehnten Liga, auf.
"Ich habe meinen ganzen Talent-Anteil großzügig Thomas überlassen. Lieber ein Vollprofi in der Familie als zwei Halbprofis"
Das Thomas-Müller-Dorf nennt sich die Gemeinde in Oberbayern – auch wenn der berühmteste Sohn ihr längst entwachsen und eine globale Marke geworden ist. In BWL-Student Simon ist aber immerhin ein Müller, der seinem Bruder obendrein noch zum Verwechseln ähnlich sieht, geblieben. „Optisch ähnelt er ihm optimal“, sagt Torsten Wechsler, Trainer des TSV, über seinen Spieler Simon. 2011 kehrte auch Thomas mit dem großen FC Bayern zum Freundschaftsspiel unter Brüdern zurück. 22:1 siegte der Rekordmeister über den TSV, Thomas Müller traf einmal. In der Halbzeitpause musste er dann als Torwart beim Elfmeterschießen gegen örtliche Bürgermeister einen Treffer hinnehmen.
Probetraining bei den Bayern
Der spätere Weltmeister, der am Sonntag seinen 26. Geburtstag feiert, wurde beim TSV Pähl ausgebildet, bis ihn die Talentspäher des FC Bayern entdeckten. „Er war von klein auf richtig gut“, erinnerte sich Simon Müller im Münchner Merkur an die Spiele gegen seinen drei Jahre älteren Bruder im elterlichen Keller: „Da unten im Keller waren die Duelle sogar noch heißer. Der Raum war eng, meistens haben wir eins gegen eins gespielt, ab und zu kamen Kumpels von mir vorbei. Dann haben wir es zu zweit gegen Thomas versucht – hat aber leider auch nicht so richtig geklappt. Das eine oder andere Mal habe ich gegen ihn zwar gewonnen, aber richtig abgefertigt habe ich ihn nie.“
Die Müllers waren schon damals unzertrennlich. „Tag und Nacht waren die früher auf dem Platz”, sagte Dieter Fottner, 2. Vorsitzender des TSV Pähl, der Münchner Abendzeitung . Bürgermeister Werner Grünbauer schwärmt von Simons fußballerischem Können: „Simon könnte locker drei, vier Klassen höher spielen. Er ist nicht so weit weg von seinem Bruder, hat die gleichen Spielanlagen.” Auch Trainer Wechsler ist begeistert von seinem Spieler mit dem prominenten Allerweltsnamen: „Er ist nicht nur ein supernetter Typ, er spielt auch überragend für unsere Klasse. Er ist eine Bereicherung, er könnte zwei bis drei Klassen höher spielen.“ Seit Jahren ist Simon Müller der Torschützenkönig des TSV. Im zentralen Mittelfeld erkämpft er sich die Bälle. „Dann profitiert er von seiner Schnelligkeit“, sagt Trainer Wechsler.
Zwar studiert Simon in München und absolvierte in der E-Jugend ein Probetraining beim FC Bayern. Aber es zog ihn nie wirklich weg aus Pähl. Der Bravo vertraute er an: „Ich habe dieses Gen nicht. Ich habe meinen ganzen Talent-Anteil großzügig Thomas überlassen. Lieber ein Vollprofi in der Familie als zwei Halbprofis.“ Obwohl er sein Studium demnächst abschließt, will er weiter für den TSV kicken. „Er hat schon angekündigt, dass er hier bleibt“, sagt Trainer Wechsler. „Für ihn gibt es eben nur den TSV Pähl und den FC Bayern.“ Dank Simon wird es in Oberbayern auch weiterhin müllern.
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Autor/-in: Arne Leyenberg