Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich Ilse Kuck beim VfR 08 Oberhausen, Anfang der 1990er-Jahre übernahm sie den Job als Platzkassiererin. Jeden Heimspiel-Sonntag sitzt sie in ihrem roten Häuschen und nimmt das Eintrittsgeld entgegen. Die 81-Jährige wird für ihre charmante und gleichzeitig direkte Art geschätzt - auch von den Zuschauern der Gästeteams. Ilse Kuck ist unsere Kultfigur der Woche.
"Eine Aufgabe ist im Leben immer gut. Sonst lässt man sich zuhause hängen"
Ilse Kuck steckt ihren Kopf aus dem roten Kassenhäuschen. Ein Zuschauer nähert sich der Platzanlage des VfR 08 Oberhausen . „Watt krisse von mir?“, fragt der Mann im feinsten Ruhrpott-Dialekt. „Zwei Euro fuffzich“, lautet die Antwort. - „Ich bin aber Rentner.“ – „Dann sind das drei Euro“, scherzt Ilse Kuck und grinst: „Ne, ist nur Spaß. Zwei Euro, wenn Du einen Ausweis dabei hast.“ Sie schaut sich die Lizenz zum vergünstigten Eintritt an, nimmt die Münze entgegen und reißt eine Karte ab.
So ist das beim Oberhausener Klub: Bei Spielen der Kreisliga A und B ist ein lockerer Spruch von Ilse Kuck im Eintrittspreis enthalten. Sie hat das Herz am rechten Fleck. Für ihre charmante und gleichzeitig direkte Art wird Ilse Kuck geschätzt – sowohl von VfR-Anhängern als auch von Zuschauern der Gästeteams. „Sie kann unheimlich gut mit Leuten umgehen“, sagt Heike Jung, die Schatzmeisterin des Vereins.
Einsatz bei Minusgraden
Ilse Kuck hat sich auch außerhalb der Stadtgrenzen einen Namen gemacht. Seit mehr als 40 Jahren engagiert sie sich im Verein, Anfang der 1990er-Jahre übernahm sie den Job als Platzkassiererin. Jeden Heimspiel-Sonntag sitzt Ilse Kuck in ihrem roten Häuschen und nimmt das Eintrittsgeld entgegen. Auch bei Minusgraden ist sie da. „Dafür habe ich jetzt ja eine kleine Heizung in meinem Raum“, sagt die Oberhauserin und deutet auf einen weißen Apparat an der Wand.
Im kommenden Februar feiert Ilse Kuck ihren 82. Geburtstag. Ans Aufhören denkt sie aber noch lange nicht. „Eine Aufgabe ist im Leben immer gut. Sonst lässt man sich zuhause hängen“, sagt Ilse Kuck. Anstatt auf der Couch zu hocken und Fernsehen zu gucken, geht sie lieber zum Sportplatz.
Geld bekommt Ilse Kuck für ihren Nebenjob keines. Das will sie auch nicht haben. Das Kassieren am Platz ist Ehrensache. Aber über etwas Anerkennung freut sich Ilse Kuck natürlich. Die DFB-Verdienstnadel nahm sie gerne an. Ebenso eine Einladung des damaligen VfR-Vorsitzenden Hans Cronauer. Der spendierte ihr und anderen ehrenamtlichen Helfern einen Trip zum Comer See in Italien. „Das war eine tolle Reise“, schwärmt die 81-Jährige noch heute.
Es gibt auch sportliche Ereignisse, die sich Ilse Kuck ins Gedächtnis eingebrannt haben. Eines Tages saß sie in ihrem Kassenhäuschen und hörte ständig, wie der Gegner jubelte. Der VfR 08 lag zwischenzeitlich mit 1:5 zurück. Doch dann begann eine Aufholjagd, die mit einem 6:5-Erfolg der Rot-Weißen endete. „An das Spiel kann ich mich noch sehr gut erinnern“, sagt Ilse Kuck.
Sie bedauert jedoch, dass nur noch wenige Zuschauer solchen Sternstunden des Amateurfußballs beiwohnen. Kommen Teams aus der Nachbarschaft an die Tiroler Straße, verkauft Ilse Kuck schon mal 200 Karten. Das ist aber die Ausnahme. Die Regel sind eher 40 bis 50 zahlende Zuschauer. „Viele Männer sind mittlerweile total verweichlicht. Die bleiben schon zuhause, wenn es nur ein paar Tropfen regnet“, sagt Ilse Kuck.
An diesem Sonntag hat sie Glück. Die Herbstsonne scheint. Deshalb kommen einige Zuschauer mehr zu den Spielen der drei Seniorenmannschaften. Auch ein junger Mann. Er guckt auf die Preistafel. „Gibt es denn keine Ermäßigung für Studenten?“, fragt er. „Ne, die bekommen doch Bafög“, antwortet Ilse Kuck. „Ich aber nicht. Mein Antrag wurde abgelehnt.“ – „Dann haste doch erst recht genug Geld.“ Der Zuschauer schmunzelt und reicht 2,50 Euro rüber. Die Platzkassiererin nimmt die Münzen. Es steht 1:0 für Ilse Kuck.
Weitere Folgen der Serie:
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Teil 60: Anton Plattner: Tiki-Taka mit dem Altmeister
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Teil 55: Legende Burgbacher: Keine fliegt so schön
Teil 54: Der Trainer-Trainer-Spieler: Markus Marburg ist Kult!
Teil 53: Hans Lubberich: Der 650-Kilometer-Chronist
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Teil 51: Mr. Meckinghoven: Wassereis statt Magnum Gold
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